Aus der Sicht einer Aiderbichlerin
Die Minikuh Kathi – es gibt nichts, was es nicht gibt
Vor einigen Monaten erreichte uns eine Mail, in der uns eine Familie bat, das Minikälbchen Kathi aufzunehmen. Kathi wurde so winzig geboren und war so zart gebaut, dass man an einer Überlebenschance zweifeln musste. Doch wieder einmal gewann der Überlebenswille. So ist das bei den Tieren – aufgeben gibt es nicht. Wärmelampen, Decken, Kuscheln mit den Bauersleuten, zweistündiges Füttern mit der Flasche – all dies half dem Kälbchen, das nicht größer war als ein mittelgroßer Hund.
Und die Mühen haben sich gelohnt. Bei der Aufnahme in Deggendorf war sie knapp ein Jahr alt und hatte die Größe eines 4 – 6 Monate alten Kälbchens. Doch das wichtigste war: sie hat überlebt und gekämpft.
Kathi und Bully
Benedikt Gruber, Verwalter in Deggendorf, schmunzelt, wenn er von seiner Kathi erzählt. „Sie wird wohl nicht mehr allzu viel wachsen. Kathi hat allerdings ein enormes Selbstbewusstsein, so wie eine normal gewachsene Kuh. Sie hat immer irgendwelchen Schabernack zu bieten und ist jeden Tag aufs Neue von oben bis unten schmutzig. Kathi, egal, ob sie frisst oder spielt – sie ist einfach immer schmutzig. Wir lieben unseren kleinen Schmutzfink Kathi!“.
Und das schönste: Kathi hat in Deggendorf gleich einen Freund gefunden, der ebenso kleinwüchsig ist: unseren Bully. Die beiden sind ein Herz und eine Seele und bereit für ein gemeinsames Leben auf Gut Aiderbichl Deggendorf. Sie freuen sich schon, wenn sie nach dem Lockdown wieder besucht werden können.
Die Natur schafft Lebewesen, die anders sind
Viele Besucher fragen immer wieder nach Liliput, dem kleinwüchsigen Stier mit dem künstlichen Darmausgang, nach Pamplono, dem Kälbchen, das ohne Fell auf die Welt kam und eigentlich wie ein Reh ausgesehen hat. Seinem besten Freund Fipsi, der zwergwüchsig war und Pamplono auf Schritt und Tritt gefolgt war. Alle drei haben tiefe Spuren in meinem Herzen hinterlassen und waren der lebende Beweis, dass man auf den Gnadenhöfen von Gut Aiderbichl so aussehen darf, wie einen die Natur erschaffen hat: anders. Leider sind Liliput, Pamplono und Fipsi schon über die Regenbogenbrücke gegangen und grasen nun auf den Himmelsweiden. Doch tief in unseren Herzen werden wir sie nie vergessen…
Ich wollte versuchen, Ihnen mit meiner kleinen Geschichte über Kathi zu beweisen, wie wertvoll jedes Leben ist, das die Natur uns schenkt. Perfektionismus bringt uns nicht wirklich weiter, es sind die normlosen Dinge im Leben, die das Interesse und die Liebe zum Andersartigen wecken sollen. Herzlichst, Gisela