Finn, Kleiner Donner und Großer Schwarzer
drei Pferde suchten dringend ein neues Zuhause
Aus der Sicht einer Aiderbichlerin
(geschrieben von Gisela Pschenitschnig)
Pferde – ob groß oder klein – begeistern viele Menschen. Wenn möglich, schaffen sich Menschen dann auch ein Pferd an. Auf einem Pferd über die Wiesen zu reiten, muss etwas Tolles sein. Ich selbst mache es nicht, aber ich unterhalte mich gerne mit den großen Vierbeinern.
Die großen vierbeinigen Freunde des Menschen können zwischen 30 und 40 Jahre alt werden. In ihrer aktiven Lebensphase als Reitpferde kann allerhand geschehen: Verletzungen an den Beinen, Hufrehe, Rückenprobleme usw. Therapien und andere medizinische Behandlungen oder gar Operationen sind kostspielig. Das sind Situationen, wo Pferdebesitzer entscheiden müssen: kann ich mir mein in die Jahre gekommenes Pferd mit all seinen Problemen leisten, oder muss ein alternativer Lebensplatz gefunden werden.
Der schlaue Finn – 17 Jahre alt und kranke Hufe
Im Alter von vier Jahren kam Finn zu einer tierlieben Familie. Bald sollte sich herausstellen, dass beim Verkauf Finns Hufrehe verschwiegen worden war. Der Verkäufer handelt in so einem Fall verantwortungslos, doch es geht um Profit.
Finn war als Reitpony gedacht, doch reiten findet Finn absolut nicht toll. Er lebte bei seinen neuen Besitzern in einem Aktivstall, was bedeutet, dass die Pferde längere Wege zum Fressplatz und zum Trinkplatz zurücklegen müssen. In gesundheitlich guten Zeiten war es für Finn kein Problem, diese Strecken zurückzulegen. Die Pferde leben dort auch nicht in Boxen, und so war es nicht möglich, Finn zu separieren.
Wenn die Pferde auf die Weide wollen, müssen sie das Weidetor passieren. Mittels Chip wird von Menschenhand eingestellt, wer auf die Weide darf, und wer nicht. Finn ist schlau, und wusste, was er zu tun hatte, um sich auf die Weide zu schwindeln: er machte sich klein und wartete, bis ein Pferd durch das Tor auf die Wiese marschierte. Natürlich wusste er nicht, dass ein Weidegang seinen Tod bedeuten hätte können.
Finn lebt nun in seinem Für-Immer-Zuhause auf Gut Aiderbichl in Henndorf, gemeinsam mit „Kleiner Donner“. Und: Finn hat eine Vorliebe für große, vollschlanke Stuten mit braunem Fell. Er hat sich hals über Kopf n unsere Hilde verliebt. Sie tat anfangs etwas schüchtern, aber nun machen beide kein Geheimnis mehr aus ihrer Zuneigung.
Der „Kleine Donner“ und der „Große Schwarze“ – Therapiepferde in Rente
„Kleiner Donner“ ist mittlerweile 25 Jahre alt, und galt lange Zeit als Therapiepony.
Kleiner Donner hatte Vertrauen zu den Menschen und umgekehrt. Er war immer offen für die Probleme der Kinder und viele flüsterten ihre Problemchen wohl auch in Kleiner Donners Ohren.
Therapiepferde werden vor allem bei Kindern mit Beeinträchtigungen eingesetzt. Welcher Art diese auch sein mögen, bekommen die Kinder durch die Zusammenarbeit mit dem Therapiepferd wieder Selbstbewusstsein und: einen richtig tollen Freund.
Auch ADHS kann mit Hilfe eines Therapiepferdes wunderbar “eingedämmt” werden – denn die Ruhe des Pferdes überträgt sich auf die Psyche des Kindes.
Die Besitzerin konnte sich ihren „Kleinen Donner“ finanziell leider nicht mehr leisten, und so fand er Aufnahme auf Gut Aiderbichl in Henndorf. Auch er leidet, wie Finn, an Hufrehe.
Auf Gut Aiderbichl wurde Kleiner Donner der “quasi-Chef” des Finn. Das änderte sich im Laufe der Zeit. Finn ist jetzt der “Sager”, und Kleiner Donner tut so, als würde er das nicht bemerken. Diplomatisch lässt er Finn die Stärke übernehmen.
Wenn Finn zur Rehekontrolle muss, ist eines klar: Kleiner Donner will dabei sein. Er lässt seinen Freund nicht aus den Augen. Wenn Finn die Zutraulichkeit zuviel wird, kann es schon passieren, dass er seinem Freund die lässige, kalte Schulter zeigt. Kleiner Donner lässt sich nicht beirren.
Der Große Schwarze
Kleiner Donner kam gemeinsam mit dem „Großen Schwarzen“, 31 Jahre alt, nach Gut Aiderbichl. Der Große Schwarze lebt seit einigen Wochen im A-Stall von Gut Aiderbichl, dem sogenannten Altenstall für alte Pferde.
Der A-Stall bietet alten Pferden die richtige Nahrung, heustaubfreie Zonen und weite Weiden und Paddocks das ganze Jahr über. Wir denken, dass sich der Große Schwarze im A-Stall sehr wohl fühlt. Er hat hier jede Menge Artgenossen im fortgeschrittenen Alter und für alle wird bestens gesorgt.
Es ist wunderbar, dass die Besitzerin ihre alten Pferde nicht vom Pferdehändler abholen ließ, sondern sich sehr gut überlegt hat, wo sie ihre Lieblinge unterbringen kann, nachdem sie sich selbst nicht mehr um ihre Freunde kümmern kann.
Die alten sind die besten - die Tiere und die Menschen.
– Jo Dantes
Was gibt es Schöneres, als die Tiere zu beobachten, ihr Verhalten zu lernen und die vielen Verknüpfungen vom Tier zum Menschen zu fühlen.
In diesem Sinne, herzlichst, Ihre Gisela
