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Carmen

nahm ganz leise Abschied von ihren Freunden

Carmen, kam als siebenjährige Schimpansin in den Versuch und bewohnte von 1984 bis 1997, also 13 Jahre lang, ihren Käfig im österreichischen Forschungslabor der Immuno.
Während der Forschungszeit wurde sie mit Hepatitis C infiziert, sie lebte in einem Käfig und ihr Bewegungsapparat war sehr eingeschränkt. Wie viele Menschen auch, litt Carmen unter starker Arthrose in ihren Hüft- und Kniegelenken.

Die Lebensgeschichte von Carmen ist eine besonders traurige – es fällt schwer, für Carmen die richtigen Worte zu finden, ohne dabei die Tränen kullern zu lassen. 1997 wurden die Versuchstiere der Immuno die Schützlinge des Pharmakonzerns Baxter, der sich den Laboraffen gegenüber moralisch verpflichtet fühlte. Baxter wollten den Affen für die Opfer, die sie der Menschheit gebracht hatten, danken. So ließ Baxter im ehemaligen Safaripark von Gänserndorf eine große Affenanlage mit Häusern für die Ex-Laboraffen bauen. Außenanlagen wurden ebenfalls geplant, doch der Safaripark ging in Konkurs, und alle Schimpansen und Tieraffen waren in der Konkursmasse.
Im Jahr 2009 unterzeichneten Michael Aufhauser und Dieter Ehrengruber den Vertrag für die Übernahme der Ex-Laboraffen, um den traumatisierten Tieren ein Für-Immer-Zuhause unter dem Schutz von Gut Aiderbichl zu gewährleisten. Seit 2011 können sich die Ex-Laboraffen in den großzügig angelegten Außenanlagen bewegen. Ein kleines Stück Natur und Freiheit für die geplagten, traumatisierten Tiere war geschaffen worden.

In Gänserndorf gibt es verschiedene Häuser und Gehege für die ehemaligen Versuchstiere. Im A-Haus Gehege E lebten Carmen und ihre Freunde Pumuckl und Dorli. Das Motto dieser Freundesgruppe war: „Wir drei gegen den Rest der Welt“.

Carmens Herkunft ist unbekannt. Sie war eine sehr sensible Schimpansin und liebte es, viele Stunden in ihrer Hängematte zu liegen, zu schaukeln und vom Urwald zu träumen? Trotz ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigungen war unsere Carmen von großer Lebensfreude geprägt. Um die Holzplateaus gut erreichen zu können, wurden für sie extra angefertigte Leitern installiert. So konnte Carmen auch nach den vielen Jahren im Käfig das Klettern wieder lernen, und ihr Freund Pumuckl half ihr dabei. Pumuckl lehrte Carmen, wie man ganz schnell die Leiter hinunterkommt – einfach links und rechts halten und rutschen.
Wenn sich Carmen mit ihren Freunden Pumuckl und Dorli in der Freianlage aufhielt, gehörte zur Beschäftigung in der warmen Sonne immer das Groomen. Pumuckl war immer etwas ängstlich, doch die beiden Mädels Carmen und Dorli schafften es, dass auch Pumuckl das Groomen lieben lernte.

Carmens Charakter war ein besonderer. Sie war sensibel, lehnte es ab, fotografiert zu werden und war ängstlich, wenn sie technische Geräte erkannte. Da waren wohl immer wieder Erinnerungen an die Zeit im Forschungslabor in ihr wach geworden. Trotz aller negativen Erfahrungen, die unsere Carmen aus der Zeit bei der Immuno mitgebracht hatte, war sie tapfer und nie verlegen, kleine Herausforderungen in ihrem Leben anzunehmen. Jeder kleinste Erfolg ließ sie strahlen und glücklich sein. Carmens Augen konnten strahlen wie die Sonne und die Sterne in der Nacht zugleich.

Der enge, viel zu kleine Käfig, in dem Carmen 13 Jahre verbringen musste, hatte Spuren hinterlassen, doch Carmen richtete ihr Krönchen immer wieder gerade, und ließ sich von ihrer eigenen Angst nicht unterkriegen.
Unser Schimpansen-Mädchen liebte die Menschen, die das Affenrefugium besuchen. Sie wollte sie kennenlernen und zeigte unglaubliche Größe: sie schien den Menschen verziehen zu haben? Wie großartig ist dieses Verhalten.

Carmen entwickelte auch eine besondere Leidenschaft: sie liebte Handtaschen. Menschen, die am Besucherfenster standen, ließ sie verstehen, dass sie den Inhalt der Handtasche ausgeräumt vor sich liegen sehen wollte. Gezielt wurde signalisiert, was sie interessierte, und was, ohne groß nachzudenken, gleich wieder in der Tasche verstaut werden konnte.

Sie war eine Heldin. Tiere sind groß im Verzeihen, und so konnten auch die vielen Leiden, die durch Menschen verursacht wurden, ihre Lebensfreude nicht unterdrücken.

In letzter Zeit hatte Carmen Schmerzen. Die Arthrose und alle Leiden im geschundenen Körper wurden schlimmer. Eine Schmerztherapie sollte Carmen helfen. Der Besuch der Außenanlage war ihr nach wie vor wichtig. Die Bewegungsfreiheit wurde jedoch immer eingeschränkter, der Nacken war steif.
Carmen ließ sich die Begegnung mit den Menschen nicht nehmen. Sie wollte sie nach wie vor begrüßen und anlächeln. Das Lächeln wurde halt immer müder, und der Blick ging immer mehr in Richtung Himmel.

Nun hat sich Carmen verabschiedet. Die geschundene, wunderbare, tapfere, lebensfrohe Carmen legte sich auf ihren geliebten Schlafplatz. Er war nun so angelegt, dass sie durch das große Fenster hinaus in ihre geliebte Außenanlage schauen konnte. Carmen beobachtete die Außenwelt – und zugleich verabschiedete sie sich langsam, in sich gekehrt und vielleicht doch ein wenig mit Zufriedenheit.
Unsere Carmen schloss für immer ihre Augen.
Viele Geheimnisse aus der 13-jährigen Forschungszeit hat sie in sich verschlossen gehalten. Ein offenes Geheimnis hat Carmen jedoch zurückgelassen: die Liebe zu ihren Freunden Pumuckl und Dorli und die Liebe zu ihren Pflegern.

Wir alle sitzen da, mit hängendem Kopf und weinen um eine kleine Große. Dorli und Pumuckl umarmen sich und trauern und weinen um ihre Freundin. Carmen wird für alle, die sie kennenlernen durften, unvergesslich bleiben.

Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.

~ Honoré de Balzac

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