Ochse Michi auf Abenteuerreise
Die Liebe zu den Tieren hat gesiegt
„Und weißt du, wir erzählen immer wieder die Geschichten von den Tieren und deren Leid und Freude im Leben. Immer wieder und immer wieder, bis ein Umdenken in den Köpfen der Menschen in Gang kommt. Die Stimme der Tiere darf niemals leise werden, auch, wenn wir uns wiederholen …. Immer weitermachen!“ – so begann ich vor vielen Jahren meine Arbeit als Gästeführerin auf Gut Aiderbichl in Henndorf. Mein Lehrer war Michael Aufhauser, der Gründer von Gut Aiderbichl. Dieter Ehrengruber ist lösungsorientiert und versucht mit Elan und einem tollen Team, den Tieren zu helfen. Und er hat Recht: Es gibt für beinahe alle Lebensumstände eine Lösung.
So kam auch der eineinhalb Jahre alte Ochse Michi nach Gut Aiderbichl Henndorf und auch er bringt eine sehr besondere Lebensgeschichte mit.
Intensive Pflege und Fürsorge der Bäuerin ließen Michi überleben
Michi kam im Stall eines Bergbauern zur Welt. Alles war sehr kompliziert und dann schluckte das Kalb auch noch Fruchtwasser und entging nur knapp dem Tod. Michi ist kleinwüchsig und wird auch klein bleiben. Der Hoftierarzt und die Bäuerin scheuten keine Mühen, damit das kleine Stierkälbchen überlebte.
Doch der Bauer dachte wirtschaftlich und setzte eine Frist, die über Michis Leben oder seine Schlachtung entschied. Die Bäuerin übergab Michi in die Obhut einer tierlieben Dame, der sie vertraute und wusste, dass diese für Michi eine Lösung zum Weiterleben findet.
Michis Leben wurde richtig spannend
Er lebte fortan auf einem anderen Hof, wo auch die Kastration vorgenommen wurde. Nach liebevoller Pflege war Michi schnell wieder fit und durfte im Sommer sogar mit den Rindern auf die Alm. Er verbrachte dort eine gute Zeit bei saftigem Gras und herrlichem Wetter, bis es nun im Herbst ins Tal hinunterging.
Obwohl er kleinwüchsig ist, war er sehr mutig inmitten der Herde auf der Alm. Instinktiv spürte er auch, ob er in der Herde willkommen war oder eher ein wenig Abstand halten sollte. Als die Herde im Herbst wieder in die Hofstallung kam, funktionierte die Vergesellschaftung gut. Nun gehörte er zu „den Großen“, wo er aber auch nicht bleiben konnte.
Gut Aiderbichl wurde von seiner Retterin kontaktiert und sie beschrieb in rührenden Worten ein liebevolles Stierkalb: Michi ist sensibel und menschenbezogen, er ist verträglich und lieb, lässt sich gerne streicheln und ist einfach nur freundlich.
Somit bekam unser Sammy, ein schottisches Hochlandrind, wieder ein neues Mitglied in seinem Rinder-Kindergarten auf Gut Aiderbichl in Henndorf.
Sammy ist ein wunderbarer “Pädagoge” mit langem, schwarzem Haar und riesigen Hörnern
Sammy selbst war viele Jahre Zuchtbulle. Einige Jahre lebte er mit Stella und Bambi in seinem Stall. Als ihn die beiden Kühe verließen, war er einsam und schon kam die Rettung für sein Seelenleben. Nach und nach fanden kleinwüchsige oder auch blinde Rinder wie Darla Aufnahme in seinem Stall und nun ist da auch noch Michi in seiner besonderen Herde. So wurde Sammys Rinderstall (links vor der Hauptstallgasse) ein ganz besonderer Ort. Sammys Ruhe und Gelassenheit überträgt sich auf seine Schützlinge. Wenn man als Mensch vor diesem Stall steht, spürt man Harmonie und große Zufriedenheit unter den Tieren.
Tiere haben den Wert, den der Mensch ihnen gibt
Michis junges Leben zeigt uns einen besonderen Weg. Die Bäuerin wollte, dass er lebt und dieser Wunsch fand Erfüllung. Den wertvollsten Dank an die Menschen gibt Michi selbst: er fühlt sich wohl und scheint ein glücklicher Ochse inmitten seiner Freunde zu sein. Jedes Lebewesen, dass uns die Natur schenkt, hat einen besonderen Wert und einen Grund, warum es leben soll.
Niemals fand ich Menschenliebe, wo keine Tierliebe war. Wer das Leben wahrhaft respektiert, respektiert auch das Tier, denn das Leben wurde uns beiden von Gott geschenkt.
– Prof. Konrad Lorenz
Geschrieben von: Gisela Pschenitschnig, Gut Aiderbichl