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Nachruf Rosine und Betty

sie waren friedlich und zufrieden

Rosine war eines der Kune-Kune Schweine, das zur Verhaltensbeobachtung am Projekt des Clever Pig Lab’s teilnahm. Im Clever Pig Lab wurden anhand der Kune-Kune Schweine soziale Strukturen und Sozialverhalten sowie ethisches Verhalten von Schweinen studiert. Wir wissen, dass Schweine hoch sozial und intelligent sind, doch wurde das natürliche Verhalten bisher wenig erforscht. Man wollte auch das geistige Leben der Schweine kennenlernen. Das Projekt ergab hochinteressante Verhaltensweisen der Schweine, die in Freilandhaltung den Forschern zeigen konnten, wozu sie fähig sind. Rosine war schon im Projekt besonders gewesen. 

Unserer Tierärztin Marianne fällt ein Wort ein, das Rosine am besten beschreibt: friedlich. Vom ersten Tag fiel Rosines ruhiges und freundliches Wesen auf. Ängstlichen Menschen, insbesondere Kindern, konnte sie durch ihre ruhige und unaufdringliche Art Vertrauen geben. Rosine war selten allein anzutreffen, und immer mit ihren besten Freundinnen Radieschen, Raya und Rubina (leider auch schon verstorben), Bella und Bijou auf der Wiese unterwegs.
Jeder war gerne Rosines Freund. Sie liebte es, eng an ihre Freunde gekuschelt, ein gemütliches Nickerchen zu machen.  

Mit knapp vierzehn Jahren erlitt unsere Rosine eine schwere Infektion, die wir trotz medizinischer Bemühungen nicht in den Griff bekamen. Rosines Körper wurde immer schwächer und wir wussten, was das alles bedeutete.
Der Friede war ihr Lebensmotto gewesen, und so ist sie dann auch selbst ganz friedlich und ganz nah all ihren Freunden, eingeschlafen. Leider stößt man selbst mit der besten Medizin an die Grenzen des Machbaren – Rosine fehlt uns Menschen und ihren borstigen Freunden. Gemeinsam mit Mama Rosalie und Schwester Rubina lächelt sie nun über die Regenbogenbrücke in das Land, in dem sie viele Jahre verbrachte.  

Betty, ein schönes rosa Hausschwein, machte als kleines Ferkel Werbung für Plastik-Spaltenböden. In dieser Haltung gibt es kein Stroh für die Schweine. Der Mensch denkt, dass Stroh wärmt. In der Ausstellungshalle war es sehr warm, so machte sich niemand Gedanken über die Ferkel, die auf den grün gefärbten Spaltenböden standen. Schweine brauchen ein Strohbett, dass sie wärmt, aber zugleich auch kühlt. Sie wollen sich gerne im Stroh vergraben. Gesunde Schweinehaut riecht nach Stroh, nach Haut und nach Borsten.
Die Ringelschwänzchen der Ferkel auf der Ausstelung waren bereits kupiert. Nur Kinder hinterfragen, warum denn das Schwein ein Ringelschwänzchen hat, und ein anderes nicht. In den großen Zuchtstallungen, wo hunderte von Schweinen eng aneinandergepresst leben müssen, fangen sie an, sich gegenseitig zu verstümmeln – deshalb wird das Ringelschwänzchen gleich kupiert.
Betty stand vierzehn Tage in der Ausstellung und hatte keine Rückzugsmöglichkeit. Bürokratische Machenschaften nach der Ausstellung hätten Betty und die anderen Ferkel zum Schlachthof transportieren lassen. Betty war noch so jung und am Ende der Ausstellung nervlich am Ende. Ein Landwirt erbarmte sich des kleinen Ferkels und so wurde Betty unsere Aiderbichl Betty, wo sie viele gute Jahre lebte. All die anderen Ferkel übrigens, wurden damals auch zu Aiderbichlern.  

Betty zeigte uns in letzter Zeit, dass es ihr zusehends schlechter ging. Sie konnte sich nicht mehr richtig bewegen, hatte keine Kraft zum Aufstehen. Kein Medikament wollte mehr helfen. Bettys Augen schauten uns geschwächt an, sie konnte schwer atmen. Im Beisein all ihrer Pflegerinnen und all ihrer borstigen Freunde, schlief unsere Betty ganz ruhig und leise ein. Es war so leise im Schweinepalast, man hörte kein Grunzen. Die vielen Schweine rundherum verabschiedeten sich von ihrer Betty, die langsam in das Land ohne Schmerzen spazierte.  

Tausende Menschen die sagen, dass sie Tiere lieben, setzen sich ein- oder zweimal pro Tag hin und genießen das Fleisch von Geschöpfen, denen alles geraubt wurde, was ihr Leben lebenswert gemacht hätte – und die das furchtbare Leiden und den Terror der Schlachthöfe ertragen mussten – und die Reise dorthin - bevor sie endlich ihre elende Welt verlassen, nur zu oft nach einem schmerzhaften Tod.

— Jane Goodall, britische Verhaltensforscherin

Liebe Rosine, liebe Betty, 

zwei besondere Schweine mit besonderen Geschichten sind gegangen. Wir durften unheimlich viel von euch lernen und werden nicht aufhören, den Menschen zu erzählen, wie sozial wertvoll und klug Schweine sind. Macht’s gut ihr zwei.

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