
Nachruf Vera & Ernie
Treu und zuverlässig zog Vera 18 Jahre die Kutsche
Vera war für ihren Kutscher eine besondere Stute gewesen. Der Mann hatte Tränen in den Augen, als er 2019 Vera den Aiderbichler Mitarbeiterinnen Martina und Michaela übergab.
Fast 18 Jahre waren Vera und ihr Besitzer ein Herz und eine Seele. Da war Vertrauen und Liebe zu spüren. Auch, als Vera schon Aiderbichlerin war und am Begegnungshof in Henndorf ihr neues Zuhause gefunden hatte, besuchte er seine Vera regelmäßig.
Jahrelang wurde Vera für Hochzeitsfahrten, für Faschingsumzüge und bei Erntedankfesten eingespannt. Vera war zuverlässig und ehrgeizig gewesen und marschierte unerschrocken durch Verkehr, Menschenmengen und ließ sich auch von Lärm keineswegs irritieren. Während uns der Kutscher von seiner Vera erzählte, liefen ihm die Tränen über die Wangen.
Eine Verletzung und Arthrose bedeuteten das Aus als Kutschenpferd
Aufgrund einer Verletzung konnte sie keine langen Ausfahrten mehr unternehmen. Vera litt auch an Arthrose und so wurde sie noch einmal zu einer letzten Kutschenfahrt allein mit ihrem Besitzer eingespannt. Traurig saß der Mann auf dem Kutschbock, hielt die Zügel und wusste, dass es die letzte gemeinsame Fahrt mit seiner Vera sein wird.
Aus heißen Tränen wurden Tränen der Erleichterung
Der Kutscher zeigte Dieter Ehrengruber Fotos von Vera als Kuschenpferd bei Hochzeiten, beim Ziehen einer Kirchenglocke usw. Da war viel Stolz in der Stimme, bis er tränenerstickt bat, seine Vera auf Gut Aiderbichl in Henndorf aufzunehmen und Dieter Ehrengruber dem Mann die Last abnahm.

Veras Krankheit machte ihr zu schaffen
Veras Arthrose an den Vorderbeinen wurde von den Tierpflegerinnen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln jahrelang behandelt. Man entschloss sich dazu, Vera in den A-Stall zu übersiedeln, weil man hier noch mehr Möglichkeiten hatte, sie auf eine Weide oder Paddock zu führen und viel Zeit für die Norikerstute und ihre schmerzenden Beine aufbringen konnte.
In den letzten Wochen bemerkten wir, dass Veras Schmerzen zunahmen und die Medikamente und Therapien nicht mehr so recht greifen wollten. Vera wurde ruhiger, wollte nicht mehr fressen und ihre Augen versuchten uns zu sagen: Lasst mich gehen.
Im Team und mit dem Tierarzt wurde Veras gesundheitliche Situation noch einmal besprochen und alle waren sich einig, dass wir Vera mit fast 27 Jahren über die Regenbogenbrücke gehen lassen müssen.
Alle Tierpfleger und Freunde waren beim Abschiednehmen anwesend. Vera strahlte eine wunderbare Ruhe aus und glitt friedlich auf die Weide, wo es keine Schmerzen mehr gibt. Ein wunderbares Pferd hatte Abschied genommen auf eine Art, wie sie immer gewesen war: ruhig und besonnen und ohne viel Aufhebens zu machen. Mach’s gut liebe Vera.
Ernie wieherte am Fohlenmarkt wie verrückt nach seiner Mama Hummel
Pferdemärkte sind entwürdigende Stätten für die Stuten und deren Fohlen. Während der Versteigerung wird Bier ausgeschenkt, gegessen und laut gelacht. Niemanden interessiert die Stute, die nach der Versteigerung nach ihrem Fohlen wiehern wird, niemanden interessiert das Fohlen, dass sich den Kopf nach seiner Mama verdreht, die weggeführt wird.
Bei so einer Auktion sollte Ernie seine Mama Hummel zum letzten Mal sehen. Ernie sträubte sich, verladen zu werden. Er wollte zu Hummel. Gut Aiderbichl kaufte Ernie und Hummel und alle anderen Ponys aus einem Zirkus frei und transportierte die aufgeregten Tiere nach Gut Aiderbichl in Henndorf.
Ernie und Mama Hummel in Sicherheit auf Gut Aiderbichl
Jetzt konnte der Ponyherde nichts Böses mehr geschehen. Wie der Wind lief Ernie mit seinen Freunden über den Hof, die Mähne wehte im Wind und er strotzte vor Lebensfreude. Seine Mama Hummel liebte die großen Pferde und verdrehte einigen Wallachen den Kopf, wie beispielsweise Lotto Vulkan. Leider verstarb Hummel vor acht Jahren.
Ernie war ein alter „Herr“ geworden
Mit 20 Jahren meldeten sich immer Wehwehchen bei Ernie und letztes Jahr fiel uns auf, dass er immer mehr an Gewicht verlor. Er wurde ruhig, stand in einer Ecke und verlor den Anschluss zu seiner geliebten Ponybande am Hof.
Ein Karzinom wurde diagnostiziert und so konnte mach sich Ernies Rückzug erklären. Wir beschlossen, Ernie von seinen Schmerzen zu befreien.
Es fällt immer schwer, diese endgültige Entscheidung zu treffen und im Fall von Ernie war es noch schwerer.
Unser „Bärli“ – wie ihn die Tierpfleger liebevoll nannten – schlief ruhig ein und wir wussten, dass es die einzig richtige Entscheidung war, Ernie auf die große Pferdeweide am anderen Ufer des Lebens ziehen zu lassen.
Liebe Vera,
lieber Ernie,
eure Biografien haben sich in den Herzen der Aiderbichler tief vergraben. Eure Lebensgeschichten waren nicht irgendwelche Lebensgeschichten. Sie waren spannend, liebevoll und aufregend und werden die Menschen, die euch gekannt haben, immer begleiten.
Macht’s gut, liebe Vera und lieber Bärli-Ernie.
Immer, wenn der Wind durch die Äste weht, weiß ich, du warst da, um nach dem Rechten zu sehen.
– Unbekannt