
Pferde Lisa und Flori
Ausgenutzt und Abgeschoben!
Zwei Pferde sahen einer ungewissen Zukunft entgegen.
Bereits vor über hundert Jahren brachte es Dostojewski auf den Punkt: „Man spricht von der »tierischen« Grausamkeit des Menschen. Aber das ist sehr ungerecht und für die Tiere wirklich beleidigend: Ein Tier kann niemals so grausam sein wie der Mensch, so ausgeklügelt, so kunstvoll grausam.“
Dieses Zitat ist auch in unserer Zeit aktueller denn je. Immer öfter bekommen wir das Gefühl, dass der Umgang mit Tieren, den Schwächeren im Allgemeinen, immer rauer und gar herzloser wird. So erreichen uns viele Anfragen, die dieses Gefühl bestätigen. Menschen, die sich von ihren Tieren und ihrer Verantwortung abwenden – einfach, weil sie es können. Menschen, die das Interesse verlieren und denken, es wäre in Ordnung sich dem Tier zu entledigen. Menschen, die sich die Anschaffung eines Tieres nicht überlegt haben, nach der perfekten Optik suchen und den Charakter hinten lassen.
Doch immer wieder beweisen uns Tierfreunde, dass es noch Hoffnung für uns Menschen gibt. Mit ihrem Einsatz für Tieren in Not beweisen sie, dass es viele Gleichgesinnte gibt, die im Tier ein Lebewesen mit Gefühlen sehen – denen jedes Leben wertvoll ist.
So erreichte uns auch ein Hilferuf einer Dame aus München. Sie erfuhr von einem Kaltblutwallach Namens Flori. Einst wurde er für die Kinder angeschafft. Nun, wo er alt ist und besondere Bedürfnisse hat, musste er weichen. „Der ist zu alt und die Jungen kommen nach“ schilderte uns der Viehhändler am Tag der Abholung. Sein Anblick ließ unsere Herzen bluten – man konnte nur erahnen, welch eine wunderbare Erscheinung er einmal war. Nun konnte man ihm das „Desinteresse seiner Besitzer“ regelrecht ansehen.
Hier haben wir auch Stute Lisa kennen gelernt. Traurig und ebenfalls offensichtlich Vernachlässigt stand sie in der Box. Der Viehhändler erzählte, dass er die Stute von einem Hof abholte, die den Tot des Pferdes forderten. Erschrocken darüber, wollten wir helfen und kauften Lisa frei und verluden sie gemeinsam mit Flori auf den Hänger.
Der Viehhändler erzählte uns, dass diese Forderungen nicht ungewöhnlich seien. So mancher würde sich auch ein Foto schicken lassen, wenn das Pferd geschlachtet war. Ein Beweis, dass das Problem ein für alle Mal erledigt sei. Und auch wir haben damit bereits Erfahrungen gemacht und wissen genau, wie so mancher Tierbesitzer, die vermeintlich „schöne gemeinsame Zeit“ vergisst, wenn die Leistung nicht mehr stimmt.
Uns so kommen wir letztendlich auf den Anfang von Gut Aiderbichl zurück:
„Auch wenn es gelänge, die Tiere vor uns zu schützen, hätten wir noch nichts erreicht. Erst wenn es gelingt, die Tiere nicht mehr schützen zu müssen, sind wir am Ziel. Dann haben wir etwas verändert: UNS.“
~ Michael Aufhauser