Tommi – Ein neues Leben nach dem Silvesterstreich
Silversterparty? Pferd Tommi ist silvestergeschädigt!
Noriker Tommi war ein verlässliches Kutschenpferd – bis ihm zu Silvester Jugendliche aus Übermut einen Knallkörper vor die Beine warfen. Ab diesem Moment ließ sich Tommi nicht mehr vor den Wagen spannen. Damit war sein Weg zum Schlachter entschieden.
Glücklicherweise fiel Tommis Besitzer noch rechtzeitig das Gut Aiderbichl als Ausweg ein, bevor Tommi geschlachtet wurde. Der junge Noriker Tommi konnte hier aufgenommen werden und lebt seither auf einem der sieben Außenhöfe von Gut Aiderbichl in Henndorf.
In den Außenhöfen leben viele Pferde, die Gut Aiderbichl von Tiertransporten freigekauft hat und deren Bestimmung Schlachthöfe im Süden oder Osten Europas gewesen wären. Im A-Stall (Altenstall) leben Pferde, die alt sind, nicht mehr allein aufstehen können oder eine Heustauballergie haben. In so einem besonderen Außenstall lebt nun auch Tommi. Wenn zu Silvester die Feuerwerke losgehen, geben wir speziell auf ihn noch mehr Acht.
Jugendlicher Leichtsinn machte aus Tommi ein ängstliches Pferd
Nennen wir es jugendlichen Leichtsinn, der Tommi zum Schlachter gebracht hätte. Was haben sich die jungen Menschen gedacht, als sie die Knallkörper zu den Kutschen-Pferden geworfen haben?
Pferde sind Fluchttiere und stellen sich der Gefahr, indem sie sich mit ihren Hufen und Zähnen wehren. Kein Pferd ist jedoch bösartig, sondern sie werden durch den Menschen zu dem gemacht, was sie sind. Sie haben Gefühle, kennen wie wir Menschen Aufregung, Freude, Zuneigung, Unlust, Langeweile, Angst usw. und sind zu einem gewissen Maß auch fähig, die Gefühle ihres menschlichen Gegenübers zu erfassen und darauf zu reagieren.
Tommi hat in seiner Angst den Kopf hochgerissen, den Schweif eingezogen und durch seine angespannte Körperhaltung, seine aufgerissenen Augen seine Panik gezeigt, als der Knallkörper explodierte. Er kann nichts für sein Trauma, aber Tommi hätte sterben sollen, weil er aufgrund des Ereignisses seine Leistung als Kutschenpferd nicht mehr bringen kann.
Silvester und die Angst der Tiere
Nicht nur die Pferde, auch Hunde verkriechen sich aus lauter Angst vor der Knallerei. Sie haben eine größere Ohrmuschel, als der Mensch und können durch die Muskeln im Ohr ihre Ohren in alle Richtungen drehen und auch frontal zur Schallwelle ausrichten. Sie hören Töne, die für das menschliche Ohr nicht hörbar sind. Laute Musik, schreiende Kinder, Feuerwerke und Böller können das Gehör des Hundes stark beeinträchtigen und stressen. Feuerwerk erzeugt ein Gefühl der Bedrohung, denn die Hunde wissen nicht, woher die Geräusche und Lichter kommen, und sie können nicht entkommen. Hunde können nicht verstehen, ob diese Dinge ihre Sicherheit bedrohen.
Pferde, im Speziellen unser Tommi, halten nichts von Silvester und der lauten Böllerei, denn ungewohnt laute Geräusche verunsichern und ängstigen sie. In den Stallungen von Gut Aiderbichl sind zu Silvester die Pferdewirte vor Ort und bemühen sich, die Pferde von den lauten Feuerwerken abzulenken: die Tore sind geschlossen, es läuft leise Musik und mit den Pferden wird gesprochen. Sie sollen spüren, dass sie nicht allein sind.
Leise Alternativen zu lauten Feuerwerken
Feuerwerke sind seit Jahrhunderten Teil kultureller Feierlichkeiten. In Zeiten der Unruhen und Kriege auf der Welt sollte jedoch ein Umdenken beginnen, denn für viele Menschen und die Tiere erzeugt ein Feuerwerk ein Gefühl der Bedrohung.
Konfetti oder Papierschlangen beispielsweise sind „leise“ Zeichen der Freude und Heiterkeit und können zum Jahresanfang ebenfalls Partystimmung aufkommen lassen. Anstatt Raketen zu entzünden, könnte man sich im Garten bei einem Lagerfeuer aufwärmen und das Jahr ausklingen lassen. In aller Ruhe und Gelassenheit: den Menschen, den Tieren und der Umwelt zuliebe.
An Silvester feiert die ganze Welt, dass sich das Datum ändert.
Ich hoffe, irgendwann feiern wir das Datum, an dem sich die Welt geändert hat.
Von: Gisela Pschenitschnig, Gut Aiderbichl