Symphonie, Happy und Helena
vor ihrem sicheren Sterben gerettet
Aus der Sicht einer Aiderbichlerin
(geschrieben von Gisela Pschenitschnig)
Über 700 Pferde leben auf den Höfen von Gut Aiderbichl. Sie wurden verstoßen, aus Zuchtstallungen ausgemustert, zum Pferdeschlachter gebracht, abgegeben, weil sie die sportliche Leistung nicht mehr brachten, oder weil für den Halter die Tierarztkosten nicht mehr leistbar waren. Ohne Nutzen, ohne Leistung, nicht wertvoll genug.
Viele unserer Pferde übernahmen wir von Viehhändlern. So kamen auch Symphonie (rund 2 Jahre, Süddeutsches Kaltblut), Happy (rund 3 Jahre, Süddeutsches Kaltblut) und Helena (rund 3 Jahre, Süddeutsches Kaltblut), in ihr geschütztes, sicheres Für-Immer-Zuhause von Gut Aiderbichl. Laut Informationen des Viehhändlers sind sie „ausgemustert“ worden, weil der Zuchtbestand verkleinert werden sollte. Wir konnten die drei Pferde dem Viehhändler abkaufen.
Das Schicksal der Pferde geht alle Menschen was an
Es gibt nur ungefähre Informationen darüber, wer die ersten Pferde zähmte, ritt oder züchtete. Knochenfunde aus der Steinzeit geben Auskunft darüber, dass Pferde als Haustiere und als Fleischlieferanten gehalten wurden. Irgendwann kam der Mensch auf die Idee, Pferde Lasten tragen zu lassen, oder auf sie zu klettern, um sie zu bereiten.
Die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Pferd war immer eine Besondere. Für die einen sind Pferde ein Kamerad und Freunde, für andere wiederum dient es im Sport und in der Freizeit. Pferde arbeiten als Rückepferde in der Landwirtschaft, verrichten Polizeidienste, sind als Reit- oder Kutschenpferde im Einsatz oder bringen Geld im Rennsport.
Am Ende ihres Arbeitslebens steht den Pferden in Zentral- und Ost-Europa die Fahrt in den Süden bevor, wo ihr Leben zu Ende ist. Aus Kostengründen werden die Pferde in Lebendtransportern dorthin geführt, um geschlachtet zu werden. Es sind qualvolle Transporte, bei denen viele Pferde aufgrund schwerer Verletzungen versterben.
Symphonie, Happy und Helena – keine Angst, kein Stress und kein Druck mehr
Die ersten Tage waren die Pferde verunsichert, vielleicht auch ein wenig ängstlich. Sie konnten nicht verstehen, dass ihnen Gut Aiderbichl ein lebenslanges Zuhause geschenkt hat, und dass ihnen ihre neue Heimat für immer gesichert ist.
Auf den wunderbaren, großen Weiden von Gut Aiderbichl in Frankreich haben sie nun viele Artgenossen gefunden, von denen doch auch einigen dasselbe Schicksal beschert worden wäre: zu sterben, weil der Mensch es so entschieden hatte.
So war es beispielsweise Alexandrine ergangen, einem mittlerweile 26jährigen polnischen Warmblut. Alexandrine war bei einem Turnier in Dressur und Springen angetreten. Die Platzierung war dem Besitzer damals nicht gut genug, die Leistung war nicht erbracht worden. So wurde Alexandrine vom Viehhändler abgeholt. Mit sechs Jahren wäre Alexandrines Leben beendet worden – das Schicksal wollte es anders.
Symphonie, Happy und Helena sind glückliche, unbeschwerte Pferde geworden, die keine Leistung bringen müssen. Wünschen wir ihnen ein langes, gesundes Leben.
Wenn du mit den Tieren sprichst, lernst du sie kennen. Wenn du nicht mit ihnen sprichst, lernst du sie nicht kennen. Was du nicht kennst, davor fürchtest du dich. Was du fürchtest zerstörst du.
~Burrard-Indianer, Chief Dan George (1899 – 1981)
In meinen ersten Jahren auf Gut Aiderbichl hatte ich Angst vor Pferden. Ich habe gelernt, aus ihren Augen zu lesen, und ihren warmen Atem zu lieben.
Herzlichst, Ihre Gisela