Nachruf Aura
Die letzten Hände, die sie streichelten, waren die sanftesten
Vor einigen Wochen hat Aura, ein Sächsisches Warmblut, ihre Augen für immer geschlossen.
Aura suchte zu einer Zeit ein neues Für-Immer-Zuhause, als auf Gut Aiderbichl gerade alle Pferdeboxen bewohnt waren. Ein Münchner Tierschutzverein hatte Kontakt mit Gut Aiderbichl aufgenommen, und gebeten, Aura zu übernehmen. Sie war damals für einen internationalen Schlachttransport vorgesehen. Das Schicksal wollte es anders. Wir wussten nicht viel über Auras Vorgeschichte, man konnte nur erahnen, was diese treue Pferdeseele durchgemacht haben musste.
Damals war die Institution Gut Aiderbichl noch nicht so groß wie heute mit über 30 Heimathöfen. Aura sollte Glück haben. Michael Aufhauser überlegte hin und her und Auras Vorgeschichte ging ihm auch nicht mehr aus dem Kopf. Es wurde Platz geschaffen, und Aura wurde vor 14 Jahren Aiderbichlerin.
Die Stute brauchte lange Zeit, bis sie Vertrauen zu ihren Pferdewirtinnen aufbaute. Aura war auch den Aiderbichler Mitarbeitern gegenüber misstrauisch und ließ sich manchmal auch nur ungern halftern. Am liebsten wäre ihr ein Pferdeleben ohne Menschen gewesen, das war leider nicht zu schaffen.
Die Stute kam in die Jahre, und wir bemerkten, dass ihr das Leben am Begegnungshof in Henndorf zu umtriebig war. So wurde im Team beschlossen, Aura in den sogenannten A-Stall, unseren Altenstall für Pferde zu bringen. Ihre 26 Jahre machten sich bemerkbar, und sie sollte alles bekommen, was ihr guttat.
Aura fand viele Freunde unter den Artgenossen im A-Stall, sie genoss die weiten Weiden, die Sonne und ihr einigermaßen freies Leben – alles schien gut und liebevoll.
Vor einigen Wochen bemerkten die Tierpflegerinnen, dass Aura Schmerzen hatte, und dass sich eine Kolik aufbaute. Nun ließ Aura die Menschen zu sich kommen
Sie akzeptierte das Spazierengehen, als sie die Kolik plagte. Sie ließ sich anfassen, es war, als hätte sich ein Schalter umgelegt. Sie schien zu bemerken, dass da Menschen waren, die ihr helfen wollten und sie akzeptierte es.
Der hinzugezogene Veterinär untersuchte Aura, und sie bekam Medikamente, die allerdings keine Linderung der Schmerzen bewirkten. Umgehend brachten wir unsere Aura in die Pferdeklinik. Der Zustand hatte sich derart verschlechtert, die Bemühungen für unsere Aura zeigten keinen Erfolg, der Kampf um Auras Überleben war verloren, und es war absolut keine Hoffnung mehr auf Genesung.
Die Tiere dürfen nicht leiden und so beschlossen wir im Team, Aura über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen. Auras Augen haben sich für immer geschlossen und bedeckt mit all unserer Liebe für sie, ließen wir Aura gehen.
Mach’s gut, liebe Aura. Du warst ein besonderes Pferd in der großen Herde der Pferde von Gut Aiderbichl. Dein Lebenslicht ist erloschen, aber in unseren Herzen wirst du immer unsere Aura sein.
„Hast du Angst vor dem Tod“, fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: „Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt, soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen“.
~Antoine de Saint Exupéry
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