
Nachruf Esel Susi
Eselin Susi war eine der ganz „großen“ Aiderbichlerinnen
Im Frühling 2010 wurden Eselin Susi (damals 21 Jahre alt) und ihre Tochter Moni (damals 2 Jahre alt) Aiderbichlerinnen. Eine tierliebe Familie hatte Mitleid mit der trächtigen Eselin Susi, kaufte sie frei und brachte sie auf ihren Hof. Dort kam kurze Zeit später das Eselfohlen Moni zur Welt und Susi Welt war rundherum in Ordnung.
Die beiden Eselinnen genossen die Liebe und Fürsorge ihrer Menschen, doch leider war der Auslauf für die Tiere zu klein und zu eng. Es gab keine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen. Es war schwierig und unmöglich einen Platz zu finden – niemand wollte die beiden zu sich nehmen und ihnen ein artgerechtes Leben ermöglichen. So fragte man an, ob Susi und ihre Moni auf Gut Aiderbichl einziehen könnten.
Susi und Moni liebten ihre Menschen
Die beiden Eselinnen kamen bis zur Haustüre und schauten, ob sie jemanden finden, der ihnen vielleicht eine Karotte schenkt. Beide waren sehr zutraulich und wurden, damit sie genug Bewegung bekamen, von den Besitzern spazieren geführt. Der Platz war einfach zu klein und die Spaziergänge waren keine Dauerlösung für eine gute Haltung der Tiere.


In Zukunft waren lange Spaziergänge über den Hof von Gut Aiderbichl möglich
Susi und ihre kleine Moni staunten nicht schlecht, wie viele Artgenossen sie am Hof begrüßten. Da waren sogar Esel aus Griechenland dabei. Die Freude über den großen Stall und den Freilauf, den sie tagsüber genießen konnten, war riesig. Susi freundete sich mit Batis und der Kleinen Lilly an. Beide Eselinnen waren aus Griechenland nach Henndorf gekommen und trugen eine große Leidensgeschichte auf ihrem Rücken. Leider starb zuerst Batis und dann Jahre später die Kleine Lilly im hohen Alter von fast 51 Jahren.
Moni liebte ihre Mutter abgöttisch
Beide liebten es, an der Holzmauer der Großen Halle in der Sonne zu stehen. Ganz leise und mit geschlossenen Augen genossen sie die Wärme. Manchmal kam Marie daher und es war, als wollte sie sagen „He Mädls, Bewegung, auf geht’s!“. Susis Blick genügte und Marie ging des Weges. Moni ließ ihre geliebte Mama nie aus den Augen und niemand konnte die feste Bindung zwischen Mutter und Tochter stören.
Susi hatte einen starken Charakter und zeigte Selbstbewusstsein
Manchmal gab sie sich unnahbar und zeigte mit ihrer Körpersprache unmissverständlich, was sie wollte und was nicht. In den letzten Jahren war es, als würde sie durch das fortschreitende Alter mit uns Menschen milder und nachsichtiger werden. Ihre Augen schauten ruhig und gaben zu verstehen, dass das Streicheln sehr angenehm ist. Aber wenn sie Zeichen der Zuneigung nicht wollte, ging sie mit ihren langen, schlanken Beinen einfach weiter und ließ den Menschen stehen.
Susi wurde im Alter zugänglicher und milder
Manchmal war sie streng, doch das legte sich und es gab sogar Tage, da ging sie auf die Besucher zu, was sie sonst nicht tat.
In letzter Zeit wurde sie aufgrund verschiedener gesundheitlicher Probleme öfter dem Tierarzt vorgestellt. Susi litt an Hufrehe und Arthrosen und bekam leichte Schmerzmittel. Wir bemerkten, dass sie körperlich immer mehr abbaute und, dass ihre Moni sie immer mehr beobachtete und nicht aus den Augen ließ.
Tiere fühlen, wenn einer aus ihrer Mitte geht
Sehr besorgt und wachsam ging Moni mit ihrer Mama immer kürzere Wege und beobachtete jeden Schritt ihrer Mama Susi. Sie tat das, was sonst die Mama macht: ihr Kind beobachten, um helfen zu können, wenn etwas geschieht.
Susis Körper wurde schwächer, die Untersuchungen zeigten auch, dass ihre gesundheitlichen Probleme größer und größer wurden.
Das Lebenslicht war erloschen, aber niemals geht man so ganz
Auch wenn das Alter schon fortgeschritten ist, gibt es wieder bessere Tage und dann wieder schlechtere Tage. Egoismus ist hier falsch am Platz und die Tierpfleger haben durch die Arbeit mit den Tieren gelernt, wann das Tier Signale ausschickt, dass es den Weg zur Regenbogenbrücke starten möchte. Das Team und die Tierärzte haben gemeinsam besprochen, dass Susi von ihren Schmerzen erlöst werden soll.
Ganz leise und fast ein wenig dankbar schloss Susi mit 36 Jahren ihre Augen. Moni war neben ihrer Mama und beobachtete ruhig, wie die Atemzüge ihrer Mama immer leiser wurden.
Liebe Susi,
du warst für uns besonders, weil du auf deine Art deinen Willen durchgesetzt hast und immer wusstest, was du möchtest und was nicht. Elegant und feenhaft bist du mit Moni und deinen Freundinnen über den Hof gezogen. Mal warst du auf Distanz, dann wiederum warst du deinen Menschen ganz nah.
Vor allem in den letzten Monaten deines Lebens wurdest du zugänglicher und hast es genossen, wenn du gestreichelt wurdest und wenn dir ein Mensch kleine Geheimnisse in deine langen Ohren geflüstert hat.
Im Regenbogenland gibt es keine Schmerzen. Deine Freundinnen Batis und die Kleine Lilly spazieren sicher schon gemeinsam mit dir über die weiten Weiden im Eselland. Mach’s gut liebe Susi, wir geben acht auf deine Moni und werden dich niemals vergessen!
Der Schmerz, den wir empfinden, wenn ein geliebtes Tier stirbt, ist der Preis, den wir für die Freude zahlen, die sie uns bringen.
– Verfasser unbekannt
Von: Gisela Pschenitschnig, Gut Aiderbichl