
Nachruf Ella
Sie sprang von der Rampe des Pferdetransporters
Ella war 2002 ein junges Fohlen mit acht Monaten, als sie von der Rampe des Pferdetransporters heruntersprang. Sie hatte nach ihrer Mutter gerufen und packte die Gelegenheit beim Schopf, dem Transporter zu entkommen.
Ella hatte Glück und gehörte nun zum Aiderbichler Urgestein
Gut Aiderbichl war 2002 in den Anfängen, als die kleine Ella mithilfe einer Aiderbichler Mitarbeiterin aufgenommen werden konnte. Mit 22 Jahren Lebenszeit auf Gut Aiderbichl in Henndorf gehörte Ella zum Urgestein von Gut Aiderbichl. Sie sollte nicht das einzige Pferd bleiben, dass vor dem Pferdeschlachthof gerettet werden sollte.
Angst, Panik, Verzweiflung eines Tieres werden beim Schlachttransport nicht berücksichtigt
Kein Mensch kann sich vorstellen, was es für ein Tier bedeutet, auf einen Schlachttransporter geführt zu werden. Da ist Angst, Verzweiflung, Elle schrie nach der Mama – und sie sollte gewinnen.
Aber, wie viele Tiere haben keine Chance zum Weiterleben, wenn es für den Menschen darum geht, mit dem Tierleben Profit zu machen? Niemand, der ein Fohlen, Kalb oder Schweine auf einen Schlachttransporter drängt, fragt nach den Gefühlen des Tieres. Die Entschuldigung für solche Menschen, die sie sich selbst geben, heißt: „Es ist ja nur ein Tier und ich mache nur meine Arbeit!“.
Fürsorge, Liebe, Geduld und Vertrauen gelten auch für Tiere
Ella konnte beschützt und behütet zu einer wunderschönen Norikerstute heranwachsen.
Sie liebte es viele Jahre lang, mit ihren Artgenossen über die riesigen Weiden von Gut Aiderbichl in Henndorf zu laufen und nichts konnte sie jemals wieder daran erinnern, dass sie eigentlich für die Schlachtung in Italien ausselektiert worden war und dort zu Salami verarbeitet worden wäre.
Über all die Jahre hatte sich ein Gefühl der Vertrautheit und der Liebe mit ihren Tierpflegern entwickelt und jeder liebte Ella.
Ellas Lieblingsbeschäftigung galt dem Fressen
Ella aß für ihr Leben gern und erhaschte sich auch immer wieder ein Extraleckerli.
Mit den Jahren wurde die Hufrehe zu Ellas Problem. Alle drei bis vier Tage wurden Ellas Hufe von der Tierärztin kontrolliert und verschiedenste Schmerztherapien sollten sie von ihren Schmerzen befreien oder wenigstens die Schmerzen lindern.
Ella bekam einen Rehebeschlag, man versuchte auch, sie mit Hufschuhen, Hufverbänden und Eingipsen der Vorderhufe zu unterstützen, was dann auch eine Besserung brachte.
Trotzdem baute Ella ab und ihr Allgemeinzustand verschlechterte sich zusehends. Vor einigen Wochen kam der Tag, wo wir wussten, dass wir uns von einem der ersten Pferde auf Gut Aiderbichl verabschieden mussten. Gemeinsam im Team wurde mit der Tierärztin besprochen, Ella von den Schmerzen zu erlösen. Es war, als hätte sie darauf gewartet, sich hinlegen zu dürfen, langsam und friedlich und dankbar für all die Jahre auf Gut Aiderbichl, ihre Augen schließen zu dürfen. Viele Tränen begleiteten Ella auf ihrem letzten Weg auf die große Pferdewiese am anderen Ufer in ein neues Leben
Die Stärke eines Pferdes liegt in seiner Sanftheit.
Liebe Ella,
es ist, als wäre es gestern gewesen, als du als verstörtes, aufgeregtes Fohlen nach Gut Aiderbichl gekommen bist.
Wir werden niemals aufhören, dir und all den jungen Fohlen und erwachsenen Pferden, die in den Süden oder in den Osten zum Schlachten gefahren werden, eine laute Stimme zu geben.
Niemals dürfen wir aufhören uns zu fragen, mit welchem Recht der Welt der Mensch entscheidet, welches Tier zum Schlachter kommt und welches Tier weiterleben darf.
Du hast tiefe Spuren in den Herzen deiner Menschen hinterlassen und so bleibst du unvergessen. Mach’s gut, liebe Ella.