Nachruf Franziska
Eine Grande Dame hat sich für immer zurückgezogen
„Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in eurem Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch.“
2011 kam Kameldame Franziska gemeinsam mit sieben Ponys und zwei Ziegen aus einem Zirkus nach Gut Aiderbichl Iffeldorf. Finanzielle Probleme der Zirkusleitung machten es unmöglich, die Tiere weiterhin zu halten. Eine artgerechte Versorgung und ein sicheres Zuhause waren nicht mehr gegeben. Schweren Herzens mussten sich die Leute von ihren Tieren verabschieden.
Franziska brachte eine Überraschung mit: Hansi-Julius sollte sieben Monate nach der Ankunft seiner Mama das Licht der Welt erblicken. Mit unglaublicher Liebe und Fürsorge versorgte Franziska ihren kleinen Sohn. Das Glücksgefühl sollte jedoch nur vier Monate dauern – plötzlich verstarb Hansi. Franziska wollte sich aufgeben und ihrem Sohn folgen.
Hansi Süß, Gutsverwalter, und dessen Frau Martina, wussten um die Gefahr, dass Kamelmütter nach dem Verlust ihres Jungen die Nahrungsaufnahme verweigern und ebenfalls sterben wollen. Tag und Nacht waren sie für Franziska da, niemals ließ man das trauernde Kamel alleine. Erst, als man sich einigermaßen sicher sein konnte, dass Franziska über dem Berg war, fing langsam wieder ein normales Leben an. Auch ohne Sohn Hansi musste das Leben weitergehen. Die Liebe und Zuwendung, die sie von allen Tierpflegern und insbesondere ihres Menschen, Hansi Süß, bekam, ließen Franziska wieder Lebenskraft tanken.
Franziskas besondere Bezugsperson war und blieb Hansi Süß. Die beiden liefen ihre Runden über den Hof, und Franziska suchte sich neue Aufgaben: sie hielt 24 Stunden Ausschau nach ihrem Menschen – nach Hansi Süß.
Franziska war nicht nur aufgrund ihrer Größe imposant. Stolz trug sie ihre beiden Höcker am Rücken, stolz hielt sie den Kopf und hatte mit ihren Augen alles im Überblick. Franziska war Iffeldorfs Grande Dame in Kamelgestalt. Eine sehr beeindruckende, imposante und liebenswerte Kameldame.
Vor einigen Monaten bekam sie Gesellschaft: Kamelwallach Anton. Aufgrund einer Beschlagnahmung war Anton Aiderbichler geworden. Ein neuer Anfang, eine neue Liebe und ein neues Glück – alles schien perfekt.
In den letzten Tagen bemerkten die Tierpfleger, dass sich Franziskas Fressverhalten stark veränderte, und sie abbaute. Der herbeigerufene Tierarzt leitete erste Behandlungen ein, doch Franziskas gesundheitlicher Zustand besserte sich nicht. Weitere Untersuchungen in einer Tierklinik bestätigten, dass Franziskas Probleme weitschichtig waren, und, dass es leider keine Heilungschancen gab.
Schweren Herzens, jedoch im Wissen, dass unsere Franziska nicht leiden soll, entschlossen wir uns, Franziska über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen. Ruhig, friedlich und mit einem letzten, leisen Seufzer, schloss unsere Grande Dame ihre Augen. Das Lebenslicht einer Großen ist mit rund 17 Jahren leider viel zu früh erloschen. Ein Tränenmeer begleitete sie bis zur ersten Stufe der Brücke in ein anderes Land ohne Schmerzen.
Liebe Franziska,
danke, dass wir viele Jahre Deine Wegbegleiter sein durften. Danke, dass wir aus deiner Traurigkeit und aus deinem Glücklichsein als Menschen lernen konnten: den Kopf erhoben tragen.
Mach’s gut auf deiner Himmelswiese, vergiss uns hier herunten nicht.
Alle Paten von Franziska werden zudem in den kommenden Tagen postalisch ein Schreiben erhalten.
