Nachruf Pferd Amigo
Ein Freund für Artgenossen und die Menschen
Wir wissen alle, dass sich Liebe nicht in wenigen Worten beschreiben lässt. Doch die Reife, zu der der kleine Prinz gelangt, ist bemerkenswert.
– Antoine de Saint Exupéry
Amigo war besonders
Es ist, als wäre ein großer Freund gestorben. Amigos Ohren waren immer bereit, für die Sorgen und Probleme der Menschen. Amigo ist nicht mehr und all die Menschen, die ihn in den 21 Jahren, die er auf Gut Aiderbichl in Henndorf gelebt hat, kennenlernen durften, sind traurig.
Einmal Aiderbichler – immer Aiderbichler
2004 wurde Amigo dem Pferdehändler abgekauft. Das Pony war in einem schlechten Allgemeinzustand, die Hufe waren ausgewachsen, das Fell struppig und ungepflegt, Amigo war verwurmt und hustete. Dieses abgemagerte Pony schaute die Tierpfleger fragend an: „OK, und was wird jetzt?“ schien Amigo zu fragen.
Nach einigen tierärztlichen und tierpflegerischen Eingriffen war Amigo ein hübsches und vor allem relativ gesundes Pony, die Hufrehe ging nicht mehr weg.
Amigo war glücklich und hätte das Gut Aidebichl sicher niemals verlassen wollen. Er blieb hier und wurde für alle Tiere und Menschen ein wirklicher Amigo.
Norman wurde sein langjähriger „best friend“
Norman war ein Zuchthengst. Ein Hoden war in der Bauchhöhle eingewachsen und so konnte er nicht kastriert werden. Also verbrachte er sein Leben mit den Ponys auf den Aiderbichler Weiden in Henndorf. Amigo wurde sein bester Freund. Die beiden liebten es, die Sonne und den Wind zu genießen. Oft standen sie einfach in der Herde und träumten vor sich hin.
Als Norman vor einigen Jahren erlöst werden musste, blieb ihm Amigo treu. Sein „best friend“ war nicht leicht ersetzbar.
Amigo liebte Ohrgeflüster
Amigos sanfte und ruhige Art ließ die Menschen bei ihm anhalten. Man begann ihn zu streicheln und es gefiel ihm. Aufmerksam stellte er seine Ohren hoch, wenn man mit ihm sprach, als wollte er dazu einladen, nette Worte in seine Ohren zu flüstern. Viele Menschen konnte man auch beobachten, wie sie einen Kopf und Hals streichelten und alle möglichen Sorgen oder auch lustige Geschichten in seine Ohren säuselten. Es war immer, als würde Amigo dabei lächeln.
Die Wehwehchen unseres Amigos
In den warmen Monaten quälte ihn ein Sommerekzem und seit jungen Jahren litt Amigo an Hufrehe und Hüftproblemen. In den letzten Wochen wurde unser Amigo immer ruhiger und auch das Futter wollte nicht mehr so recht schmecken. Die Schmerzen in den Hufen und in der Hüfte waren nicht wegzubringen.
Es war wieder eine schwere Entscheidung zu treffen. Amigo durfte nicht leiden und so beschlossen wir uns gemeinsam mit Dieter Ehrengruber, Amigo den Weg zur Regenbogenbrücke freizugeben.
Es war ein sonniger, warmer Tag im März, als alle Tierpfleger, die Zeit fanden, sich im Stall von Amigo versammelten und ein Stück des Weges mit ihm mitgingen.
Sanft und ruhig schloss Amigo seine Augen und schlief ruhig und friedlich ein.
Sein leises Hufgeklappere hört man noch immer auf den Wegen von Gut Aiderbichl in Henndorf, wenn man ganz genau hinhört.
Abschiede sind nicht für immer. Abschiede sind nicht das Ende. Sie bedeuten einfach nur, dass wir dich vermissen, bis wir uns wiedersehen auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke.– Unbekannt
Lieber Amigo,
wir sind dankbar, dass wir für so viele Jahre deine Wegbegleiter sein durften. Du warst ein ruhiges, sanftes und charakterlich ein ganz besonderes Pony. Auf deine tiefe Freundschaft mit Norman hätte man beinahe neidisch werden können. So rein und ehrlich war euer Zusammensein.
Leider gab es keine Hilfe mehr gegen deine Schmerzen und so mussten wir unseren großen Freund frei lassen. Nun hat der Himmel einen neuen Stern: er heißt Amigo. Mach’s gut, lieber Freund.
Von: Gisela Pschenitschnig, Gut Aiderbichl
