Nachruf Chico
Der Vorhang ist gefallen
Mit 52 Jahren war unser Pony Chico Aiderbichler Urgestein. Vor zwei Jahren feierte Chico als ältestes Pony von Gut Aiderbichl seinen 50. Geburtstag. Wenn man bedenkt, dass, je nach Rasse, ein Pony 30 bis 40 Jahre alt werden kann, dann war unser Chico ein kleines Wunder unter all den Ponys, die auf Gut Aiderbichl ihr neues Für-Immer-Zuhause gefunden haben.
Im Jahr 2010 eröffnete Michael Aufhauser Gut Aiderbichl Iffeldorf. Dort lebte schon seit Jahren der damals 40jährige Chico mit seinem Freund, dem Haflinger-Hengst Schorsch, aus einem Zirkus. Martina und Hansi Süß wollten den beiden ein paar ruhige, angenehme Jahre gönnen. Es war auch so, dass sich der Zirkus die Versorgung der beiden Pferde nicht mehr leisten konnte. Chico litt als damals 40jähriges Pony am Cushing-Syndrom und auch von der Hufrehe blieb er nicht verschont.
Mit viel Liebe und Hingabe versorgten Martina und Hansi die Neuankömmlinge, und bekamen so selbst zwei hingebungsvolle Freunde Chico und Schorsch. Zeit seines Lebens hatte Chico Kinder auf seinem Rücken getragen. In der Zirkusmanege liefen Chico und und sein großer Freund Schorsch im Kreis. Ihre Aufgabe war folgende: Schorsch stellte sich auf die Vorderbeine auf einen großen Hocker und der kleine Chico rannte unter Schorsch Bauch durch. In Iffeldorf freuten sich Chico und Schorsch über die Ruhe und Zuwendung der neuen Menschen.
Schorsch verstarb mit 45 Jahren und Chico fühlte sich nun als Chef am Hof. Er drehte gemütlich seine Runden und hatte keine Scheu vor den großen Pferden. Ganz im Gegenteil schien er zu signalisieren „So, jetzt bin ich da!“. Jeden Tag wollte er aus dem Stall und traf dann seine besonders innigen Freunde Bluna und Bonschi.
Wie beim Menschen sollte sich auch bei Chico mehr und mehr der Altersstarrsinn durchsetzen. Wenn Chico nicht wollte, was auch immer, blieb er stur. „Mit meinem Alter steht mir das zu, so zu sein, wie ich bin. Dinge zu tun, wie ich sie tun will. Damit müsst ihr euch abfinden, liebe Menschen!“. Aus seinen Augen schaute nach wie vor der Schelm, auch, wenn die Gesichtshaare schon sehr weiß wurden. Chico war lustig, und machte aus jedem seiner Tage den schönsten.
Sorgen machte mehr und mehr Chicos Speiseröhre, die viele Taschen bildete, in denen sich Futter staute. Das Futter wurde liebevoll für Chicos Bedürfnisse zubereitet, doch immer wieder litt er an schlimmen Schlund-Verstopfungen. Bonsai, Chicos bester Freund in Iffeldorf, begleitete ihn in die Klinik. Die Diagnose war niederschmetternd. Wieder einmal war es soweit, Michael Aufhauser zu hören: „… und da müssen wir das Herzchen ein wenig schließen und die Vernunft einschalten …. die Tiere dürfen nicht leiden!“.
Bonsai und all die Tierpfleger begleiteten den 52jährigen Chico in Ruhe über die Brücke in ein anderes Leben. Hin zur großen Pferdeweide, wo schon viele große und kleine Pferde, die irgendeinmal auf Gut Aiderbichl gelebt haben, auf ihren Freund Chico warteten.
(…) Man sagt, ich sei 52. Meine Lippen schließen sich nicht mehr so perfekt, ich habe faltige Augenlider, einen Senkrücken und vorstehenden Hüftbeine. Es ging mir sehr gut, auch wenn alles immer ein weniger beschwerlicher für mich wurde. In letzter Zeit vor allem das Schlucken.
Martina sagte manchmal zu mir, dass ich ein Sturkopf bin. Was immer das auch ist. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Du wirst mir fehlen, Martina. Und der Hansi und der Bonsai und meine Bluna (..). Und all die anderen …
Aus unseren Augen fließen dicke Tränen, lieber Chico. Wir werden dich niemals vergessen.
Mach’s gut.
