Heutige Öffnungszeiten: Gut Aiderbichl Henndorf: 9:00 - 18:00 Uhr | Gut Aiderbichl Deggendorf: 9:00 - 18:00 Uhr | Gut Aiderbichl Iffeldorf: 9:00 - 18:00 Uhr

Nachruf Ochse Iwan

Der Riese Iwan war immer anders, als alle anderen

Jedes Tier hat seinen eigenen, besonderen Charakter. Alles an Iwan war groß: sein Kopf und sein ganzer Körper. Er war perfekt gebaut, unser Iwan.  

Als junger, sieben Monate alter Bulle, nutzte er die Gelegenheit und büxte beim Entladen vom Transporter aus. Instinktiv fühlte er wohl, dass es ihm da, wo er hin sollte, nicht gefallen würde. Iwan lebte viele Monate in einem weitläufigen Waldgebiet aus aristokratischer Zeit im Burgenland.  

Iwans Geschichte ist wie ein spannender Krimi. Respekt und Bewunderung gab es für den klugen Iwan von allen Seiten, und sogar der Metzger zog den Hut vor Iwan.  Politiker, der Amtstierarzt, der Jäger und der Besitzer stimmten zu, dass Gut Aiderbichl sein Glück mit dem Einfangen versuchte, bevor Iwan abgeschossen worden wäre. 
Gut Aiderbichl ist Spezialist im Einfangen von ausgebüxten Rindern. Er war besonders klug und hartnäckig. Monatelang versuchten die Menschen Iwan einzufangen. Erst ein Aiderbichler Mitarbeiter sollte das Geduldspiel gewinnen. Er hatte die Idee, einem Bauern eine Kuh und deren Kalb abzukaufen. Die Beiden wurden in die Nähe der Spuren gebracht, die Iwan auf seinen Wanderungen hinterließ. Die Kuh muhte und es dauerte nicht lange, bis Iwan sich neugierig näherte. Auf ihn wartete der Aiderbichler Mitarbeiter im Hochstand und die zwei Lockvögel nahe der Einfangvorrichtung. Wie aus dem Nichts tauchte Iwan mitten in der Nacht auf. Der Mitarbeiter erstarrte vor Schrecken, weil ihn plötzlich ein riesiger Iwan anstarrte.  

Iwan war dem charmanten Muhen der Kuh gefolgt. Wochenlang hatte er es auch dem Aiderbichler Mitarbeiter schwer gemacht, ihn einzufangen. Sein Verliebtsein war der Moment der Schwäche, der aber auch zugleich Iwans Leben gerettet hat. Er bekam eine leichte Betäubung und wachte einige Zeit später wohlbehalten im großen Rinderstall auf Gut Aiderbichl in Kilb auf.   

Iwan war glücklich und zufrieden mit seinem Leben in Kilb. Gemeinsam mit Burgi und deren Kalb Iwana (leider verstorben), den ehemaligen Lockvögeln, verbrachte er eine glückliche Zeit im neuen Für-Immer-Zuhause.
Iwan liebte es stolz und hocherhobenen Hauptes, über die riesigen Wiesen in Kilb zu wandern. Was gab es Schöneres, als frei zu sein? 

Irgendwann konnte Iwan nicht mehr aufstehen und hatte offensichtlich starke Schmerzen. Kein Medikament wollte mehr helfen. Iwan wurde immer schwächer. Ein Blick in seine Augen verriet uns, dass er in das Land wollte, wo es keine Schmerzen gibt, wo er all seine Freunde treffen kann. Im Beisein all seiner vertrauten Menschen schlief unser Großer ein. Iwan stand ruhig und leise vor einem neuen Tor.  

Der Tod ist nichts, ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen. Ich bin ich, ihr seid ihr. Das, was ich für euch war, bin ich immer noch. Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt, sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt. Ändert nicht euren Tonfall, verwendet keine aufgesetzte oder gezwungene Haltung.

– Antoine de Saint Exupéry

Lieber Iwan, 

die Geschichte deiner Flucht wird immer eine besondere bleiben. Von dir, unserem Großen und Klugen, konnten wir viel lernen: nicht feige sein, die Chance nutzen, den eigenen Weg gehen und zum Schluss auch noch gewinnen, um hinterher dankbar und zufrieden zu sein.
All die Menschen, die dich kannten, sind dankbar, viele Jahre deine Wegbegleiter gewesen zu sein.
Du bleibst in unseren Herzen, lieber Iwan. Mach’s gut in deinem neuen „Zimmer“.