
Advent, Advent ein Lichtlein brennt
Der 1.Advent im Ziegenstall
Unruhe im Ziegenstall
Auf Gut Aiderbichl dürfte die Advents- und Weihnachtszeit auch heuer wieder ruhiger ablaufen. Die Tore sind zu und keine Besucher können die Tiere besuchen. Innerhalb der Tore von Gut Aiderbichl gibt es trotzdem ein interessantes Getuschel und Treiben. Die Tiere haben beschlossen, Advent zu feiern und bis Weihnachten wollen sie jede Woche eine Adventsgeschichte aus einem ausgesuchten Stall am Gut erzählen.
„Jetzt meckere nicht die ganze Zeit, sondern hänge bitte endlich die Tannengirlande auf. Es ist ja mittlerweile schon die Fünfte. Stefan und Simone, ich hoffe, ihr fresst diese neue Girlande nicht auch wieder zusammen. Schau Betty, nicht die Hörner verlieren, ich helfe dir. Komm, ich bin ja auch viel größer als du!“. Doolittle, eine bereits ältere Ziege, versucht Betty Mut zu machen.
Vor Jahren wurde eine große Ziegenherde, die in Bayern zu Hause war, vom Amtstierarzt beschlagnahmt. Die Tiere waren in keinem guten Zustand und zudem völlig erschöpft. Doolittle ist einer davon. Er frisst zwar viel, aber so einen richtigen dicken Bauch bekommt er nicht. Doolittle ist eine weise, beinahe allwissende Ziege, und ist immer zur Stelle, wenn Nervosität im Ziegenstall ausbricht. So wie eben jetzt, in der Adventszeit.
„Doolittle, kannst du mal Tati fragen, ob sie mir helfen kann? Die ist schon wieder auf Streifzug, anstatt hier die roten Kugeln aufzufädeln. Tati ist wirklich so störrisch wie ein Esel. Und der Herbert-Elvis, der könnte mir auch helfen und nicht immer die hübschen Pflegerinnen boxen. Wenn alle faul in der Sonne herumstehen, ist die Weihnachtsdekoration im Ziegenstall bis zum 1. Advent in hundert Jahren nicht fertig!“ – meint Betty verzweifelt. Sie als Organisatorin der Adventsfeier im Ziegenstall ist heute nahe am Verzweifeln. Doolittle bringt ihr den Moritz, der nach dem Versterben ihrer beiden Söhne Milow und Woody ein lieber Adoptivsohn geworden ist.
Moritz, eine schwarze Zwergziege, hat in Betty eine sehr gute Freundin gefunden. „Moritz, schön, dass du da bist. Schau, kannst du bitte auf diesen Strohballen springen und ich reiche dir mit meinen Hörnern die Girlande hoch. Geht das?“. Moritz macht einen Satz und ist am Strohballen. Nun ist er der Größte. Betty reicht ihm mit ihren Hörnern die Girlande, er übernimmt sie mit seinen Hörnern und schwups – da hängt sie. „Geht gut, Betty. Soll sie weiter runterhängen oder ist das so ok? Ah, die Simone schaut schon wieder so spitzbübisch. Ich hänge sie lieber etwas höher“. Im Nu hängt die Girlande.
„Betty, ich denke, die roten Kugeln soll Doolittle aufhängen, der ist größer als ich!“. „Brunhilde hat geschrieben. Ihr wisst schon, die die früher hier am Hof war und dann nach Gut Aiderbichl Ungarn gekommen ist.“, meckert Tati aufgeregt. „Ja, was schreibt sie denn, die Brunnhilde?“ fragt Patrick ruhig. „Sie wird versuchen, mit einem Aiderbichler Tiertransporter nach Henndorf zu kommen, weil sie unbedingt an der Adventfeier teilnehmen will. Ich trau ihr das zu, der Brunnhilde!“ meint Patrick nachdenklich.
Tati und Patrick sind Ziegenmutter und Ziegensohn. Tati ist, so wie alle Ziegen, hochintelligent und ihr entgeht nichts. Patrick ist ein Freund der Pferde und wir wissen immer gleich, wenn ein Pferd ein wenig kränkelt: Dann steht nämlich Patrick in der Pferdebox.
„So, Betty. Hier ist eine große Kerze, die wir am 1. Adventsonntag anzünden können. Unsere Tierpflegerinnen werden die Kerze halten. Somit hätten wir dann alles beisammen. Na schau, der Herbert-Elvis hat auch einmal Zeit, vorbeizuschauen“. „Gibt’s noch was zu tun? Ich war etwas aufgehalten, aber jetzt hätte ich Zeit zum Helfen! “.
„Mein Lieber, jetzt brauchst auch nicht mehr kommen, denn jetzt ist die Arbeit fertig. Ich übrigens auch. Aber ist schon gut, Herbert-Elvis. Es ist Weihnachtszeit. Deine Aufgabe ist es nun aufzupassen, dass der schönen Tannenzweiggirlande während der Nacht nichts passiert. Du weisst schon, was ich meine“. Herbert-Elvis wusste, was Betty meinte und legte sich gemütlich ins Strohbett.
Am Morgen des 1. Advent war Betty noch aufgeregter, als die Tage zuvor. Plötzlich tippte ihr eine Ziege auf die linke Schulter „Hallo Betty, es ist alles perfekt!“. „Brunnhilde, du bist wirklich von Ungarn gekommen. Ist das schön!“. Betty konnte aus lauter Freude gar nicht mehr zum Meckern aufhören.
Es wurde eine sehr besinnliche Adventsfeier im Ziegenstall. Herbert-Elvis kuschelte sich zu den hübschen Tierpflegerinnen und strahlte mit der Kerze um die Wette.