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Bildung & AufklärungTierschutz

Veröffentlicht: 30.01.25

Millionen von Tierversuchen und Experimenten – Gibt es keine Alternative zu Versuchstieren?

Die Geschichte der Tierversuche reicht weit zurück, doch die Frage bleibt: Gibt es wirklich keine Alternativen? Millionen von Tieren leiden noch immer in Laboren, doch immer mehr innovative Methoden könnten die Forschung in eine tierversuchsfreie Zukunft führen. Erfahren Sie mehr über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die aktuellen Praktiken und wie Alternativen dazu beitragen könnten, das Leid der Tiere zu verringern.

Mitarbeiterin Gisela steht neben einem Pferd

Gisela Pschenitschnig

Gisela Pschenitschnig arbeitet seit 20 Jahren auf Gut Aiderbichl. Mit herzerwärmenden Tiergeschichten und Gutsführungen gibt sie den Tieren eine Stimme. Ziel ist es, die Menschen zum Umdenken zu bringen und Tiere als Mitgeschöpfe zu respektieren.

Inhalt

Die Geschichte der Tierversuche reicht weit zurück: Die ersten Berichte stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus dem antiken Griechenland. Um 300 v. Chr. wurden erste Forschungen am Herzen von Tieren durchgeführt. Zu Beginn der Neuzeit wurden Leichen und Kadaver seziert, um anatomische Erkenntnisse zu gewinnen. Im Jahr 1633 begann René Descartes dann mit der öffentlichen Durchführung von Tierversuchen an lebenden Tieren und vertrat die These, dass Tiere keinen Schmerz empfinden. Diese These wurde jedoch widerlegt, und heute wissen wir, dass Tiere Schmerz, Freude und Trauer empfinden können.

Hund als erstes Versuchstier ohne Narkose

Descartes war einer der ersten, der Hunde bei lebendigem Leib auf ein Brett nagelte, um ihr Verdauungssystem zu studieren. Das schmerzvolle Schreien der Hunde wurde mit dem Quietschen eines nicht geölten Uhrwerks verglichen – als mechanischer Ton ohne subjektive Empfindung. Auch wenn heutige Tierversuche oftmals ähnlich grausam sind, finden sie in der Regel hinter verschlossenen Türen statt. Tierschützer und Konsumenten hoffen auf Alternativmethoden, um das Quälen von Millionen Tieren zu verhindern.

Rechtliche Grundlage zum Schutz von Versuchstieren in europäischen Versuchseinrichtungen

Die europäische Gesetzgebung zum Tierschutz beruht auf einer Richtlinie aus dem Jahr 1986, die das „3-R-Prinzip“ des Zoologen William Russell und des Mikrobiologen Rex Burch etablierte (Falter, 2002). Das „3-R-Prinzip“ fordert Forscher auf, Tierversuche so weit wie möglich zu ersetzen (Replacement), die Zahl der verwendeten Tiere zu verringern (Reduction) und die Belastung für die Tiere zu minimieren (Refinement). In ihrem 1959 erschienenen Werk „The Principles of Humane Experimental Technique“ formulierten Russell und Burch diese Leitlinien, die seither als Grundlage verantwortungsvoller Versuchstierforschung gelten.

Das Prinzip „Replacement“ bezeichnet den Ersatz von Tieren durch einfachere Organismen, wie zum Beispiel Wasserflöhe statt Fische zur Messung von Gewässerbelastungen. „Reduction“ steht für die Reduzierung der Anzahl von Tieren durch bessere Planung und Optimierung der Versuche. „Refinement“ beinhaltet den Einsatz von Schmerzmitteln und anderen Mitteln, um das Leiden der Tiere zu verringern.

Seit 2010 gilt in der EU die Richtlinie 2010/63/EU, die im Artikel 13 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union festlegt, dass das Wohlergehen von Tieren als fühlende Wesen in allen relevanten Bereichen, wie Landwirtschaft, Forschung, Verkehr oder Raumfahrt, berücksichtigt werden muss. Die Union und die Mitgliedstaaten müssen den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere als fühlende Wesen in vollem Umfang Rechnung tragen; sie berücksichtigen hierbei die Rechts- und Verwaltungsvorschriften und die Gepflogenheiten der Mitgliedstaaten insbesondere in Bezug auf religiöse Riten, kulturelle Traditionen und das regionale Erbe.

Der Unterschied zwischen Tierversuch und Tötung eines Tieres im Versuch

Das deutsche Tierschutzgesetz unterscheidet zwischen einem Tierversuch, der an einem lebenden Tier durchgeführt wird, und der Tötung eines Tieres zum Zwecke der Untersuchung von Organen oder Gewebe. Tierversuche, die mit Schmerzen oder Leiden für die Tiere verbunden sind, unterliegen strengen Genehmigungsanforderungen. Dies gilt auch für Versuche, bei denen das Erbgut von Tieren verändert wird, sofern dies mit Schmerzen oder Leiden einhergeht.

Laut § 8 des deutschen Tierschutzgesetzes sind Tierversuche an Wirbeltieren generell genehmigungspflichtig, außer in bestimmten Ausnahmefällen, wie etwa bei richterlich angeordneten Maßnahmen zur Impfung oder Blutentnahme.

Gesetzlich geregelte Bedingungen im Tierversuch

Tierversuchseinrichtungen müssen einen Tierschutzbeauftragten benennen, der sicherstellt, dass alle tierschutzrechtlichen Vorschriften eingehalten werden. Diese Fachpersonen, meist Tierärzte oder Biologen, überwachen die Durchführung der Versuche. Das Gesetz verlangt außerdem, dass Schmerzen und Leiden der Tiere so gering wie möglich gehalten werden – zum Beispiel durch die Verwendung von Narkosen bei Operationen.

Tierversuchseinrichtungen unterliegen strengen ethischen Prüfungen durch eine Ethikkommission, die sich aus Veterinären, Ärzten und Naturwissenschaftlern zusammensetzt. In Österreich werden Tierversuchslabore unangemeldet kontrolliert. Tierversuche für Kosmetika sowie Tierversuche an Menschenaffen sind in Österreich verboten. Zudem werden jährlich Förderungen und Preise für die Entwicklung von Alternativmethoden ausgeschrieben und finanziert.

Speziell gezüchtete Tiere für die Forschung

Nach europäischem Recht dürfen nur speziell für Tierversuche gezüchtete Tiere für wissenschaftliche Untersuchungen eingesetzt werden. In Ausnahmefällen ist es erlaubt, auch andere Tiere zu verwenden. Eigens für Versuche gezüchtete Tiere ermöglichen eine detaillierte Untersuchung von Krankheiten und deren Verbreitung in der Tierpopulation.

Zweckgebundener Einsatz von Tieren in Tierversuchen

Es soll nicht angenommen werden, dass Versuchstiere nur für die Grundlagenforschung (64,3 %) eingesetzt werden. Die Verwendung von Tieren betrifft Gebiete, die dem Konsumenten nicht bewusst sind. So werden beispielsweise 21 % der in Deutschland eingesetzten Versuchstiere zur Erforschung und Entwicklung von Produkten und Geräten für die Human-, Zahn- und Veterinärmedizin benötigt. 92 % der verwendeten Versuchstiere für die Grundlagenforschung sind Mäuse und Ratten. Viele humane Erkrankungen kommen bei Tieren nicht automatisch vor und so werden bei den Versuchstieren durch verschiedene Verfahren Symptome herbeigeführt, die den menschlichen Krankheiten ähneln.

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Versuchstiere ausschließlich für die Grundlagenforschung eingesetzt werden. Tatsächlich entfallen 21 % der eingesetzten Tiere in Deutschland auf die Entwicklung von Produkten und Geräten für die Human-, Zahn- und Veterinärmedizin. Zudem werden viele Tiere in der Krebsforschung verwendet, da sie eine ähnliche Krankheitsentwicklung wie der Mensch zeigen können. Die athymische Maus, beispielsweise, wurde speziell entwickelt, um als Modellorganismus für die Krebsforschung zu dienen (SWR, 2024).

Tierversuche zur Entwicklung von Kosmetika und Hygieneprodukten sowie in der Rüstungsindustrie sind in Europa mittlerweile verboten. In der Rüstungsforschung weltweit werden jedoch weiterhin Tierversuche durchgeführt, um Schutz- und Heilmittel gegen chemische oder biologische Kampfstoffe zu entwickeln (Wikipedia, 2024).

Einsatz von Versuchstieren in Österreich laut Tierversuchsstatistik 2023

Laut der Tierversuchsstatistik 2023 wurden in Österreich 223.266 Tiere für Versuche eingesetzt. Die Mehrheit dieser Tiere waren Mäuse (163.210), gefolgt von Ratten, Kaninchen, Hunden, Schweinen und anderen Tierarten. Gesamt waren es 23 223.266 Tiere.

Gut Aiderbichl – Appell für Menschenrechte für Affen

Auf Gut Aiderbichl leben nicht nur gerettete Nutztiere, sondern auch Tiere, die Opfer von Tierversuchen wurden. Ein Beispiel sind vierzig Schimpansen, die mehr als dreißig Jahre in engen Käfigen verbrachten und für HIV-Experimente missbraucht wurden. Diese Tiere leben heute in den Affenhäusern von Gut Aiderbichl Gänserndorf bei Wien und haben lange gebraucht, ihre Traumata durch Isolation und großer Qualen zu überwinden. Nach teils jahrzehntelangem Leiden genießen sie nun ihr neues Leben.

Die Verwandtschaft des Menschen mit dem Affen ist unbestreitbar: Schimpansen und Bonobos teilen etwa 98,7 % ihres Erbguts mit uns und zeigen Verhaltensweisen wie Lachen, Weinen und Empathie.

Ein Ende der Tierversuche – Ein Schritt in die richtige Richtung?

Ein Ende der Tierversuche würde die Forschung zwingen, ethische Grenzen zu respektieren und tierversuchsfreie Methoden zu entwickeln. Bereits heute setzen einige große Pharmaunternehmen auf alternative Methoden, die Tierversuche reduzieren sollen. So erwartet der Pharmakonzern Merck, dass Tierversuche in naher Zukunft der Vergangenheit angehören (Ärzte gegen Tierversuche, 2023). Auch Unternehmen wie Roche und Sanofi arbeiten daran, die Zahl der Versuchstiere drastisch zu verringern.

Das „Institute of Human Biology“ von Roche in Basel widmet sich modernen, tierversuchsfreien Methoden der Medikamentenentwicklung. Sanofi hat sich das Ziel gesetzt, die Zahl der Versuchstiere bis 2030 zu halbieren.

Alternativen zu Tierversuchen – Hoffnung für die Zukunft

Ob Alternativmethoden wie Experimente mit menschlichen Zellen oder Computermodellen tatsächlich das Leid der Tiere in Tierversuchen ablösen werden, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Solange es noch keine endgültige Lösung gibt, stehen wir als Gesellschaft in der Verantwortung, das Wohl der Tiere zu wahren.

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