Nachruf Hilde
sie kam vor vielen Jahren als Amme nach Gut Aiderbichl
Als vierjährige Stute hatte Hilde hatte im Jahr 2005 ihr eigenes Fohlen gleich nach der Geburt verloren und war tieftraurig. Sie litt, doch das traurige Schicksal sollte sich wenden. Gut Aiderbichl war dringend auf der Suche nach einer Amme für ein verwaistes Fohlen namens Lori.
Loris Mama verstarb an einem Gebärmutterriss und eine düstere Zukunft zeichnete sich für das Fohlen ab. Gut Aiderbichl arbeitet lösungsorientiert im Sinne der Tiere und suchte nach einer Amme für das kleine Fohlen, das den ganzen lieben Tag lang nach seiner Mama wieherte.
Hilde war am Weg nach Gut Aiderbichl. Ihre Vorbesitzer hatten sie frei gegeben, um einem verwaisten Fohlen die Mutter zu ersetzen. Die Spannung stieg, als Hilde aus dem Transporter geführt wurde. Sehr entspannt ging Hilde die neue Aufgabe in ihrem Leben an. Alles war neu für sie: da stand plötzlich ein kleines, neugieriges Fohlen vor ihr. Die Luft und die gesamte Umgebung waren eine andere und rundherum um den Paddock standen Menschen und warteten, was passieren wird.
Die kleine Lori war ein wenig bockig und verwehrte Hildes Milch in den ersten Stunden. Es wäre nicht Gut Aiderbichl, hätten unsere Tierpfleger es nicht geschafft, dass Lori Hilde als Ersatzmama akzeptieren lernt. Alles wurde gut, und Hilde und Lori wurden ein richtig tolles Team.
Viele Jahre lang standen die beiden in ihrem Stall in der Pferde-Stallgasse und genauso viele Jahre wurde die Zusammenführung von Hilde und Lori den Besuchern erzählt. Lori hatte sich auch angewöhnt, sich schützend vor Hilde zu stellen, wenn manche Menschenhände zu aufdringlich mit dem Streicheln wurden.
Lori bekam leider Probleme mit ihren Hufen und neben Hilde wurde der Hufschmied Loris nächster Freund. Er bemühte sich mit seinen Konstruktionen an den Hufen Loris Lebenssituation zu verbessern. Aufmerksam beobachtete Hilde alles, was mit ihrer Lori gemacht wurde. Falls eine Fahrt in die Pferdeklinik notwendig wurde, waren die beiden natürlich gemeinsam im Pferdetransporter.
Leider mussten wir Lori vor ziemlich genau einem Jahr erlösen. Sie verbrachte noch einen schönen, sonnigen Abend mit ihrer Hilde auf der Weide, bis sie friedlich und für immer einschlafen konnte. Zurück blieb eine traurige Hilde. Langsam ließ sie sich in die Pferdebox führen, die sie viele Jahre mit Lori bewohnt hatte.
Hilde litt seit einiger Zeit an einer Magenentleerungsstörung. All die Bemühungen der Tierpflegerinnen und der Tierärztin sollten leider versagen. Die medizinische Unterstützung konnte nicht bewirken, dass Hilde gerettet werden konnte. Wie in einer Schocksituation wussten wir, dass schnell gehandelt werden musste, um Hilde vor einer Katastrophe zu bewahren.
Wir begleiteten unsere Hilde auf eine große Wiese. Die letzten Tage hat sie auch nicht mehr fressen wollen, doch plötzlich begann sie am Gras zu schnuppern und es schien zu schmecken. Sie war ruhig – so, als wüsste sie, dass sie bald bei Lori sein kann. Wie in einem Film liefen all die erlebten Situationen mit Hilde vor den Augen ab. Sie selbst schloss langsam ihre Augen und zeigte uns mit einem tiefen, letzten Seufzer, dass sie die Regenbogenbrücke erreicht hatte. Viele Tränen begleiteten Hilde. Es wurde still um sie herum. All ihre Menschen, die sie so lange Jahre begleitet haben, weinten leise um das wunderbare Pferd Hilde.
Hilde soll mit demselben Gedanken gehen, der Lori begleitete:
Wir hätten gerne einmal die Zeit, von der alle behaupten, sie kann alle Wunden heilen. Mit jedem Tier, das stirbt, geht ein Teil vom Herzen mit.
Liebe Hilde,
du hinterlässt eine lange Lebensgeschichte. Wenn es gütige und liebevolle Pferdemamas auf dieser Welt gibt, dann gehörst du jedenfalls zu diesem Kreis der besten Pferdemamas.
Der Himmel hat nun zwei neue Sterne: Hilde und Lori. Vergesst uns nicht!
