Nachruf Ziege Moritz
Moritz, eine schwarze Zwergziege, war erst ein Jahr alt, als er aufgrund eines sehr traurigen Erlebnisses Aiderbichler wurde. In seinem zarten Alter musste er mitansehen, wie sein bester Ziegenfreund sich in einem Zaun verfing und nicht mehr loskam. Moritz stand daneben und konnte nicht helfen. Sein Freund verlor den Kampf ums Leben, Moritz verlor seinen besten Freund. Er war wie versteinert, als ihn die Besitzer vollkommen traumatisiert vorfanden.
So wurde Moritz vor sieben Jahren neuer Mitbewohner des Ziegenstalls in Henndorf. Ziegen sind hochsensible Tiere und sie bemerkten ziemlich schnell, dass ihr neuer Freund etwas Schlimmes erlebt haben musste, weil er so traurig dastand und zurückhaltend war.
Bald wurde die Situation jedoch besser. Wenn am Morgen die Stalltüren im Ziegenstall geöffnet wurden, war Moritz bei den Vordersten dabei. Schnell wie der Wind huschte Moritz mit seinen Freunden über den Hof und wollte wissen, ob sich über Nacht etwas Besonderes ereignet hatte, das es zu erkunden gab.
Moritz wurde immer selbstbewusster und charmant begrüßte er die Besucher von Gut Aiderbichl. Er blieb stehen, hielt sein schwarzes Köpfchen etwas schief und schien immer zu lächeln. Liebend gerne stand er in der Frühlingssonne vor der Hauptstallgasse und döste in der warmen Sonne vor sich hin. Wenn sich dann die Leute für die Führung versammelten, tat er so, als würde er immer noch schlafen, bis er bemerkte, dass er es war, von dem gerade erzählt wurde. Da machte er sich plötzlich wichtig und schnupperte an den Taschen, ob vielleicht nicht doch irgendwo ein Stück Karotte versteckt ist.
Er war besonders flink im Durchstöbern von Kinderwägen. Was da alles Gute zu finden war, hat er schnell verstanden und bekam oft zugesteckt, was dort versteckt war. Dann war Moritz zufrieden und ging wieder seiner Wege.
Eine sehr besondere Zeit für Moritz waren die warmen Sommertage, wenn Tische, Bänke und Sonnenschirme aufgestellt wurden. Moritz legte sich zum Schutz vor der Sonne nicht unter den Tisch. Nein, er legte sich gemütlich mitten auf den Tisch und der große Sonnenschirm schützte ihn vor der brütend heißen Sonne. Es war oft, als würde er signalisieren: „Von wegen, dumme Ziege! Ich weiß schon, was mir guttut!“
Unser Moritz hatte immer gute Laune, deshalb viel es den Tierpflegern auch sofort auf, dass die kleine Ziege sich veränderte. Er wirkte müde und schlapp. Die Tierärzte diagnostizierten eine chronische Darmentzündung, die sich leider als unheilbar herausstellte. Die besten Medikamente brachten keine Besserung und Moritz gab uns das Zeichen, dass er keine Kraft mehr hatte. Schweren Herzens wurde im Team beschlossen, unseren Moritz friedlich gehen zu lassen.
Dies sind immer die Momente und Entscheidungen, wo bei uns Menschen ein kleines Stück vom eigenen Herzen mitstirbt. Es wollte einfach niemand glauben, dass es keine Lösung mehr für Moritz geben solle. Ganz ruhig lag er im Stroh, eine Decke wärmte den kleinen Körper und seine Tierpfleger waren bei ihm, als sein Herzchen immer leiser schlug und immer leiser wurde …
Wenn ein Freund stirbt, dann stirbt auch etwas von dir.
– Gustave Flaubert
Lieber Moritz,
dein Leben auf Gut Aiderbichl läuft in unseren Herzen wie ein Film ab. Du kamst tot traurig zu uns, hast hier schnell neuen Mut gefasst und hier ein sicheres und wohlbehütetes Leben geführt. Es fällt uns unheimlich schwer, dich verloren zu haben.
Keine schelmischen Blicke mehr, kein leises Meckern, wenn du gestreichelt werden wolltest, kein heimliches Stehlen von Karottenstückchen mehr.
Gerade eben fließen Tränen für eine wundervolle Ziege namens Moritz: Wir werden dich niemals vergessen. Nun bist du bei Ziege Tati, die dir ja eine besondere Freundin war. Mach’s gut, lieber Moritz.