Ein Schottisches Hochlandrind geht auf die Reise in ein neues Leben
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts betrachtet
Viele Jahre lebte das Hochlandrind Lisa im Stall eines Biobauern, der sie liebevoll umsorgte und pflegte. Diese liebevolle Behandlung am Bio-Bauernhof machte aus Lisa eine freundliche und menschenbezogene Kuh, die sich durch den regelmäßigen Kontakt mit den Menschen auch handzahm und keineswegs scheu entwickelte.
Die Familie trennte sich schweren Herzens von ihrer Lisa
2013 war Lisa am zertifizierten Biobauernhof einer Familie im Pongau geboren worden. Ein kleines, flauschiges Kälbchen wuchs gesund heran und schenkte dem Bauern acht gesunde Schottische Hochlandrindkälber. Schottische Hochlandrinder können bis zu ihrem 18. Lebensjahr Kälber zur Welt bringen. Auf Lisas Biobauernhof werden die Kühe erst ab dem 27. Lebensmonat gedeckt und erwarteten frühestens mit drei Jahren ihr erstes Kalb. Die Tiere wachsen in einer gesunden und respektvollen Atmosphäre auf, die ihre natürlichen Instinkte und Bedürfnisse ernst nimmt.
Aufgrund von zwei Fehlgeburten im Alter von elf und zwölf Jahren riet der Tierarzt davon ab, Lisa weiterhin für die Zucht einzusetzen. Die Reise durchs Leben schlug einen neuen Weg ein und führte Lisa nach Gut Aiderbichl in Henndorf.
In der Regel ist es so, dass, wenn Nutztiere ihre Leistung nicht mehr bringen können, diese mit dem Schlachttransporter zum nächsten Schlachthof gefahren werden, um noch ein paar hundert Euro für das Tier bezahlt zu bekommen.
Die Vorstellung, Lisas Leben zu beenden kam für die Familie nicht in Frage.
Die Freundin des Junior-Bauern erzählte von Gut Aiderbichl
Die Freundin des Junior-Bauern erzählte, dass Lisa auf Gut Aiderbichl ein beschütztes und liebevolles Leben weiterführen könnte, ganz so, wie sie es all die Jahre am Hof gewohnt war. Sie hätte ihren gewohnten Auslauf, Pflege und eine artgerechte Haltung bis ans Ende ihrer Tage.
Das klang schon alles sehr verlockend. Ihre Anfrage per Email erreichte die Tiernotfallstelle, es folgten einige Telefonate und dann war es so weit: Lisa konnte die Reise ins Tierparadies Gut Aiderbichl antreten. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts betrachtet – es war der richtige Weg für Lisas Zukunft.
Ruhe, Geborgenheit, Gras unter den Hufen und Bioweizenkleie und frische Äpfel
Uns wurde noch ein kleines Geheimnis verraten, nämlich, dass Lisa voller Begeisterung auf Bioweizenkleie vermischt mit frischen Äpfeln fliegt – diesen Wunsch werden wir natürlich gerne erfüllen.
Lisa fühlt sich auf Gut Aiderbichl vom ersten Moment an wohl. Zu ihrer neuen Rinderfamilie gehört beispielsweise Darla, eine von Geburt an eine blinde Kuh, Snowy, ein Zwillingskalb, und noch ein paar andere. Und einer hat sich in Lisa Hals über Kopf verliebt ….
Sammy, ein schwarzes Schottisches Hochlandrind
Sammy ist 18 Jahre alt und lebt seit acht Jahren auf Gut Aiderbichl in Henndorf. Er wurde von seinen Besitzern mit der Flasche großgezogen, was kein leichtes Unterfangen war. Er schaffte die Handaufzucht, wurde ein kräftiger Bulle und wurde viele Jahre als Zuchtstier eingesetzt. Nach Jahren musste er aufgrund der Gefahr von Inzucht den Betrieb verlassen. So schwer es Sammys Besitzern auch fiel, sie konnten ihn nicht behalten.
Aber eines hatte der Züchter Sammy versprochen: die Fahrt zum Schlachter gibt es nicht für ihn. Seine Besitzer setzten alle Hebel in Bewegung, um für Sammy einen Platz zu finden, an dem er seinen „Ruhestand“ genießen konnte und so kam Sammy nach Gut Aiderbichl in Henndorf.
Sammy ist ein sehr gutmütiger Ochse. Er hat eine riesige Hornanlage und es gilt unbedingt seine Kopfbewegungen zu beobachten, damit einem die langen Hörner nicht erwischen.
Viele Jahre auf Gut Aiderbichl hat er gemeinsam mit Bambi, einer blinden Kuh und Sarah, einer sehr alten, ehemaligen Milchkuh, gemeinsam im Stall verbracht. Beide sind verstorben und die Tierpflegerinnen stellten die kleinwüchsigen Rinder Amadeus und Resi, später Darla, Snowy usw. in seinem Stall ein. Sammys Ruhe strahlt auf die „Kleinen“ aus und es herrscht eine wunderbare Harmonie in seinem Stall.
Nun kam Lisa und er hat sich unsterblich in die schöne „Rothaarige“ verliebt!
Wenn eine Seele zu haben heißt, dass man Liebe, Treue und Dankbarkeit fühlt, dann sind Tiere deutlich besser dran als viele Menschen.
– James Herriot
Von: Gisela Pschenitschnig, Gut Aiderbichl