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TiergesundheitUmwelt & Artenschutz

Veröffentlicht: 12.05.25

Gesunde Pferde brauchen gesunde Weiden – Warum weniger oft mehr ist

Gesunde Pferde brauchen mehr als gutes Futter – sie brauchen gesunde, naturnahe Weiden. In diesem Artikel erfahren Sie, warum unsere traditionellen Vorstellungen von „idealen“ Pferdeweiden oft krank machen, welche Rolle Wildgräser, Bodenpflege und Heu spielen – und wie man mit den richtigen Maßnahmen die Gesundheit deiner Tiere langfristig fördern kann.

Dr. Renate Vanselow

Dr. Renate Vanselow

Dr. Renate Vanselow ist Diplom-Biologin, Fachgebiet Ökophysiologie, mit langjähriger Erfahrung in der Ökosystemforschung. Seit 2020 ist sie bei der Sandgrueb-Stiftung tätig und berät u.a. Gut Aiderbichl umfassend zu ökologischen Aspekten der Pferdehaltung, Biodiversität, und des Weidemanagements. Sie ist auch Autorin der Fachbücher "Pferd und Grasland" und "Pferd und Gehölz".

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Pferde und Esel stammen ursprünglich kargen Landschaften, in denen sie zeitweise mit wenig Futter überleben und große Strecken zurücklegen mussten. Diese evolutionäre Prägung ist bis heute tief im Stoffwechsel der Tiere verankert. Doch in der modernen Pferdehaltung sind genau diese genetischen Voraussetzungen zunehmend ein Gesundheitsrisiko.

Denn was heute als „ideale“ Pferdeweide erscheint – sattgrüne, nährstoffreiche Rinderweiden – ist in Wahrheit für viele Pferde ein Krankheitsherd. Besonders sogenannte leichtfuttrige Rassen wie Kaltblüter und Ponys oder Pferde im Erhaltungsbedarf (ohne tägliche Leistung) reagieren empfindlich auf das Überangebot an Energie. Das Resultat: Übergewicht, Stoffwechselentgleisungen und im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Erkrankungen wie Hufrehe.

Die richtige Futtergrundlage – Wildgräser statt Hochleistungsgräser

Pferde brauchen kein Rinderkraftfutter vom Acker, sondern strukturreiches, artenreiches Dauergrünland mit energiearmen, aber mineralstoffreichen Wildgräsern und Heilkräutern. Im Zuge der Zusammenarbeit der Sandgrueb-Stiftung, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Gut Aiderbichl werden seit 2021 botanische Aufnahmen der Weideflächen von Gut Aiderbichl erstellt. Ziel ist es, eine ausgewogene und energiearme Ernährung der Equiden zu sichern und eine nachhaltige Versorgung mit geeignetem, naturbelassenem Futter.

Nachhaltiges Bodenmanagement: Keine Chemie, kein Risiko

Deshalb sind Bodenanalysen, abgestimmte Düngepläne und möglichst der Verzicht auf synthetische Dünger sinnvoll. Denn intensive Weidenutzung, oft mit NPK-Düngern (Stickstoff, Phosphor, Kalium), fördert einseitiges Pflanzenwachstum, laugt die Böden aus und gefährdet durch Nährstoffauswaschung sogar das Trinkwasser. Dazu kommt: Der plötzliche Graswuchs durch mineralische Düngung erhöht die Gefahr von Hufrehe massiv.

Stattdessen kommen auf Gut Aiderbichl natürliche Alternativen wie Urgesteinsmehl und reifer Mist zum Einsatz. Dieser verbessert nicht nur langfristig die Bodenstruktur, sondern hilft auch, Parasiten und Beikräuter durch natürliche Prozesse zu reduzieren. So entsteht ein gesunder Kreislauf, in dem Boden, Pflanze und Tier im Einklang stehen.

Saatgut: Wild statt gezüchtet

Ein großes Problem konventioneller Pferdeweiden liegt im Saatgut. Die handelsüblichen Mischungen enthalten meist nur sechs verschiedene Hochleistungsgräser – viel zu energiereich und völlig ungeeignet für die Bedürfnisse der meisten Pferde. Schlimmer noch: Studien zeigen, dass ein Viertel dieser Mischungen mit Endophyten infiziert sind – Pilzen, die zwar die Widerstandskraft der Pflanzen stärken, aber als endokrine Disruptoren hormonell wirksam und für Pferde hochgiftig sind. Deshalb sollten die Flächen auf solche Pilzgifte getestet werden. Dies geschieht bereits auf Gut Aiderbichl. Wo möglich, wird mit Wildsaatgut von hofeigenen, unbelasteten Flächen gearbeitet. So entstehen gesunde, artenreiche Weiden – ganz im Sinne artgerechter Pferdehaltung.

Heu: Nicht zu grün, nicht zu viel

Auch bei der Heuernte gilt: Weniger ist mehr. Grünes, blattreiches Heu mag gut aussehen – doch es enthält oft viel zu viel Energie. Die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Grasland und Viehwirtschaft (ÖAG) empfiehlt solches Heu nur für Sport- und Zuchtpferde. Für Robustrassen ist dagegen energiearmes, strukturiertes Heu aus späteren Schnitten deutlich besser geeignet.

Auf Gut Aiderbichl wird Heu deshalb nur nach strenger Kontrolle verfüttert. Jeder Ballen wird etikettiert, seine Herkunft, Schnittzeitpunkt, Feuchtigkeit und Lagerbedingungen werden dokumentiert. So lässt sich die Qualität rückverfolgen – ein entscheidender Schritt zu gesunder, bedarfsgerechter Fütterung.

Außerdem wird das Raufutter in Heunetzen angeboten, um lange Fresszeiten ohne Fresspausen zu ermöglichen. Denn gerade bei älteren Tieren führt langfaseriges Heu, langsam gefressen, zu besserer Verdauung und beugt Magen-Darm-Erkrankungen vor.

Gut Aiderbichl Henndorf: Selbst gemachtes Heu für unsere Tiere

Fazit: Heu und Weide sind mehr als Futter – sie sind Gesundheitsvorsorge

Die naturnahe Pferdehaltung beginnt nicht im Stall, sondern auf der Weide. Wer gesunde, langlebige Pferde möchte, muss ihre Bedürfnisse ernst nehmen – und dazu gehört ein konsequenter Verzicht auf überdüngte, energiereiche Flächen und ein Umdenken bei Saatgut und Heuerzeugung. Denn nur mit einer intakten Natur können wir die Gesundheit der Tiere langfristig sichern.

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Auf Gut Aiderbichl finden viele gerettete Pferde, Ponys und Esel ein sicheres Zuhause. Damit sie gesund leben können, brauchen sie mehr als Schutz – sie brauchen passende Lebensräume. Mit deiner Spende hilfst du, diese zu erhalten und artgerechtes Tierleben möglich zu machen.

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