Es müssen unvorstellbare Schmerzen gewesen sein, die Kuzia ertragen hat. Wochenlang lebte der schwarze, kleine Hund bereits auf der Straße – mit zertrümmerten Hinterbeinen. Er konnte nur noch kriechen. Dennoch hielt ihn sein eiserner Wille am Leben. Das Unvorstellbare dabei: die Straße war belebt, hunderte Menschen sind an ihm vorbeigegangen, ohne den kleinen, verletzten Hund zu beachten. Seine Aussichten waren schlecht – bis eine Begegnung mit einem tierlieben Menschen sein Leben wieder zum Positiven wendete.
Kuzia kommt aus der Ukraine. Seit mehr als einem Jahr herrscht dort Krieg und bedingt unvorstellbares Leid für Mensch und Tier. Viele konnten die umkämpften Regionen bereits verlassen, doch oftmals mussten die fliehenden Menschen ihre Haustiere im Stich lassen. Auf den Straßen müssen die ausgesetzten Tiere unter den schwierigsten Bedingungen zurechtkommen.
Wir brachten es nicht übers Herz ihn über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen
Kuzia hatte jedoch Glück im Unglück. Er kam zu privaten Tierschützern, die ehrenamtlich verletzten Straßenhunden in der Ukraine helfen. Sie werden medizinisch versorgt und gefüttert. Kuzia wurde bereits in der Ukraine not-operiert. Aufgrund der dramatischen Kriegssituation, in dem sich das Land befindet, sind die medizinischen Voraussetzungen jedoch nicht optimal.
Kuzia war so schwer verletzt, dass eine Operation in der Ukraine keine Heilung erzielen konnte. Ein Bein musste amputiert werden. Das andere Bein wollte nicht richtig verheilen. So konnte der Hund nicht auf die Straße zurück. Die Tierschützer selbst hatten keine Möglichkeit, die Hunde längere Zeit unterzubringen. Um Kuzia großes Leid zu ersparen, blieb die Einschläferung die letzte Option. Doch ein Blick in Kuzias große Augen genügte. Die tierlieben Menschen brachten es nicht übers Herz, den lebensfrohen Hund über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen.
Sam war ein ehemaliger Kettenhund
Hund Sam teilt eine ähnliche Leidensgeschichte wie Kuzia. Auch er kommt aus der Ukraine. Auch er wurde dort so schwer verwundet, dass seine beiden Hinterbeine gelähmt sind. Sam wurde auf der Straße gefunden. Anwohner berichteten, dass er bereits seit einigen Tagen schwer verletzt dort gelegen hatte. Genau wie bei Kuzia, haben ihn vorbeifahrende Autos und Passanten nicht beachtet. Doch nicht nur das. Sam scheint ein ehemaliger Kettenhund gewesen zu sein. Als er aufgefunden wurde, war er nicht nur lebensbedrohlich verletzt, sondern komplett verwahrlost und abgemagert, mit einem dicken Eisenring um den Hals. Der Ring war bereits eingewachsen, das Fell stumpf und mit blutigen Wunden übersäht.
Gut Aiderbichl hilft, wo die Not am größten ist
Die Schicksale von Sam und Kuzia stehen sinnbildlich für die vielen Straßenhunde in der Ukraine. Die Zahl der Straßenhunde in der Ukraine steigt kontinuierlich an. Sie streunen ziellos durch das durch den Krieg zerstörte Land. Tierheime vor Ort stoßen bereits an ihre Grenzen und können kaum mehr Tiere aufnehmen. Gefechte, mangelndes Futter, Kälte, sowie Schnee und Eis im Winter sind nur einige der alltäglichen Herausforderungen der Straßenhunde.
Doch Gut Aiderbichl möchte dort unterstützen, wo die Not am größten ist und reagierte sofort auf den Hilferuf aus der Ukraine. Beide Tiere konnten nach Henndorf bei Salzburg gebracht werden.
Sam und Kuzia haben eine unglaubliche Lebensfreude
Sam und Kuzia sind aufgrund ihrer Behinderung auf spezielle Therapie und Fürsorge angewiesen. Seit langem setzt sich Gut Aiderbichl für Tiere mit Behinderung ein. „Gerade Tiere mit besonderen Bedürfnissen entwickeln eine unglaubliche Lebensfreude, sobald sie die richtige Unterstützung bekommen,“ so Dr. Marianne Wondrak, Tierärztin auf Gut Aiderbichl. Sam und Kuzia haben unglaublichen Lebenswillen bewiesen, und werden jetzt dafür belohnt.
Sam bekam bereits einen vorläufigen Rollstuhl. „Jetzt, wo er wieder mobil ist, fangen auch seine Augen wieder an zu leuchten. Das zu erleben, erfüllt uns mit unglaublicher Freude. Dennoch sind wir noch nicht am Ziel angelangt,“ so Dr. Marianne Wondrak von Gut Aiderbichl. Sam braucht ständige Physiotherapie, damit er wieder Muskeln aufbaut. Derzeit ist er durch die Lähmung zudem noch Kot-inkontinent. Doch auch das ist durch spezielle Physiotherapie heilbar. Sein großer Traum ist ein neuer, auf ihn angepasster Rollstuhl, mit dem er über den Hof von Gut Aiderbichl in Henndorf flitzen kann.
Kuzia ist eine richtige Kämpfernatur
Auch Kuzia ist auf dem Weg der Besserung. Das verbliebene Hinterbein kann er – nach einer acht stündigen Operation, in der Veterinärmedizinischen Universität Wien – langsam wieder bewegen. Hier sind die Tierpfleger:innen von Gut Aiderbichl sehr bemüht, und machen täglich mehrmals Physiotherapie mit Kuzia. „Unsere Bemühungen zeigen bereits Wirkung. Kuzia ist unglaublich tapfer. Eine richtige Kämpfernatur,“ so Dr. Marianne Wondrak von Gut Aiderbichl. Sie ist froh, den beiden auf Gut Aiderbichl eine zweite Chance schenken zu können, denn auch Tiere mit Handicap haben das Recht auf ein erfülltes und glückliches Leben.