
Veröffentlicht: 04.07.25
Bedeutende Fortschritte für das Wohlergehen älterer Pferde
Mit dem Alter verändern sich bei Pferden Verdauung und Nährstoffaufnahme. Dieser Blogartikel stellt neue Erkenntnisse vor, die helfen können, die Fütterung älterer Pferde zu optimieren – und so ein gesundes Altern zu unterstützen.
Inhalt
Hatte Gut Aiderbichl früher viele junge Pferde und Fohlen, die von Märkten gerettet wurden, liegt das Verhältnis zwischen jung und alt heute etwa bei 50:50. Alte Pferde, mit über 20 Jahren, sind daher nicht mehr Ausnahme, sondern eher die Regel. Um die Lebensqualität dieser Pferde zu verbessern und ihnen ein gesundes Altern zu ermöglichen, ist Gut Aiderbichl in einige Forschungsprojekte involviert. Diese nachfolgende Studie ist eine, in die Gut Aiderbichl zum Wohl der Tiere eingebunden ist.
Mit zunehmendem Alter treten bei Pferden Veränderungen im Verdauungssystem auf, darunter Beeinträchtigungen der Nährstoffaufnahme und der Schleimhautbarrierefunktion. Dieser Blogartikel präsentiert neue Erkenntnisse, die zur Optimierung der Fütterung älterer Pferde beitragen können. Die Berücksichtigung dieser Empfehlungen könnte ein gesundes Altern der Pferde fördern.
Verbesserung des Wissens über ältere Pferde
Das Altern führt bei Pferden zu physiologischen Veränderungen, die zu einer Zunahme von Erkrankungen führen können. Viele dieser Probleme (Verschlechterung des Gesundheitszustands, chronische Entzündungen, Koliken usw.) stehen in Zusammenhang mit Verdauungsstörungen.
Bis vor Kurzem war nur wenig darüber bekannt, wie sich die Verdauung mit zunehmendem Alter verändert. Weltweit gibt es heutzutage jedoch mehr ältere Pferde als je zuvor. Daher hat die Sandgrueb-Stiftung in Zusammenarbeit mit Gut Aiderbichl ein ambitioniertes Forschungsprogramm ins Leben gerufen, um zu untersuchen, wie sich Verdauung und Gesundheit mit zunehmendem Alter verändern. Ziel ist es, Empfehlungen, insbesondere Ernährungsempfehlungen, zu erstellen, die speziell auf ältere Pferde zugeschnitten sind.
Unterschiedliche Verdauung bei älteren Pferden
Als Herbivoren decken Pferde ihren Hauptenergiebedarf grundsätzlich mit Ballaststoffen, die in Form von frischem oder getrocknetem Futter wie Gras, Heu und Heulage aufgenommen werden. Diese Ballaststoffe bestehen hauptsächlich aus Zellulose und verschiedenen Arten von Hemicellulose, also langen Ketten komplexer Kohlenhydrate. Diese können nur von den Mikroorganismen im Dickdarm des Pferdes abgebaut werden. Daher können Pferde Ballaststoffe ausschließlich mithilfe ihrer Darmmikrobiota verdauen! Je effektiver diese die Ballaststoffe verdaut, desto mehr Energie kann das Tier aus dem aufgenommenen Futter gewinnen.
Erste Untersuchungen, die 2020 in Gut Aiderbichl in Trévol (Frankreich) durchgeführt wurden, deuteten darauf hin, dass sich die Mikrobiota des Dickdarms mit zunehmendem Alter erheblich verändert. Mit steigendem Alter der Tiere nimmt die Vielfalt der Bakterien, aus denen ihre Mikrobiota besteht, ab. Dadurch wird das Ökosystem fragiler. Zudem wurde beobachtet, dass sich die Zusammensetzung der Mikrobiota mit zunehmendem Alter stetig verändert.
Um die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Verdauung zu überprüfen, wurden 2021 und 2022 weitere Studien durchgeführt, in denen die Verdauungseffizienz gesunder erwachsener und älterer (>20 Jahre) Pferde verglichen wurde. Die Unterschiede in der Vielfalt und Struktur der Mikrobiota wurden bestätigt. Entgegen den Erwartungen der Forscher stellte sich jedoch heraus, dass die Mikrobiota im Dickdarm älterer Pferde Ballaststoffe effektiver abbaut als die der jüngeren.
Eine mögliche Veränderung der Darmbarriere
Wenn die Fähigkeit der Mikrobiota, Ballaststoffe abzubauen, während des Alterungsprozesses erhalten bleibt, wie lassen sich dann die Probleme und die Verschlechterung des Zustands einiger Pferde im Alter erklären? Eine mögliche Erklärung ist eine Veränderung der sogenannten Transitzeit: Verkürzt sich die Verweildauer im Dickdarm, bleibt den Mikroorganismen weniger Zeit, um die Ballaststoffe abzubauen. Diese Hypothese wird derzeit geprüft, und eine Antwort wird in Kürze vorliegen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die von der Mikrobiota produzierten Energiestoffe (kurzkettige Fettsäuren) nicht richtig absorbiert werden. Vorläufige Ergebnisse stützen diese Hypothese: Der Kot älterer Pferde enthält mehr kurzkettige Fettsäuren, die aus der Ballaststoffverdauung stammen, aber der Anteil, der in den Blutkreislauf gelangt, ist geringer. Daher kann die Ballaststoffverdauung zwar weiterhin effektiv sein, die Absorption kann jedoch mit zunehmendem Alter eingeschränkt sein.
Die Dickdarmschleimhaut spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Energiestoffen, sondern dient auch als Barriere gegen Krankheitserreger. Es wurde beobachtet, dass die Konzentration von bakteriellen Toxinen aus dem Dickdarm im Blut älterer Pferde höher ist. Dies könnte dazu beitragen, die chronische, leichte Entzündung zu erklären, die bei älteren Pferden beobachtet wird. Die Gesamtfunktion der Dickdarmschleimhaut scheint sich daher mit höherem Alter zu verschlechtern.
Haflinger Nanuk zählt mit 32 Jahren zu einem der ältesten Pferde auf Gut Aiderbichl.
Empfehlungen zur Ernährung
Die Fütterungsempfehlungen für ältere Pferde beschränkten sich lange Zeit weitgehend darauf, dass sie ihre Rationen leicht verzehren können. Bei Zahnproblemen musste das Pferd die Ration leicht verkauen können. Darüber hinaus ist es wichtig, bei der Berechnung der Futteraufnahme die unterschiedliche Physiologie älterer Pferde zu berücksichtigen.
Insulinresistenz tritt häufig bei Pferden über 20 Jahren auf. Daher wird empfohlen, bei älteren Pferden Futterrationen zu bevorzugen, die wenig Stärke und leicht verdauliche Zucker enthalten. Dies ist besonders wichtig, da Studien gezeigt haben, dass bereits geringe Mengen an Stärke in der Futterration älterer Pferde (unterhalb des empfohlenen Grenzwerts für erwachsene Pferde) innerhalb weniger Wochen zu einer Verschlechterung der Darmbarriere führen können. Ältere Pferde scheinen viel empfindlicher auf die Aufnahme von Stärke zu reagieren als jüngere Erwachsene. Umgekehrt verbesserte die Ergänzung mit leicht verdaulichen, ballaststoffreichen Rohstoffen wie Luzerne und Rübenschnitzeln die Integrität des Dickdarms.
Wenn ältere Pferde keine Probleme mit der Futteraufnahme haben, kann ihre Ration aus Raufutter und einem geeigneten ballaststoffreichen/stärkearmen Zusatzfutter zusammengestellt werden. Wenn sie Schwierigkeiten beim Kauen haben, wird empfohlen, ihre gesamte Ration (einschließlich Raufutter und stärkearmem Zusatzfutter) vor der Fütterung zu mahlen und zu befeuchten.
Zukünftige Forschungsprojekte werden darauf abzielen, die Empfehlungen für ältere Pferde weiter zu optimieren, um sicherzustellen, dass sie eine an ihre Physiologie angepasste Fütterung erhalten. Ein weiteres Ziel ist es, unser Verständnis über die Entwicklung der Verdauung und damit verbundener Funktionen im Laufe des Lebens eines Pferdes zu vertiefen, um Störungen präventiv entgegenzuwirken. Dadurch wird es möglich sein, Pferden durch eine bedarfsgerechte Fütterung eine höhere Lebensqualität über einen längeren Zeitraum zu ermöglichen.