Nachruf Burli
Ein Noriker mit besonderem Charme
Vor rund neun Jahren sollte Burli auf den Transporter, um auf einen Schlachthof nach Osteuropa gebracht zu werden. Burli war damals kerngesund, und hatte noch viele Jahre vor sich, als ihn Michael Aufhauser gemeinsam mit fünf weiteren Pferden einem Pferdehändler abkaufte. Seine Papiere waren lückenhaft, so konnte Burlis Geschichte nicht rekonstruiert werden. Seine Augen waren geheimnisvoll und gaben Michael Aufhauser zu verstehen „Nimm mich mit!“.
Erst einmal wurde Burli kastriert und dann ging es auf in sein neues Für-Immer-Zuhause nach Gut Aiderbichl in Henndorf, wo er nun viele Jahre gemeinsam mit seinem Freund Massimo lebte. Als er nach dem Klinikaufenthalt aufgrund der Kastration in seinen neuen Stall kam, hatte sich Burli wohl vorgenommen, die Box zu zerstören. Massimos ruhige Art half seinem Freund, ebenfalls ruhig und gelassen zu werden.
Die Tierpflegerinnen bemerkten, dass Burli kranke Hufe hatte. Die Hufrehe sollte in den kommenden Jahren Burlis Begleiter werden. Die Behandlungen und Therapien waren sehr kostenintensiv und aufwendig, trotzdem blieben die Tierpflegerinnen dran und es sollte ihm an nichts fehlen. Außerdem war da Burlis Freund Massimo, der ihm immer ein Gefühl von Stärke gab: in den Zeiten ohne und vor allem in den Zeiten mit Schmerzen in seinen Hufen.
Burli liebte seinen Massimo und er liebte seine Tierpflegerinnen. Er war ein guter Patient und nahm die Hufpflege, die Therapien und alles, was ihm guttat, gerne an.
Er liebte die Sonne. Er stand da, mit seiner schwarzen Mähne, schloss die Augen und kein Mensch, keine Fliege und einfach nichts konnte Burli während seiner Sonnenbäder stören. Er liebte es, wenn man bei ihm stand und sanft seine Wangen streichelte, und ganz leise mit ihm kommunizierte. Die Nüstern wurden weit, warmer Atem kam heraus und nahm seinen Menschen mit in seine wunderbare Seele. Selbst ganz entspannt und ruhig ging man irgendwann wieder weg von Burli, um seiner Arbeit weiter nachzugehen. Da war immer Kraft und Liebe für die Menschen, die ihm guttaten.
Wenige Monate vor Burlis Tod war sein Freund Massimo über die Regenbogenbrücke gegangen. Auch er hatte sehr kranke, angegriffene Hufe und auch Arthrose gehabt. Vielleicht war es ihre Krankheit, die sie so besonders verbunden hat? Sie haben sich immer beigestanden – bis zum Schluss.
Vielleicht wollte Burli zu seinem Freund Massimo – ans andere Ufer in ein anderes Leben? Seine Augen schauten manchmal weit weg, die Hufrehe wurde schlimmer und schlimmer. Die Entscheidung musste getroffen werden, und unser Burli wurde ein letztes Mal mit seinen Freunden Markus, Mundl und Robinson auf den Paddock geführt.
War es Dankbarkeit, dass er nun zu Massimo konnte? Friedlich und leise schlief unser Burli ein. Seine Freunde und die Tierpflegerinnen waren bei ihm und begleiteten ihn über die Regenbogenbrücke.
Was besonders war, als Burli für immer seine Augen schloss, war, dass der große Markus, der Mundl und Robinson einen Kreis um Burli bildeten. Sie standen da und stupsten ihn sanft mit ihren Nasen, als wollten sie ihn zum Aufstehen bewegen. Als würden sie verstanden haben, was geschehen war, hoben sie die Köpfe und blieben einfach im Kreis um ihren Freund Burli stehen.
Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind.
~Victor Hugo
Lieber Burli,
Vor vielen Jahren warst du ein Noriker ohne Namen, bei uns wurdest du zu Burli. Du warst ein besonderes Pferd und hattest deine eigene Art, mit deinen Menschen zu kommunizieren. Oft ging man verzaubert und vor allem beruhigt von deiner Box weg.
Nun bist du bei deinem Freund Massimo. Wir wünschen euch ein schmerzloses Leben auf der anderen Seite des Flusses. Schaut gelegentlich über den Rand des Ufers und vergesst uns Menschen nicht.
Du bist in unseren Herzen, mach’s gut, Burli.
