Was ist aus Mr. Grey geworden?
Aus der Sicht einer Aiderbichlerin
(geschrieben von Gisela Pschenitschnig)
Hunderettung bekam im Jahr 2017 eine neue Bedeutung. Dieter Ehrengruber verschlug es die Sprache, als er sah, unter welchen entsetzlichen Bedingungen Straßenhunde in Rumänien lebten.
Iona war jene tierliebe Frau, die über 300 Streuner in einem Shelter in Glina versorgte. Kein gemütliches Hundehaus, sondern Baugitter, lehmige, schlammige Böden, kein Dach über dem Kopf sondern Fetzen – aber die Hunde bekamen täglich Futter und frisches Wasser, das eimerweise herbeigeschleppt wurde.
Ob Winter oder Sommer – die klimatischen Bedingungen für die Hunde im Shelter von Glina waren jedenfalls eine Katastrophe. Es kam dann auch so, dass der Platz „geräumt“ werden musste. Gut Aiderbichl bemühte sich um eine neue Lösung für die Streuner – weiß Gott, was sonst mit ihnen geschehen wäre.
Mittlerweile gibt es ein Aiderbichler Tierheim für Streuner, junge Welpen und Katzen. Wir versuchen, den Rumänen bei den Kastrationen zu helfen und die Menschen auch zum Umdenken im Sinne des Wohles der Tiere zu bewegen.
Mr. Grey – ein Streuner mit Angst aus Erfahrung
Kein Auge blieb trocken, als anläßlich eines Patentreffens Mr. Greys Film abgespielt wurde. Ich spüre gerade wieder die Gänsehaut, als es im Filma aus einem Bretterverschlag in einem Hundezwinger knurrt.
Verstoßen, verachtet und unterernährt muss Mr. Grey wohl durch die Straßen gelaufen sein, bevor ihm jemand die Kehle durchgeschnitten hat, und Gott sei Dank die Hauptschlagader verfehlt hatte. Er überlebte, aber seinen Aiderbichler Rettern zeigte er knurrend, mit angelegten hängenden Ohren und weit aufgerissenen Augen, dass er schreckliche Angst hatte. „Was wollt ihr von mir?“ – fragte er kauernd aus seinem Hundezwinger. Seine verletzte Seele sagte „Geh weg von mir, weit weg …“.
Die Geschichte von Mr. Grey entsetzte die Menschen. Wie kann man nur so brutal und grausam sein? Welcher Menschentyp schafft es, ein Tier derart zu quälen?
Mr. Grey lernte mit der Zeit, dass es auch gute Menschenhände gibt
Anita und Klaus, Aiderbichler Mitarbeiter, beschäftigten sich geduldig und liebevoll mit dem geschundenen Mr. Grey. Wie durch ein Wunder wurde aus dem traumatisierten Hund ein Gefährte, der seine Menschen liebt und loyal begleitet.
Seit einigen Jahren nun lebt Mr. Grey am Heimathof in Kärnten. Und es hat sich in seinem Leben einiges verändert.
Havanna – eine neue Gefährtin für Mr. Grey
Mr. Grey hat seine Liebe gefunden. Havanna ist eine rumänische Hündin, die mit ihren acht Jungen im Aiderbichler Tierheim in Rumänien abgegeben wurde. Sie lebt nun ebenfalls in Kärnten, und hat mit ihrer sanftmütigen Art Mr. Greys Herz erobert.
Auch sie brauchte Zeit, um den Menschen zu vertrauen. Schnell hat sie verstanden, dass es viele Menschen gut mit ihr meinen. Vor allem einer: ihr Mr. Grey.
Vertrauen ist eine sehr empfindliche Pflanze, die nicht nach Belieben blüht.
– Victor Cherbuliez, schweizerisch-französischer Schriftsteller (1829-1899)
Nur mehr ein weißer Fellstrich an der Kehle zeugt von Mr. Greys Vergangenheit. Er schaut zuversichtlich nach vorne, und zwar gemeinsam mit der wunderbaren Havanna. Herzlichst, Ihre Gisela
