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Die blinde Darla
und Ruby

Eine Happy End Geschichte

Aus der Sicht einer Aiderbichlerin

(geschrieben von Gisela Pschenitschnig)

Darla kam als Kälbchen ohne Augen zur Welt. Der Besitzer wollte sie am Leben lassen und bat Gut Aiderbichl um Aufnahme.
Dieter Ehrengruber sagte der Aufnahme vor ein paar Monaten zu. Einer der wichtigen Punkte in der Philosophie von Gut Aiderbichl ist es, den Tieren mit einem Handicap die unbedingte Chance zum Weiterleben zu geben. Tiere mit Handicap bringen alles mit: Lebensfreude, die Bereitschaft ihre Umwelt kennenzulernen und die Gabe, sich selbst so zu nehmen, wie sie die Natur geschaffen hat.

Wie „ertastet“ ein blindes Tier die Welt und wie findet es sich im Leben zurecht?

Genau wie beim Menschen auch, führt der Ausfall eines Sinnessystems zu einer intensiveren Nutzung der übrigen Sinne, insbesondere des Gehörs. Klappernde Eimer oder der Motor des Hoftrac können oft eine visuelle Wahrnehmung ersetzen. Wahrscheinlich ist es einfach eine Frage der Zeit, bis sich blinde Tiere mit der Umwelt arrangieren können?

Verunsichert stand die kleine Darla ohne Augen in ihrem Stall. Sie riecht Stroh und Heu, sie riecht und hört die Stimmen der Menschen, sie riecht und hörte die Laute der unterschiedlichsten Tiere in ihrem Umfeld. Sie hört die Esel rufen, die Pferde wiehern.
Langsam gewöhnte sie sich an die kleine Unebenheit vom Innenstall in den Außenstall. Ein Hindernis, das sie nicht sehen konnte. Sie spürte irgendwie, dass da was ist, was sie nicht kennt.

Darla beweist, wie wichtig es ist, Tiere wahrzunehmen und mit ihnen zu sprechen. Jedes Mal stellt Darla die Ohren nach vorne, wenn sie eine ihr bekannte Stimme wahrnimmt. Hände, deren Geruch sie schon kannte, lockten die kleine Darla in den Außenstall. Langsam und sehr vorsichtig lernte sie, sich hier zu bewegen, ohne sich ständig irgendwo zu stoßen.

Bekannte Stimmen bereiten Darla Freude

Der erste Weg am Morgen führt immer vorbei an Darlas Stall. Aufgeweckt und froh mit ihrem Leben steht sie da, und erkennt meine Stimme. Dann wird gekrault und gestreichelt. Darla hat gelernt, die Stimmen zu unterscheiden und beispielsweise meine sofort wahrzunehmen. Zielgerade kommt sie und wünscht sich dann ganz festes Kraulen und Streicheln.

Trotz der guten Entwicklung unserer Darla ist klar, dass sie die kommenden Jahre nicht alleine im Stall verbringen kann. Die Tierpflegerinnen berieten und kamen auf die Idee, Kuh Ruby als Adoptivmama einzusetzen. Ruby hat als vierjährige Kuh Vierlinge geboren. Man dachte, sie seien kleinwüchsig, und wohl niemals in der Milchwirtschaft eingesetzt werden könnten. So kamen Ruby und ihre Kälber nach Gut Aiderbichl, denn die Schlachtung war damals für den Landwirt keine Option. Er hat den Tieren die Lebenschance geschenkt.

Ruby leistet wunderbare Arbeit

Die ersten gemeinsamen Tage zwischen Ruby und Darla waren entspannt. Die erfahrene Ruby macht sich in ihrer Rolle als Ersatzmama für die blinde Darla sehr gut.

Jeden Tag spazieren die Beiden vom Stall auf den Paddock im Innenhof. Der erste Versuch „hinaus aus dem Stall“ muss für Darla sehr ungewöhnlich gewesen sein. All die Hängebauchschweine, Esel und Ponys konnte sie mit ihren funktionierenden Sinnen nicht zuordnen. Sie alle aber begegneten ihr auf dem Weg zum Paddock. So machte Darla einen Schritt nach vorne und fünf zurück, aber irgendwann war sie am Ziel angelangt.

Mitten am Paddock steht Darla und schnuppert die Luft außerhalb ihres Stalles, und allem, was dazugehört. Ruby kaut ihr Heu und beobachtet Darla jede Sekunde.

Werde ich Mensch jemals noch zu Darla in den Stall gehen können?

Wir Menschen müssen die Gesetze der Natur akzeptieren, auch, wenn es manchmal nicht so klasse ist. Darla war doch irgendwie auch meine „Kleine“, nun zeigte mir Ruby, dass das womöglich nicht mehr so sein kann.

Im Laufe einer Führung wollte ich in den Stall, wo Ruby und Darla gerade den Tag ausklingen ließen. Darla vernahm die ihr bekannte Stimme und kam tatsächlich langsam aus dem Stall. Da erhob sich Ruby ebenfalls und legte die Ohren ein wenig an. Ich ging langsam aus dem Stall. War es vorbei? Konnte ich nicht mehr zur Darla, ohne Ruby unruhig zu machen? Ich erzählte Darlas Geschichte außerhalb des Stalles weiter. Plötzlich spürte ich einen leichten Stups auf meinem Rücken. Die Menschen lächelten und meinten „Da will sich jemand entschuldigen!“. Ruby stand da, ich hielt meine Hand hin und freute mich, dass ich sie streicheln konnte. Ein leises „Muh“ und ein sanfter Schlecker auf meiner Hand sollte mich vielleicht beruhigen.
In diesem Augenblick habe ich gelernt, dass ich mich zuerst an Ruby wenden muss, um anschließend zu Darla gelangen zu können. Seit einigen Tagen beweist mir Rubys Verhalten, dass dieser Gedanke exakt richtig ist.

Wir können von den Tieren so viel lernen. Man muss die Körpersprache der Tiere beobachten und studieren, dann kann man ruhigen Gewissens behaupten: die Tiere sind meine besten Freunde und ich werde ihnen eine Stimme geben, solange ich meine Arbeit machen kann.

Herzlichst,
Ihre Gisela 

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