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Bildung & Aufklärung

Veröffentlicht: 16.10.25

Haustierwissen kompakt: Artgerechte Kaninchenhaltung

Kaninchen sind weit mehr als nur süße Haustiere – sie sind neugierige, lebhafte Wesen, die ein artgerechtes Zuhause verdienen. Entdecken Sie, wie gute Haltung, richtige Ernährung und liebevoller Umgang für glückliche Kaninchen sorgen – und warum Wissen der beste Tierschutz ist.

Simone Hübner mit Rind Ivanhoe auf Gut Aiderbichl Iffeldorf.

Simone Hübner

Simone Hübner arbeitet seit über einem Jahr auf Gut Aiderbichl und seit vielen Jahren engagiert sich die Pädagogin im Tierschutz. Mit berührenden Tiergeschichten und Gutsführungen will sie bei Groß und Klein Verständnis, Liebe und Mitgefühl für Tiere entwickeln. Ziel ist es, eine tierfreundlichere Welt und ein Bewusstsein für eine pflanzenbasierte Ernährung zu schaffen.

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Inhalt

Kaninchen sind einfach fantastisch! Meine beiden Böckchen, Seppi und Bianco, machen mir täglich sehr viel Freude. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen: Kaninchen sind anspruchsvolle Haustiere, die viel Wissen und Sorgfalt ihrer Halterinnen und Halter brauchen, um artgerecht, gesund und glücklich zu leben.

Nachdem ich letztes Jahr meine zwei Kaninchen-Mädchen über die Regenbogenbrücke gehen lassen musste, habe ich beschlossen, mich medizinisch weiterzubilden und die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin zu beginnen. Je mehr ich über Kaninchen lerne, desto erstaunter bin ich, wie viel Unwissenheit über diese wunderbaren Tiere immer noch herrscht – leider oft mit Tierleid verbunden.

Mittlerweile weiß die breite Öffentlichkeit, dass Kaninchen nicht allein in Käfigen gehalten werden sollten und keine unkomplizierten „Einsteigerhaustiere“ für Kinder sind. Dieser Blogbeitrag erklärt, wie man Kaninchen artgerecht hält, richtig füttert, pflegt und beschäftigt – und räumt dabei mit alten Mythen auf, damit die kleinen Fellnasen ein glückliches Leben führen können. Oder, wie unsere Tierärztin Dr. Marianne Wondrak treffend formuliert:

 

„Kaninchen brauchen mehr Platz als erwartet, werden älter als erwartet und sind aufwändiger als man denkt.“

Artgerechte Kaninchenhaltung: „Mehr als nur ein süßes Haustier“ – mit Dr. Marianne Wondrak

 

Systematik und Grundbedürfnisse von Kaninchen

Kaninchen gehören – wie auch Hasen – zur Familie der Hasen (Leporidae) und zur Ordnung der „Hasenartigen“ (nicht zu den Nagern), allerdings zu unterschiedlichen Gattungen. Somit unterscheiden sich Hasen und Kaninchen grundlegend. Kaninchen leben als Sozialtiere in Kolonien, wohnen in Bauten und bevorzugen geschütztes Gelände. In freier Natur haben Kaninchengruppen große Reviere, wobei die Größe natürlich auch vom Futterangebot abhängt, also ungefähr 1 bis 2 Hektar (10 000 m² oder in anderen Worten ein Quadrat mit der Seitenlänge von 100 m).

Das richtige Gehege: wie leben Kaninchen so artgerecht wie möglich?

Grundprinzipien der artgerechten Kaninchenhaltung

Eine artgerechte Kaninchenhaltung orientiert sich immer am natürlichen Verhalten der Tiere. Kaninchen sind verspielt, neugierig und bewegungsfreudig – sie brauchen Platz, Abwechslung und geistige Anregung. Ein Gehege sollte deshalb nicht nur sicher, sondern auch abwechslungsreich gestaltet sein. Kaninchen möchten hoppeln, springen, buddeln, sich verstecken und ihre Umgebung beobachten. Wer diesen Bedürfnissen gerecht wird, sorgt dafür, dass die Tiere körperlich und seelisch gesund bleiben. Wichtig ist: Je größer der Lebensraum, desto besser. Schon zwei Kaninchen benötigen viel Bewegungsfreiheit – und kein handelsüblicher Käfig kann das bieten.

Platzbedarf und gesetzliche Mindestanforderungen

Eine ausreichende Gehegegröße ist entscheidend für das Wohlbefinden der Tiere – je mehr Platz sie haben, desto besser können sie ihr natürliches Bewegungsverhalten ausleben. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) schreibt in ihrem Merkblatt eine Mindestfläche von 6 m² für zwei Kaninchen vor, jedes weitere Tier benötigt zusätzliche 20 % Grundfläche. Diese Angaben dienen als Maßstab für die Auslegung des § 2 Tierschutzgesetz, der festlegt, dass Tiere „verhaltensgerecht unterzubringen“ sind und dass ihre Bewegungsmöglichkeiten nicht eingeschränkt werden dürfen. Im Klartext heißt das also: Dauerhafte Käfighaltung ist tierschutzwidrig. Bewegung ist nicht nur für Muskeln und Verdauung wichtig, sondern auch für das psychische Wohlbefinden.

Gehegegestaltung: Struktur, Materialien und Lieblingsplätze

Ein artgerechtes Kaninchengehege sollte abwechslungsreich gestaltet sein – so entsteht eine Umgebung, die den natürlichen Lebensraum der Tiere widerspiegelt. Verschiedene Böden sind wichtig:

  • Wiese zum Knabbern

  • Sand oder lockere Erde zum Buddeln

  • Steine oder Holzflächen zum Abkühlen im Sommer

Verstecke und erhöhte Plätze sind ebenso unverzichtbar. Häuschen, Tunnel, Baumstämme oder selbstgebaute Podeste bieten Sicherheit und Beschäftigung. Viele Kaninchen sitzen außerdem gern erhöht, um die Umgebung zu beobachten – schließlich sind sie Beutetiere. Ein schönes Beispiel ist meine eigene kleine Gruppe: Im Sommer lieben sie ihre Holzpagode, ein zweistöckiges Häuschen mit perfekter Aussicht auf Garten und Wiese. Solche Strukturen geben Kaninchen Sicherheit und Beschäftigung zugleich.

Auch die Aufteilung des Geheges spielt eine große Rolle. Die Nacht verbringen sie in einem an den Freilauf angrenzenden Schuppen neben der Garage, der etwa 4 m² groß ist und mehrere Ebenen bietet. Darin steht ein klassischer, zweistöckiger Holzstall mit verschiedenen Bereichen: kuschelige Schlaf- und Fressplätze mit Stroh, Heu und Hanfmatten, sowie eine Ecke als „Toilette“. Durch ein kleines Fenster fällt Tageslicht, und auf der Fensterbank sitzen die beiden gern, um nach draußen zu schauen. Der Bodenbereich bleibt zum Hoppeln frei – so können sie sich auch drinnen gut bewegen.

Beim Selberbauen gilt: nur unbehandeltes Holz verwenden. Eine befreundete Tierheilpraktikerin und Kaninchenexpertin nutzt zum Beispiel Vogelhäuschen als Heufutterstationen – eine einfache, aber clevere Idee. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Kaninchengehege auf Gut Aiderbichl Henndorf

Schutz und Sicherheit im Freigehege

Ein artgerechtes Kaninchengehege muss nicht nur spannend, sondern vor allem sicher sein. In freier Natur sind Kaninchen ständige Beutetiere – daher brauchen sie im Garten besonderen Schutz. Ein stabiler Holzzaun, idealerweise zusätzlich mit Hasendraht gesichert, schützt vor Füchsen, Katzen oder Mardern. Nach oben sollte das Gehege immer mit einem engmaschigen Netz abgedeckt sein, um Greifvögel fernzuhalten. Meine Kaninchen dürfen nur nach draußen, wenn jemand zuhause ist – wir wohnen schließlich am Waldrand. Sicherheit hat immer Vorrang. Kaninchen sind flink, aber auch empfindlich – ein Schreckmoment kann sie in Panik versetzen und dann sind Verletzungen schnell passiert. Auch im Gehege selbst sollten alle Gefahrenquellen beseitigt werden: scharfe Kanten, offene Gittertüren oder spitze Drahtenden. Kaninchenpfoten sind empfindlich und ein Hängenbleiben kann zu schweren Verletzungen führen.

Klima, Temperatur und Licht

Kaninchen lieben kühle Temperaturen – optimal sind 15 bis 20 °C. Sie vertragen Kälte deutlich besser als Hitze, denn sie können nicht schwitzen oder hecheln. Temperaturen über 25 °C verursachen schnell Hitzestress, der lebensgefährlich werden kann. Darum ist es ideal, das Freigehege an einer schattigen, gut belüfteten Stelle, etwa an der Nordostseite des Hauses, zu platzieren. Auch Sonnenschutz ist wichtig: Sträucher, Sonnensegel oder kleine Unterstände bieten Rückzugsorte, wenn es zu heiß wird. Im Winter ist Licht nicht nur für die Stimmung wichtig, sondern auch für die Vitamin-D-Versorgung. Tiere, die viel drinnen leben, sollten daher entweder regelmäßig Sonne tanken dürfen oder eine UVB-Lampe bekommen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Wohnungshaltung und Kaninchenzimmer

Nicht jeder hat einen Garten – aber auch Wohnungskaninchen können glücklich leben, wenn ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Ideal ist ein eigenes Kaninchenzimmer oder ein abgetrennter Bereich mit ausreichend Platz zum Hoppeln und Springen. Viele Kaninchen werden problemlos stubenrein und lassen sich gut an den Alltag in der Wohnung gewöhnen. Wichtig ist, dass der Raum kaninchensicher ist:

  • keine losen Kabel

  • keine Giftpflanzen

  • keine gefährlichen Schlupflöcher hinter Möbeln

Auch in der Wohnung brauchen die Tiere Sonnenlicht und Frischluft. Ein geöffnetes Fenster oder Balkonbesuche (in sicherer Umrandung) reichen oft schon aus. Im Winter hilft, wie schon erwähnt, eine UVB-Lampe bei der Vitamin-D-Bildung. Sind die Tiere im Sommer draußen, ist eine zeitweise Wohnungshaltung im Winter meist unproblematisch – solange sie weiterhin genügend Bewegung und Licht bekommen.

Typische Fehler in der Kaninchenhaltung

Auch bei bester Absicht schleichen sich in der Kaninchenhaltung immer wieder Fehler ein – meist aus Unwissenheit. Wer seine Tiere artgerecht halten möchte, sollte diese häufigen Missverständnisse kennen und vermeiden:

  • Kaninchen sind keine Tiere für Kinderhände: Oft werden die kleinen, süßen Kaninchen als Haustiere für Kinder angeschafft. Doch diesem Wunsch sollte man nicht unüberlegt nachgeben, denn auch Kleintiere brauchen Verantwortung und Pflege. Kaninchen können bis zu zehn Jahre oder älter werden und erfordern tägliche Fürsorge – Füttern, Misten und Beschäftigung gehören einfach dazu, auch wenn man mal keine Lust hat. Schon der nächste Urlaub kann sonst zum Problem werden. Mit Geduld und Zuwendung lassen sich Kaninchen zähmen und ihr Vertrauen gewinnen – ein schönes Erlebnis, wenn sie schließlich ein Leckerli aus der Hand nehmen. „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ (Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry)
  • Falsches Hochheben und grober Umgang: Kaninchen dürfen niemals an den Ohren oder im Nacken hochgehoben werden – das verursacht ihnen große Angst und kann zu schweren Verletzungen führen. Richtig hebt man sie auf, indem man eine Hand unter den Brustkorb legt, die Vorderbeine leicht fixiert und mit der anderen Hand das Hinterteil stützt, um das Becken zu sichern. Wichtig: Kaninchen sollten nur hochgenommen werden, wenn sie ihrem Menschen bereits vertrauen. Kinder dürfen dies anfangs nicht allein tun, denn Stürze führen schnell zu schweren Wirbelsäulenverletzungen.
  • Käfig- und Stallhaltung: Noch immer werden Kaninchen oft in engen Käfigen oder Ställen gehalten – ein Bild, das leider an frühere Zeiten erinnert, als Züchter ihre Tiere in übereinander gestapelten Boxen an der Hauswand hielten. Oft stehen solche Ställe heute in der Garage (was wegen der Abgase völlig ungeeignet ist) oder direkt am Haus. Im Sommer dürfen die Tiere dann vielleicht in ein kleines Gehege auf die Wiese – meist kaum größer als ein bis zwei Quadratmeter. Doch das ist weder artgerecht noch tierschutzkonform. Kaninchen haben einen ähnlichen Bewegungsdrang wie Katzen und brauchen Raum zum Hoppeln, Buddeln und Erkunden. Eltern sollten daher nicht nur darauf achten, dass die Kinder Spaß am Haustier haben, sondern auch Verantwortung für dessen Wohl übernehmen. Eine tiergerechte Haltung ist durchaus möglich – etwa in einem gesicherten Gartenfreigehege, in einem eigenen Kaninchenzimmer oder sogar auf einem gut geschützten Balkon. Grundregel: „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“
  • Bewegungsmangel: Dass sich optimale Kaninchenhaltung daran orientiert, wie die Tiere in freier Wildbahn leben, ist klar. Sie brauchen viel Platz und dürfen nicht nur in einem Käfig oder Stall leben. Folgende Bewegungsformen sind arttypisch: Hoppeln, Rennen, Wenden, Hakenschlagen, Kapriolen (Freudensprünge!), Springen, Hochspringen, Scharren, Graben, Aufrichten.
  • Mangelnde Sachkenntnis: Die artgerechte Haltung von Kleintieren ist ohne fundiertes Wissen kaum möglich. Wer Kaninchen hält, sollte sich gut informieren, zum Beispiel durch Fachbücher oder Ratgeberliteratur. Viele wertvolle Informationen findet man inzwischen auch online, etwa auf spezialisierten Kaninchenseiten wie „Kaninchenwiese“ oder „Möhren sind orange„. Eltern sollten ihre Kinder bei der Pflege unterstützen und sie zu einem liebevollen, respektvollen Umgang mit den Tieren anleiten – dazu gehören das richtige Hochheben, Streicheln und auch das Verständnis dafür, wenn ein Tier nicht angefasst werden möchte. Leider sieht man immer wieder, dass Kinder Kaninchen wie Spielzeug behandeln – etwa, wenn sie in Netzen oder Puppenwagen transportiert werden. Kinder unter zwölf Jahren sollten daher nie allein für die Pflege eines Haustiers verantwortlich sein. Diese Aufgabe erfordert Geduld, Wissen und Verantwortungsbewusstsein – und das sollten Erwachsene vorleben.
  • Falsches Futter: Leider werden Kaninchen oftmals falsch gefüttert. Dass beispielsweise Trockenfutter, Getreidemischungen, Pellets und trockenes Brot ungesund sind und Kaninchen krankmachen, betonen Tierärzte immer wieder. Deswegen schauen wir uns im nächsten Punkt genauer an, wie gesunde Kaninchenernährung, die die Tiere lange gesund hält, aussehen kann. Allerdings sei vorweggenommen, dass verschiedene Punkte, wie beispielsweise die Heufütterung, auch von Fachleuten immer wieder kontrovers diskutiert werden.

Ernährung: Artgerecht füttern für gesunde Kaninchen

Ernährung in der Natur als Vorbild

Wildkaninchen ernähren sich als Folivore (Blattfresser) und Herbivore in der Natur von frischen, grünen Pflanzenteilen, Knospen und Blattspitzen. Darüber hinaus auch von Wurzeln und Rinden. Daran sollte sich auch die Ernährung von Hauskaninchen orientieren (nicht nur, weil sie eine kurze Domestikationsgeschichte haben).

Häufige Ernährungsfehler

Viele Halter glauben noch, dass Kaninchen „hartes Brot“ brauchen oder handelsübliches Trockenfutter, Pellets oder Joghurt-Drops sinnvoll sind. Dr. Marianne Wondrak warnt: „Gelbes, oranges und rotes Gemüse gibt es nur ab und zu als Nascherei.“ Zuckerhaltige Leckerli wie Knabberstangen sind ebenfalls nicht geeignet.

Grünfutter und Karotten zum Naschen für unsere Kaninchen

Grundfutter: Heu und Wasser

Kaninchen brauchen ständig Heu von guter Qualität und frisches Wasser in einem sauberen Trinknapf – besser als Nippeltränken, die schnell zu Keimschleudern werden. Altes, nicht gefressenes Heu muss regelmäßig ausgetauscht werden und Reserve-Heu sollte immer gut gelagert werden, da es sonst Allergien auslösen kann. Heu ist gut strukturiertes Futter, das die Tiere zum Kauen anregt. Allerdings gilt es heute nicht mehr als ideal, Heu als Hauptfutter zu füttern (Quelle: Kaninchenwiese, 2025) da Kaninchen eben auch Frischköstler sind und die Vitaminversorgung so eventuell nicht gesichert ist und die Tiere bei Kleinigkeiten Verdauungsprobleme bekommen.

Auch der Wechsel von Frischfutter und Heu belastet die Verdauung ungleichmäßig, da Frischfutter schneller durch die Verdauung geschleust wird als trockenes Futter (Heu) (Quelle: Kaninchenwiese, 2025). Deshalb sollte man sich an die Fütterungspyramide halten, auf die wir unten nochmal genauer eingehen. Dr. Jutta Hein:Je gröber das Futter und/oder je länger die Struktur der pflanzlichen Fasern, umso höher ist der für die Futteraufnahme benötigte Zeitaufwand. Je mehr Zeit auf das Fressen verwendet wird, umso besser sind die Abnutzung der Zähne und die Nutzung des Magen-Darm-Trakts und umso geringer ist die Langeweile.“ (Quelle: Kaninchenwiese, 2025)

Frischfutter und Fütterungspyramide

Das ist schon der erste Grund, warum Kaninchen kein handelsübliches Trockenfutter, Pellets, etc. bekommen sollten. Sie werden zu schnell satt und kauen dann weniger. Ferner könnten sie auf etwas Hartes beißen und so ihre Zähne, die nicht so fest im Zahnfleisch verankert sind, schädigen, was zu Zahnwurzelabszessen führen kann.

Hier nochmals zusammenfassend die Nachteile von Trockenfutter:

  • Zahnerkrankungen
  • Verdauungsstörungen
  • Blasengries
  • Übergewicht/Untergewicht
  • Verhaltensstörungen

Grundfutter ist neuesten Erkenntnissen zufolge immer vielfältiges, frisches Grünfutter, das immer zur Verfügung stehen sollte. Grundsätzlich unterscheidet man eine Sommer- und eine Winterfütterung. So besteht die Sommerfütterung zu 80 % aus Grünfutter (also 2/3 Gräser und 1/3 Wiesenkräuter), 15 % Gemüse und 5 % Obst. Zum Grünfutter zählen auch Zweige und Blätter (bitte informieren, welche Kaninchen fressen dürfen). Die Winterfütterung ist meiner Meinung nach etwas schwieriger. Das Grünfutter besteht hier aus Bittersalaten, blättrigem Kohl, Gemüsegrün (gern Kohlrabigrün oder das Laub von Möhren), Küchenkräutern, Zweigen, Bambus und Blattgemüse. Sie können Mitte/Ende September schon damit anfangen, etwas Kohl und Salat zu füttern und die Kohlmenge dann allmählich steigern. Dieser Prozess der Umstellung dauert etwa drei Wochen, die Kaninchen werden wieder verstärkt Heu fressen. Gerne dürfen Sie auch gelbe Blätter füttern, die Kaninchen werden merken, dass sich der Sommer dem Ende zuneigt. Beim ersten Nachtfrost gibt es dann keine Wiese mehr. Mit Kräutermischungen können Sie den Prozess unterstützen.

Zusatzinfo

Heu und damit Rohfaser ist auch wichtig, damit der Kotbrei im Darm weitertransportiert wird. Denn Kaninchen verfügen als Tiere mit einem Stopfmagen nicht über eine starke Peristaltik. Somit wird es nach wenigen Stunden, in denen die Tiere nichts fressen, lebensgefährlich und die Tiere müssen zugefüttert („gepäppelt“) werden. Dabei wird dem Kaninchen Futterbrei mit einer Spritze (ohne Nadel!) ins Mäulchen gegeben. Kaninchen sprechen auch sehr gut auf Heilpflanzen an. Im Internet findet man einige Listen, welche Pflanze wie wirkt; dies würde allerdings den Rahmen dieses Blogs sprengen. Kaninchen, die Grünfutter ad libitum erhalten, können die entsprechen Kräuter aufnehmen. Kaninchen, die diese Möglichkeit nicht haben, muss man entsprechend vorsichtig mit kleinen Mengen anfüttern und die Verträglichkeit testen.

Giftpflanzen – was Kaninchen meiden sollten

Im Garten: Eibe, Fingerhut, Oleander, Herbstzeitlose, Aronstab, Buchsbaum, Efeu, Rhododendron, Narzissen, Tulpen, verschiedene Zwiebelgewächse, Rhabarber, Maiglöckchen, Lilien, Misteln.
In der Wohnung: Einblatt, Fensterblatt (Monstera), Ficus-Arten, Amaryllis, Alpenveilchen, Lilien, Weihnachtsstern.

Gesundheit & Pflege von Kaninchen

Gesundheitskontrolle und Beobachtung

Selbstverständlich muss man als Tierhalter dafür sorgen, dass sein Kaninchen gesund ist. Das bedeutet weit mehr, als nur Füttern und den Stall zu reinigen. Empfehlenswert ist ein Gesundheitsplan, auf dem man Impfungen, Wurmkuren (bei Hund und Katze) und das Gewicht einträgt. Kaninchen verstecken oft Krankheiten, daher ist es wichtig, das Verhalten und den Allgemeinzustand genau zu beobachten. Achten Sie dabei auf Fragen wie: Kommt das Kaninchen freudig zu Ihnen gehoppelt, wenn Sie den Stall oder das Zimmer betreten? Versteckt es sich plötzlich? Sind Augen klar und ohne Ausfluss? Gibt es Nasenausfluss? Frisst das Tier ausreichend? Ist der Popo sauber, wie ist die Konsistenz des Kots? Wirkt das Fell gepflegt und glänzend, gibt es Kahlstellen oder Verklebungen?

Notfälle erkennen

Ein Kaninchennotfall liegt vor, wenn das Tier nicht frisst. Innerhalb von 24 Stunden kann dies aufgrund von Verdauungsproblemen und Stoffwechselstörungen lebensbedrohlich sein. In einem solchen Fall sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Falls nötig, kann das Kaninchen mit spezieller Futterpaste vorsichtig zwangsernährt werden (Spritze ohne Nadel), damit der Verdauungstrakt unterstützt wird.

Gewicht, Zähne und Krallen

Darüber hinaus empfiehlt es sich, das Kaninchen wöchentlich zu wiegen und wenn es geht, die Zähne und Krallen zu kontrollieren. Die Krallen sollten nicht viel länger sein, als die Härchen an den Pfötchen. Je nachdem, wie die Kaninchen leben und ob sie die Möglichkeit zum Buddeln und Graben haben, nutzen sich die Krallen mehr oder weniger ab. Wenn Kaninchen beispielsweise überwiegend in der Wohnung leben, muss man eventuell die Krallen kürzen oder sie vom Tierarzt kürzen lassen. Das sollte man nicht tun, ohne sich von einem Fachmann anleiten zu lassen, nicht dass man ins Blutgefäß der Tiere schneidet. Gute Krallenscheren sind im Handel erhältlich.

Fellpflege

Langhaarige Tiere, wie Angora-Kaninchen oder Löwenkopfkaninchen sollten regelmäßig gebürstet werden. Besonders im Fellwechsel verhindert die Pflege Verfilzungen und das Verschlucken von Haaren, was zu Köttelketten führen kann. Bei kurzhaarigen Tieren genügt gelegentliches Bürsten, um den Überblick über Haut und Fellzustand zu behalten.

Löwenkopfkaninchen Bobby

Häufige Erkrankungen und Symptome

  • Zahnerkrankungen: Falsche Ernährung oder genetische Fehlstellungen können zu schief wachsenden oder zu langen Zähnen führen. Typische Anzeichen sind Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Speicheln, Zähneknirschen oder Verdauungsprobleme.
  • Verdauungsstörungen: Durchfall, Matschkot, Verstopfung oder Blähungen entstehen oft durch Fütterungsfehler (z. B. Snacks, Trockenfutter) oder Zahnprobleme. Fliegenmaden können im Sommer ebenfalls gefährlich werden.
  • Atemwegsinfekte: Atemwegsinfekte: Atemgeräusche, Atemnot, Nasen- oder Augenausfluss, Husten oder Niesen sowie verminderte Aktivität können auf eine Infektion hinweisen. Da sich aus einem leichten Infekt schnell eine Lungenentzündung entwickeln kann, sollte man frühzeitig reagieren und den Tierarzt aufsuchen. Manche Kaninchen entwickeln zudem einen chronischen Kaninchenschnupfen, der immer wieder aufflammen und eine langfristige tierärztliche Betreuung erfordern kann.
  • Augenerkrankungen: Rötungen, Ausfluss oder verklebte Augen können auf Bindehautentzündungen oder Verletzungen hindeuten. Eine Selbstbehandlung ist nicht empfehlenswert – der Tierarzt sollte hier die Diagnose stellen und ggf. eine Augensalbe verschreiben.
  • Erkrankungen der Harnorgane: Kaninchen scheiden überschüssiges Kalzium über die Nieren aus, was zur Bildung von Blasensteinen führen kann. Eine ausgewogene Ernährung und Beobachtung der Harnmenge sind wichtig. Leichte Probleme können durch Phytotherapie oder Blasen- und Nierentees unterstützt werden.
  • Gebärmuttererkrankungen (bei Weibchen): Häufig treten Tumore oder Verdickungen auf. Regelmäßige, vorsichtige Abtastung ist sinnvoll, und die Kastration wird empfohlen, um Erkrankungen vorzubeugen.
  • Enzephalitozoonose (EC): Eine häufige Infektionskrankheit, die das Zentrale Nervensystem, Nieren, Leber und Augen befällt. Sie äußert sich u. a. durch Kopfneigungen oder neurologische Auffälligkeiten. Eine Behandlung erfolgt über den Tierarzt.

Impfungen und Schutzmaßnahmen

Kaninchen können gegen Myxomatose und RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) geimpft werden, wobei die Impfung jährlich aufgefrischt werden sollte. Weitere empfehlenswerte Schutzmaßnahmen:

  • Schutz vor Insekten (z.B. Fliegengitter)
  • Vermeidung von Grünfutter von gefährdeten Gebieten (infizierte Wildkaninchen)
  • Hygiene im Stall
  • Regelmäßiger Gesundheitscheck
  • Kein Kontakt zwischen Wild- und Hauskaninchen

Beschäftigung und Sozialverhalten von Kaninchen

Aktivität und Ruhezeiten

Kaninchen verbringen ihren Tag hauptsächlich mit Bewegung, Futter- und Wasseraufnahme. Die Hauptaktivitätszeiten liegen in den frühen Morgenstunden und am Abend, während sie zwischen 10 Uhr vormittags und 17 Uhr nachmittags meist ihre Ruhe genießen. Komfortverhalten wie Gähnen, Strecken, Putzen, Schütteln und Wälzen wird an geschützten Plätzen ausgeübt.

Soziales Verhalten

Kaninchen sind sehr gesellige Tiere und brauchen mindestens einen Partner für die mentale Gesundheit. Sie interagieren durch gegenseitige Fellpflege, Kuscheln oder spielerisches Kontaktliegen. Ranghohe Tiere fordern ihre Partner oft zur Fellpflege auf. Auch Menschen können in die Interaktionen einbezogen werden, indem sie den Kaninchen behutsam Nähe und Aufmerksamkeit schenken.

Beschäftigung & Spiel

Um Kaninchen geistig und körperlich zu fordern, eignen sich Futtersuchspiele, Intelligenzspielzeuge oder selbstgebastelte Hindernisse im Gehege. Materialien sollten natürlich sein, z. B. Holz, Heu oder Naturfasern, keine Kleinteile oder Klebstoff. Manche Kaninchenhalter bringen ihren Tieren kleine Tricks bei, etwa Männchen machen oder zu einem bestimmten Ort laufen. Wichtig ist, die Tiere nicht zu überfordern und ausreichend Ruhephasen zu gewähren. Eine Buddelkiste mit Sand, Blättern, Holzstücken oder Kräutern ermöglicht den Tieren, ihrer Lieblingsbeschäftigung – Graben und Buddeln – nachzugehen.

Spielende Kaninchen auf Gut Aiderbichl Henndorf

Qualzuchten bei Kaninchen

Am gesündesten sind Kaninchen, die dem Wildkaninchen ähneln. Viele Menschen finden sogenannte Qualzuchten extrem süß, leider leiden sie aber auch oft extrem. Kaninchen gelten als Qualzucht, wenn sie Jahrzehnte lang so gezüchtet wurden, dass Körperteile verformt und/oder eine Veranlagung für Krankheiten geschaffen worden sind, die für das Tier mit Leiden, Schmerzen oder einer Einschränkung im Leben einhergehen (Quelle: Kaninchenwiese, 2025).

Als Qualzucht gelten:

  • Widderkaninchen (Schlappohren): So haben Widder mit ihrem abgeknickten Gehörgang oft Probleme mit den Ohren (Ohrenschmerzen), aber auch Zahnprobleme
  • Albino Kaninchen. Sie sind oft sehbehindert und lichtempfindlich.
  • Zwergrassen (unter 1,5 kg)
  • Sehr große Rassen (ab ca.7 kg)
  • Gescheckte Kaninchen (Punktscheckung)
  • Langhaarkaninchen (Angora, z. T. Teddykaninchen)
  • Satinkaninchen
  • Rexkaninchen

Woher bekomme ich gesunde Kaninchen?

Kaninchen aus dem Tierschutz – „adopt don’t shop“

Heutzutage ist es nicht einfach, ein gesundes Kaninchen von einem verantwortungsbewussten Züchter zu bekommen. Daher gilt die Empfehlung: „adopt don’t shop“. Ein Tier aus dem Tierschutz zu adoptieren, lohnt sich nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch, weil viele Tiere aus Vernachlässigung oder Verwahrlosung gerettet wurden. Auf Gut Aiderbichl leben derzeit 167 Kaninchen, jedes mit einer eigenen, berührenden Geschichte. Die Verantwortung für ein Kaninchen sollte vor der Anschaffung gut bedacht werden. Besonders bei kranken Tieren kann die Pflege zu einer großen psychischen Belastung werden, da sie regelmäßig gepäppelt werden müssen – auch nachts – und hohe Tierarztkosten verursachen können (Operationskosten von bis zu 1.000 € sind keine Seltenheit). Ein Tierarzt, der auf Kaninchen spezialisiert oder zumindest kaninchenkundig ist, sollte in der Nähe verfügbar sein.

Kaninchen vom Züchter

Wenn Sie ein Jungtier einer bestimmten Rasse vom Züchter möchten, gelten ähnliche Regeln wie bei Hundezüchtern:

  • Lassen Sie sich die Elterntiere zeigen; sie sollten gesund, agil und neugierig wirken.

  • Die Haltung der Tiere muss artgerecht sein, mit ausreichend Platz und einer schönen Umgebung.

  • Ideal ist eine Gruppenaufzucht mit zutraulichen Tieren.

  • Von Tieren aus dem Zoohandel rät Dr. Marianne Wondrak grundsätzlich ab.

Wissen und Verantwortung

Egal ob aus dem Tierschutz oder vom Züchter: Ein Kaninchen braucht fachgerechte Versorgung, Platz, Beschäftigung und medizinische Betreuung. Die Vermittlung von Tierwissen, wie hier im Blog, ist entscheidend, um Kaninchen ein gesundes, artgerechtes Leben zu ermöglichen. Tiere aus „zweiter Hand“ haben eine zweite Chance verdient – und die Pflege macht die Halter auf lange Sicht oft glücklich und erfüllt.

Fazit zur artgerechten Kaninchenhaltung

Kaninchen sind fantastisch, wie ich eingangs schon festgestellt habe. Sie sind wunderbare Haustiere und Freunde, allerdings gehören sie in fachkundige und liebevolle, verantwortungsbewusste Hände. Anders als nämlich unsere Hunde und Katzen, die schon mal kratzen und beißen können, sind die kleinen Wackelnäschen als klassische Beutetiere darauf angewiesen, dass wir Menschen sie genau „lesen“ und verstehen und uns darum kümmern, dass es ihnen gut geht. Ich schließe hier mit den Worten von Mahatma Gandhi:

Je hilfloser ein Lebewesen ist, desto größer ist sein Anrecht auf menschlichen Schutz vor menschlicher Grausamkeit.

Wie bezaubernd Kaninchen sind, können Sie auch immer wieder bei Besuchen auf Gut Aiderbichl erleben! Wann kommen Sie vorbei und statten unseren Wackelnäschen einen Besuch ab?

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