Nachruf
Ziege Heidi wollte in den Ziegenhimmel
Vor rund 14 Jahren wurde die Zwergziege Mara aufgenommen. Sie gebar drei entzückende Zwergziegen: Nicky, Heidi und Pauli.
Das Problem war, dass Mara nur zwei Zitzen hatte. Naturgemäß hätte sie eines ihrer Jungen verstoßen, denn für zwei Ziegen waren zwei Zitzen ausreichend. Tiere machen dies nicht aus Bösartigkeit, sondern die Natur gibt es vor.
Heidis Bruder Pauli war schwach, kleinwüchsig und leider auch apathisch. Die Tierpfleger versuchten Pauli zu helfen, Mara zu überlisten, und stellten ihn immer wieder zu einer von Maras Zitzen. Mara akzeptierte den kleinen Pauli doch, und so konnte er überleben. Mara und ihre Drillinge sollten einige Jahre ein glückliches Familienleben haben.
Über die Jahre starben die Mutter und die Geschwister, und übrig blieb unsere Heidi.
Viele Jahre lebte Heidi mit all den anderen geretteten Ziegen am Begegnungshof von Gut Aiderbichl in Iffeldorf.
Nur weil sie eine kleine Zwergziege war, war Heidi mindestens so klug, neugierig und sportlich wie all die Ziegen, die wir im Laufe der Jahre kennenlernten.
Kein Zaun war Heidi zu hoch, sie nahm jede Hürde, um zu erkunden, ob das Gras auf der anderen Seite des Zaunes womöglich anders und besser schmeckte.
Vollkommen klar war auch, dass Heidi weit davon entfernt war, „eine dumme Ziege“ zu sein. Heidi wusste genau, was sie wollte, und wie sie die Dinge, die sie erreichen wollte, auch bekam.
Heidis Wege führten sie auch immer wieder in den Esel- und Pferdestall. Ihre besondere Liebe galt den großen Pferden, wo sie auch immer viel Heu entdecken konnte. Abends, wenn die Tiere in die Stallungen sollten, fehlte manchmal Heidi. Wenn man sie rief, meckerte es bald aus einer Ecke – meistens kam das Meckern aus dem Pferdestall.
Vor einigen Tagen bemerkten die Tierpfleger, dass Heidi ein gesundheitliches Problem hatte. Sie wollte nicht so recht fressen, was für Heidi höchst ungewöhnlich war. Sofort begab man sich mit Heidi in die Klinik. Sie hatte eine Darmdrehung, und das bedeutete fürchterliche Schmerzen. Schweren Herzens gaben wir Heidi frei und ließen sie friedlich, im Beisein, ihrer Tierpfleger, einschlafen. Bis sie den Weg zur Regenbogenbrücke fand, lief Heidis Leben wie ein Film vor den Augen der Tierpfleger noch einmal ab. Heidi war eine besondere Ziege, mit besonderem Charakter und Charme, gewesen. Sie ging nicht alleine über die Treppe in den Ziegenhimmel – viele Menschentränen begleiteten die geliebte Ziege.
Liebe Heidi,
du wirst uns und deinen Artgenossen sehr fehlen. Deine klugen Augen, deine ruhige, besonnene Ausstrahlung – all das wird uns fehlen. Mach’s gut, kleine Heidi. Danke, dass wir von dir lernen durften das Leben zu nehmen, wie es kommt.
„Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch!“
~ Antoine de Saint-Exupéry