Hühnerausstallung
Die Frage ist nicht: können sie denken, sondern:
Können sie leiden?
Wieder einmal sind Hühner, Gänse und Enten aufgrund der Vogelgrippe eingeschlossen. Hoffen wir, dass das Gackern und Schnattern am Hof bald wieder in Freiheit zu hören ist, denn aktuell gibt es diese Geräusche nur im Innenbereich der Geflügelhäuser.
Bis es wieder überall gackert, bietet es sich an, darüber nachzudenken, wieviel Leistung Hühner bringen müssen, wie sehr sie leiden und Schmerzen ertragen oder auch, wie sie mit ihrer Angst umgehen. Gut gepflegte und glückliche Haushühner werden im Durchschnitt bis zu sieben Jahre alt. Wenn die Leistung der Legehennen nach zehn bis zwölf Monaten ausbleibt, weil sie in die Mauser kommen, würde es ungefähr sechs Wochen dauern, bis sie wieder legebereit sind. Das kostet Geld und Platz, und deshalb wird “ausgestallt”, also getötet.
Hühner aus der Bodenhaltung und das Leben danach - Dosenfutter oder Leben
2018 übernahm Gut Aiderbichl fünfzig Hühner aus einem Bodenhaltungsbetrieb. Tierschutzvereine schlugen Alarm, denn rund 350 „Hochleistungs-eierlegemaschinen“ wären getötet worden. Die Mauser hatte begonnen und sie wurden durch neue, junge Legehennen ersetzt und man wollte nicht warten, bis die Hühner nach sechs Wochen wieder Federn haben und auch wieder Eier legen.
Ausgestallte 350 Hühner wären im Suppentopf gelandet, wären Dosenfutter für Hunde und Katzen geworden oder wären einfach entsorgt (Hybridhühner) worden.
Huhn Rosa wurde 2018 ein Mahnmal für Hühner aus der Bodenhaltung
Rosa (sie wurde 5 Jahre), war eines der Hühner, die 2018 ihren Platz im Bodenhaltungsbetrieb verlassen musste (Bodenhaltung). Rosas Körper war voller Pickverletzungen, abgebrochenen Federn und verletzten Krallen. Aufgrund der Mauser war Rosa nackt und die Tierpfleger zogen ihr einen warmen Pulli an, damit sie nicht frieren musste. Nach einiger Zeit wuchsen Rosa wieder schneeweiße Federn und sie gackerte fröhlich mit den anderen Hühnern auf Gut Aiderbichl in Maria Schmolln um die Wette.
Neuerliche Rettungsaktion für 25 ehemalige Legehennen
Seit ein paar Wochen leben 25 weiße, ehemalige Legehennen auf Gut Aiderbichl in Deggendorf. Frechdachs, Karina, Tamara, Arielle, Diana und wie sie alle heißen, erholen sich gerade und genießen das neue, geschützte Leben ohne Gefahr zu laufen, getötet zu werden. Auch sie sind gerade mal 1,5 Jahre alt und hätten nach der Ausstallung geschlachtet werden sollen. Benedikt Gruber, Verwalter Gut Aiderbichl Deggendorf, freut sich über die neue Hühnerschar und ist sich sicher, dass sie das Hühnerleben in Deggendorf in vollen Zügen genießen.
“Ich wollt ich wär’ ein Huhn … “ – Comedian Harmonists
Dieses Lied hätten die 25 Legehennen vor ein paar Wochen noch nicht gackern wollen, denn in Bodenhaltung erlebt ein Huhn keine lockere Atmosphäre. In der Bodenhaltung dürfen neun Hühner auf 1m² leben. Von Natur aus lieben Hühner viel Bewegung, frisches Wasser und eine ausgewogene Ernährung, einen sicheren und geschützten Hühnerstall, sowie viel frische Luft. Das alles finden Frechdachs, Karina, Tamara, Arielle und Diana auf ihrem Heimathof auf Gut Aiderbichl in Deggendorf.
Die Mitarbeiter von Gut Aiderbichl Deggendorf haben nun ganz besondere, schneeweiße Freunde mit einem dicken Federkleid. Ein Happy-End mit Symbolkraft.
Hühner sind nicht dumm, sondern musikalisch und sie wollen Anerkennung
Sie schließen Freundschaften mit anderen Hühnern, manche lieben Rockmusik, andere wieder die Klänge von Mozart. Es gibt Schüchterne unter ihnen aber auch sehr Selbstbewusste, denn jedes Huhn hat Charakter und ist eine Persönlichkeit.
Ein Huhn mag auch gestreichelt werden. Hühner zeigen ihre Liebe und Zuneigung dem Menschen, indem es an der Haut kratzt oder seinen Schnabel am Bein reibt. Sie wollen also Körperkontakt und, wenn möglich, legen sie sich sogar direkt neben dem Menschen ins Gras oder setzen sich auf seinen Schoß. Das alles können die Hühner auf Gut Aiderbichl mit ihren Tierpflegern erleben.
Appell: Kaufen Sie Eier aus Österreich
Kaufen Sie Produkte mit Eiern, deren Herkunft klar erkennbar ist. Heimischen Legehennen geht es meist besser, da es in Österreich seit 2020 keine Käfighaltung (Käfighaltung in Österreich) mehr gibt. Bei Bioeiern wird zudem auf gentechnikfreie Fütterung verzichtet und die männlichen Küken werden nicht direkt nach dem Schlüpfen getötet.
Es ist gefährlich, zu lange zu schweigen. Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht.
– Astrid Lindgren
Geschrieben von: Gisela Pschenitschnig, Gut Aiderbichl