Susi
eine Kämpferin hat „Adieu“ gesagt
Unsere Susi wurde knappe 50 Jahre alt. Sie war ein Wildfang und verbrachte 1976 bis 1999 in der Versuchsanstalt. Sie war in der Hepatitis Forschung eingesetzt und fristete dort ein Leben in vollkommener Isolation.
Ab 2009 stand Susi mit all den anderen Schimpansen aus diesem Forschungslabor unter dem Schutz von Gut Aiderbichl. Susi brachte Bewegungseinschränkungen mit, denn sie hatte viele Jahre in einem engen Käfig verbracht.
Susi hat die Außenanlagen regelmäßig und ausgiebig genutzt und lieben gelernt. Ihre Bewegungseinschränkungen verbesserten sich. Sie hielt beim Klettern mit den anderen mit und wurde immer selbstbewusster. In ihrer Gruppe war Susi die Älteste und somit die Chefin. Mit Moritz und Helene, ihren engsten Vertrauten, verband sie eine innige Freundschaft bis zum Schluss. Sie hatte Spaß daran, mit ihren Freunden und auch mit dem jungen David und Xsara, im Außengehege zu frühstücken, zu spielen, zu kuscheln und zu klettern.
Nichts von alledem war für Susi eine Selbstverständlichkeit. Die Gefangenschaft saß in ihren Knochen, doch in den letzten Jahren zeigte sie auch ihr Spielgesicht und lachte, wie nur ein glücklicher Affe lachen kann. Sie genoss in vollem Ausmaß.
Susi war nun in die Jahre gekommen, ein Tumor am Herzen erschwerte ihr Leben und machte sie immer schwächer. Medizinische Unterstützung brachte keinen Erfolg mehr, Susis Augen schauten in die Ferne, alles wurde immer beschwerlicher. In aller Ruhe, umgeben von ihren Freunden und Pflegern, entschied sich Susi für den Himmel-Urwald. Dort wird sie jetzt wohl einige Freunde aus dem Versuch treffen und mit ihnen in schattigen Bäumen träumen.
Tieftraurig über Susis Verlust schreiben ihre Pflegerinnen:
Susi, du fehlst uns und deiner Familie. Jeden Tag suchen sie nach dir. Wir alle spüren, dass du noch hier bist.
Susi, du warst eine Kämpferin und Kuschlerin, Streicheleinheiten-Verteilerin. Oft wurde es den Schimpansenfreunden Zuviel und sie schoben dich sanft weg.
Du warst eine Kämpferin, weil du es von Anfang an auch im Wohnraum nicht leicht hattest, du warst schon älter und auch deine Kletterfähigkeiten waren anfangs nicht so gut. Weltweite Experten meinten, dass du halt schon zu alt bist und, dass dir der Wohnraum und die Kletterei einfach zu viel sind. Du hast allen gezeigt, dass du es schaffst und hast dich täglich ein Stück weiter vorgekämpft. Du hast nie aufgegeben, auch nicht nach Rückschlägen. Helene, deine allerbeste Freundin gab dir Kraft.
Du warst eine von den Ersten, als wir die Freianlage öffneten, die ohne zu zögern in die Natur ging. Von diesem Tage an warst du draußen, du wolltest die Natur mit allen Sinnen spüren. Wenn du entspannt im Gras gelegen hast, die Augen geschlossen hattest, haben wir es alle gespürt: du bist angekommen, du hast alles hinter dir gelassen, du hast es geschafft, eine Familie gefunden, die dich liebte, einen gemütlichen Wohnraum und: die Natur.
Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in eurem Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch.
– Dakota
