
Ein Metzger mit Herz
Die Schlachtung der Schweine kam für ihn nicht in Frage
Es war nicht das erste Mal, dass sich ein Metzger bei der Tiernotfallstelle von Gut Aiderbichl meldete und um die dringende Aufnahme von fünf Schweinen bat.
Er sollte die drei Kune-Kune-Schweine Hugo, Rosalie und Picasso, sowie die Minischweine Pepe und Greta, die übrigens noch Babys sind, schlachten. Hugo, Rosalie und Picasso sind wunderschöne Kune-Kune-Schweine und gehören zu jener wunderbaren Rasse, die ihren Ursprung in Neuseeland hat. Das brachte der Metzger nicht übers Herz. Und irgendwie scheint dieser Metzger mit Herz ein „Wiederholungstäter“ im Retten von Schweinen zu sein.
Eber Nitty Gritty tanzte um sein Leben, als der Metzger die Stalltür öffnete
Vor dreizehn Jahren schon kontaktierte er uns schon einmal, weil er das Minischwein Nitty Gritty nicht töten wollte. Deren Besitzer hatten ihm das Schwein zum Schlachten gebracht, weil sie es nicht mehr wollten.
Schwein gehabt
Die Geschichte des kleinen Ebers ist unglaublich. Am Morgen, als Nitty Gritty sterben sollte, fand ihn der Metzger zusammengekauert aus Angst in der Todes-Box. Als Nitty Gritty den Metzger sah, tat es instinktiv das, was ihm sein Vorbesitzer beigebracht hatte: Er begann aufrecht im Kreis zu tanzen und erreichte so das Herz des ergriffenen Metzgers. Für den Eber folgte das Happy End, wie nun für die fünf anderen Schweine. Das sollte uns Menschen zum Umdenken bringen.
Vom Glücksbringer zum Schlachter
Wozu hält man sich Schweine? Warum verschenkt man Schweine? Warum bringt man die Tiere einfach zum Schlachter, wenn man sie nicht mehr halten möchte? Haben sich Menschen mit derlei Verhalten jemals Gedanken über das Lebewesen Schwein gemacht?
Der Metzger meinte im Mail „Wir bitten inständig um Ihre Hilfe und Unterstützung…“
Die Tiernotfallstelle von Gut Aiderbichl bekam sofort die Zusage von Dieter Ehrengruber, und schon starteten die Aiderbichler Tierretter mit einem Transporter los, um die Schweine beim Metzger abzuholen. Freundlich grunzend und mit leuchtenden Äuglein marschierten diese auf den Transporter, und los ging die Fahrt in den Schweinepalast auf Gut Aiderbichl in Henndorf.
In Österreich werden ca. drei Millionen Schweine gehalten. Schweine sind mehr als nur Fleischlieferanten. Wie denken sie? Wie organisieren sie ihr soziales Umfeld und auf welche Weise lernen sie? Das sind die Hauptfragen, mit denen sich ein Studienteam des Messerli Forschungsinstituts seit 2014 zusammen mit einer 37-köpfigen Herde Kune-Kune-Schweine befasst hat.
Auf Gut Aiderbichl in Henndorf lebt seit 2022 die Gruppe der Kune-Kune Schweine aus dem Verhaltens-Beobachtungs-Projekt des „Clever Pig Lab“.
Die Minischweine Pepe und Greta fühlen sich unter den vielen Minischweinen auf Gut Aiderbichl bereits unheimlich wohl und freuen sich über das gesunde Futter, die dicken Strohbetten im Schweinepalast und über ihre Tierpflegerinnen, die ihnen auch immer wieder ein gutes Leckerli zukommen lassen.
Schweine als Glücksbringer
Hugo (5 Jahre), Rosalie (5 Jahre) und Picasso (3 Jahre), sowie die Minischweine Pepe (4 Monate) und Greta (5 Monate) hatten den Menschen, der sie eigentlich töten sollte, mit ihren Blicken verzaubert. Dieser hat entschieden, dass Sterben nicht in Frage kommt. Schweine sind hochintelligente Lebewesen, und werden ihren Retter erstens niemals vergessen und zweitens, wird er sein Leben lang von Glück begleitet sein.
Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.
— Albert Schweitzer