Unser Einsatz
für heimische Wildtiere
Projekt: Unser Einsatz für heimische Wildtiere
Immer mehr heimische Wildtiere geraten in Not. Die Gründe dafür sind vielfältig und vorwiegend von Menschen gemacht.
Auf Gut Aiderbichl sind im Laufe der Jahre auch viele Wildtiere eingezogen. Die Geschichte, die hinter jedem Tier steckt ist ganz individuell. Manche Wildtiere sind bereits als Babys zu uns gekommen und haben auf Gut Aiderbichl ein Zuhause auf Lebenszeit gefunden. Andere sind nur vorübergehend Gast und können wieder ausgewildert werden. Ein besonderes Augenmerk legen wir dabei auf unsere Eichhörnchen. Einen Überblick über alle Tiere, die auf Gut Aiderbichl leben, finden Sie hier.
Unterstützen Sie die Wildtiere mit Ihrer Spende!
Unser Projekt auf einen Blick
Unser Einsatz für heimische Wildtiere
Ausgangslage:
Aufgrund verschiedenster Umweltschädigungen geraten immer mehr Wildtiere in Not. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Waldrodungen, Monokulturen, Bebauung oder intensive landwirtschaftlichen Nutzung schaden dem heimischen Artenbestand.
- Der zunehmende Autoverkehr stellt eine tägliche Bedrohung für Wildtiere dar.
- Auch die Verschmutzung der Umwelt durch Rückstände von Chemikalien aus der Produktion und dem Einsatz in Land- und Forstwirtschaft gefährden Pflanzen und Tiere.
Ziel:
Ziel von Gut Aiderbichl ist es, in Not geratene Tiere aufzunehmen und sie wieder gesund zu pflegen. Teilweise ist es möglich, die Tiere wieder in die Natur zu entlassen. Gleichzeitig möchten wir auf die prekäre Situation der Wildtiere aufmerksam machen.
Unser Wirken:
Auf Gut Aiderbichl leben die unterschiedlichsten Wildtierarten. Viele wurden von unseren Mitarbeiter:innen liebevoll mit der Flasche aufgezogen.
Eichhörnchen, die zu Gut Aiderbichl kommen, entlassen wir wieder in die Natur zurück. Dafür wurde 2021, zusammen mit Carmen Haslinger von der „Eichhörnchenhilfe Salzburg“, die Eichhörnchen Auswilderungsstation auf Gut Aiderbichl Henndorf gegründet. Zum Schutz der Tiere arbeitet Gut Aiderbichl eng mit der „Eichhörnchenhilfe Salzburg“ in Österreich, und mit Sabine Gallenberger von der „Wildtierwaisen-Schutz e.V.“ in Deutschland zusammen.
Ausblick:
Wir möchten die Öffentlichkeit für die Situation der Wildtiere sensibilisieren.
Unser Wissens über Waldtiere möchten wir durch die Gut Aiderbichl Akademie weitergeben. Unter anderem bietet Sabine Gallenberger von der „Wildtierwaisen-Schutz e.V.“ Online-Seminare an, die über Gut Aiderbichl gebucht werden können. Hier kommen Sie zu den Seminaren.
Der Lebensraum der Wildtiere ist bedroht!
Unser Projekt - die ganze Geschichte
Eichhörnchen:
Nicht nur für den Siebenschläfer, sondern auch für das Eichhörnchen ist der zunehmende Verlust von alten Laub- und Mischwäldern dramatisch. Die Bäume sind für die Eichhörnchen als Schlafplatz und zur Aufzucht der Jungen lebensnotwendig. Außerdem sind die guten Kletterer auf Bäumen und Ästen vergleichsweise gut vor Fressfeinden geschützt. Etwa fünf Meter weit springt ein gesundes Tierchen zwischen Bäumen hin und her – und kann, was nur wenige andere Tiere können: einen Baumstamm mit dem Kopf voran nach unten zu klettern. Doch bei kleinen Eichhörnchen kommt es immer wieder zu Abstürzen bei den ersten Kletterversuchen. Ältere Tiere verletzten sich oft, bei der Flucht vor Fressfeinden wie dem Baummarder oder Greifvögeln.
Die Samen, Triebe und Knospen von Bäumen dienen den kleinen Nagern als Nahrung. Besteht der Wald zu sehr aus Monokulturen sinkt damit auch die Nahrungsauswahl der Eichhörnchen dramatisch.
Durch den Bau von Straßen und Wohngebieten sinkt zudem der Baumbestand. Erschwerend hinzu kommt, dass der zunehmende Verkehr das Überqueren der Straßen für Eichhörnchen lebensbedrohlich macht. Auch die dadurch entstehende Lärmbelästigung wirken sich negativ auf die kleinen Nagetiere aus. Deshalb kommt es immer öfter vor, dass Eichhörnchen uns Menschen um Hilfe bitten.
Wenn Eichhörnchen um Hilfe bitten
Ein Eichhörnchen braucht immer dann Ihre Hilfe, wenn es sich leicht einfangen lässt. Gesunde Eichhörnchen bekommt man nicht so leicht zu fassen. Besonders Eichhörnchen, die am Boden liegen, benötigen umgehend Hilfe. Das gilt auch für Eichhörnchen, die einem Menschen hinterherlaufen oder versuchen, an ihm hochzuklettern. Hier braucht man keine Angst zu haben, denn Eichhörnchen haben keine Tollwut.
Carmen Haslinger aus Österreich, sowie ihre deutsche Kollegin, Sabine Gallenberger, kümmern sich seit vielen Jahren um die kleinen, hilfsbedürftigen Nager, und sind rund um die Uhr für die kleinen Tiere im Einsatz. Zu ihnen kommen verletzte und hilfsbedürftige Tiere. Die beiden Expertinnen bieten erste Hilfe an, und päppeln die kleinen Nager, und auch andere Waldtiere, mit viel Liebe und Herzblut wieder auf.
Das Eichhörnchen Louis (s. Bild) steht sinnbildlich für viele ausgewachsene Eichhörnchen, die Sabine Gallenberger und Carmen Haslinger bei sich zuhause versorgen. Der kleine Nager wurde auf der Straße von einem Auto erfasst, und kam mit starken Verletzungen zu Sabine Gallenberger. Nur dank der liebevollen Pflege der Expertin hat er den schweren Unfall überlebt.
Die Gut Aiderbichl Eichhörnchen Auswilderungsstation
Immer wieder kommt es auch vor, dass Eichhörnchen-Babys ihre Mutter verlieren, oder aus dem Nest gefallen sind, und bei Carmen Haslinger oder Sabine Gallenberger Unterschlupf finden.
Kurz nach der Geburt sind Eichhörnchen etwa so groß wie ein Korken und noch haarlos. Ihre Augen und Ohren sind geschlossen.
Erst ab einem Alter von 2-3 Wochen beginnt der erste Haarflaum zu wachsen, und auch die unteren Schneidezähne brechen durch. Nach 5-6 Wochen folgen auch die oberen Schneidezähne. Mit 7 Wochen wird der Schwanz buschiger, und die Nager beginnen feste Nahrung, wie Sonnenblumenkerne, zu sich zu nehmen. Mit 8 Wochen sind die Eichhörnchen-Jungen sehr aktiv und spielen lebhaft mit ihren Artgenossen und Pflegeeltern. Das ist der Zeitpunkt, ab dem die Eichhörnchen nach Gut Aiderbichl in die Auswilderungsstation umziehen dürfen.
In unserer Auswilderungsstation bleiben die Jungtiere bis sie ungefähr 16 Wochen alt sind, und werden dann in Gruppen langsam im Wald in die Freiheit gelassen. Bei Eichhörnchen, die spät im Herbst geboren werden, findet die Auswilderung erst im Frühling statt, wenn das Nahrungsangebot wieder groß genug ist. Lesen Sie hier mehr über die Gut Aiderbichl Auswilderungsstation.
Füchse
Füchse sind als Tierart an sich nicht bedroht. Ihr natürlicher Lebensraum ist es jedoch schon. Die natürliche Umgebung der nachtaktiven Tiere sind Wälder und Felder. Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und der Abrodung der Wälder haben immer mehr Füchse den Weg in menschliche Siedlungsgebiete gefunden.
Der größte Feind der Tiere in urbanen Lebensräumen ist der Verkehr. Oft kommt es vor, dass Füchse überfahren werden. Auf Gut Aiderbichl leben viele Füchse, die bereits als Babys zu uns gekommen sind. Was mit ihren Eltern geschehen ist, lässt sich nur vermute. Nach der Geburt sind kleine Füchse völlig hilflos und auf die Fürsorge ihrer Mutter angewiesen. Unsere Findlinge werden von unseren Mitarbeiter:innen liebevoll mit der Flasche gefüttert und gesundgepflegt. Manche der heimischen Rotfüchse, die auf Gut Aiderbichl leben, wurden auch als ausgewachsene Füchse, schwer verletzt, gefunden und vor Ort medizinisch versorgt.
Die Füchse auf Gut Aiderbichl können nicht mehr ausgewildert werden. Zu sehr haben sie sich an den Menschen gewöhnt. Sie haben das natürliche Jagen ver- oder nie erlernt. Auch die Gefahr, dass Sie einem Jäger zum Opfer fallen, ist für die an den Menschen gewöhnten Tiere zu Groß. Sie haben deshalb auf Gut Aiderbichl ein „Für-Immer-Zuhause“ gefunden.
Wildschweine
Der Mensch breitet sich mit seinem Lebensraum immer mehr aus. Durch Rodung, Trockenlegung von Marschländern und die Adaption für die Landwirtschaft entziehen wir den Schweinen die natürliche Lebensgrundlage. Auf diesen Flächen kommt es unweigerlich zu Konflikten mit den borstigen Tieren. Auf Nahrungssuche richten Wildschweine immer wieder Schäden auf Feldern und in Kulturlandschaften an und sind deshalb kein gern gesehener Gast. Oft werden sie aus diesem Grund auch heute noch gejagt.
Viele der Tiere auf Gut Aiderbichl wurden bereits als Frischling von Menschen gefunden und versorgt. Dennoch sind Wildschweine, anders als ihre Verwandten die Hausschweine, immer noch Wildtiere und eignen sich nicht als Haustier. Wenn sich niemand mehr um sie kümmern will, oder kann, führt sie ihr Weg nach Gut Aiderbichl, denn die Auswilderung von geretteten Wildschweinen ist keine gute Idee. Sie haben Menschen von ihrer besten Seite kennengelernt und haben dadurch ihre Furcht vor Jägern verloren. Deshalb behalten wir auch Wildschweine bis an ihr natürliches Lebensende bei uns.
Rotwild
Auch dem Rotwild hat der Mensch einen großen Teil seines natürlichen Lebensraums genommen. Viele Wälder werden in Europa für den Forstbetrieb genutzt. Für diesen Wirtschaftszweig stellt das Wild einen Schädling da, denn das Rotwild isst gerne die Knospen der jungen Bäume und verlangsamt dadurch deren Wachstum. Im Winter schälen die Tiere auch die Rinde von den Bäumen. Dadurch können Pilze in das Holz eindringen, wodurch es seinen wirtschaftlichen Wert verliert. Deshalb wird das Rotwild aus Waldstücken oftmals ge- und verjagt. Auch die zunehmende Asphaltierung und Durchschneidung der Landschaft mit Straßen macht dem Rotwild zu schaffen. Durch eingezäunte Autobahnen, betonierte Uferstellen und andere Hindernisse, kann das Rotwild nicht mehr wandern.
Auf Gut Aiderbichl leben einige Vertreter des Rotwilds. Sie sind aus den unterschiedlichsten Gründen nach Gut Aiderbichl gekommen, aber auch bei ihnen ist eine Auswilderung nicht möglich. Zu sehr haben sie sich schon an den Menschen gewöhnt.
Siebenschläfer
Problematisch für Siebenschläfer ist der zunehmende Verlust von alten Laub- und Mischwäldern. Die Bäume sind als Schlafplatz und Nahrungsquelle für den Siebenschläfer lebensnotwendig. Großteils ernährt er sich von Eicheln, Bucheneckern und Baumrinde. Fehlen die Mischwälder, fehlt dem Tier auch seine Nahrung. Aber nicht nur die Rodung der Wälder stellt ein Problem für den Siebenschläfer dar. Bei Menschen ist er kein gern gesehener Gast. Oftmals wird er mit einer Maus verwechselt und stirbt einen qualvollen Tod in Mäusefalle oder wird vergiftet. Wird ein verwundeter Siebenschläfer gefunden, wird er oftmals von Sabine Gallenberger gesund gepflegt anschließend wieder in die Natur entlassen.
Feldhasen
Die Zunehmenden Monokulturen in der Landwirtschaft stellen ein großes Problem für den Feldhasen dar. Der Feldhase ist abwechslungsreiche Nahrung wie Wildkräuter angewiesen. Zudem bieten ihm hohe Gräser Schutz vor Fressfeinden. In der monotonen intensiven Landwirtschaft sind die meisten Feldränder verschwunden. So ist er Füchsen, Mardern, Wildschweinen, Raben- und Greifvögeln, aber auch Kälte und Nässe schutzlos ausgeliefert.
Viele junge Feldhasen überleben die ersten Wochen nicht. Sie fallen streunenden Katzen oder Hunden zum Opfer oder geraten bei landwirtschaftlichen Maschinen buchstäblich unter die Räder. Auch der Bau von neuen Straßen und Siedlungen machen dem Feldhasen seinen Lebensraum nicht nur strittig, sondern ihn auch gefährlicher: Viele Hasen werden von Autos erfasst.
Oft kommen auch verletzte Feldhasen zu Sabine Gallenberger. Sie pflegt sie wieder gesund und entlässt sie anschließend wieder in die Natur.
Sie leisten erste Hilfe für Wildtiere
PORTRAIT CARMEN HASLINGER
Carmen Haslinger ist die Gründerin der „Eichhörnchenhilfe Salzburg“ und kümmert sich bereits seit vielen Jahren um hilfsbedürftige Nager. In ihrer Auffangstation in Großgmain betreut sie gemeinsam mit ihrer Familie bis zu 100 Eichhörnchen pro Jahr. Ziel ist es, die Tiere wieder auszuwildern. Dafür arbeitet Carmen Haslinger eng mit der Auswilderungsstation auf Gut Aiderbichl zusammen. Manche Tiere, die beispielsweise von Lähmungen oder sonstigen Behinderungen betroffen sind, dürfen bei Carmen Haslinger in den Gehegen mit großer Außenvoliere bleiben.
In Österreich ist die „Eichhörnchenhilfe Salzburg“ unter der kostenlosen Nummer +43 650 7274355 rund um die Uhr für Eichhörnchen-Notfälle erreichbar (www. eichhoernchenhilfesalzburg.at).
PORTRAIT SABINE GALLENBAUER
Sabine Gallenberger ist mit Tierschutz aufgewachsen, und steht seit Jahren in engem Kontakt mit Gut Aiderbichl. Vor 16 Jahren bekam Sabine das Eichhörnchen Lilly, das ihr eine Nachbarin zur Aufzucht hinterließ. Bald folgten weitere Tiere – am Ende waren es über 1.000 Waldtiere, die von Sabine und ihren Eltern am Stadtrand von München aufgezogen wurden. Tausende weitere Tiere konnte Sie retten, indem Sie ein Pflegestellen-Netzwerk aufbaute. Für Ihre Leistung wurde Sabine mit dem bayrischen Tierschutzpreis ausgezeichnet.
Ihr Wissen über Waldtiere möchte Sabine weitergeben und bietet Online-Seminare an, die bei ihr persönlich oder über Gut Aiderbichl gebucht werden können. Hier kommen Sie zum Seminar.
Für Eichhörnchen-Notfälle in Deutschland erreichen Sie Sabine Gallenberger unter der Nummer +49 173 353 74 15 (www.eichhoernchen-infos.de)