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Heidi und Prinz

Die Kälbchen der Milchwirtschaft

Die Milchwirtschaft ist einer der wichtigsten Produktionszweige der deutschen und österreichischen Landwirtschaft. Doch was viele vergessen: Damit Kühe Milch geben, müssen sie jedes Jahr ein Kalb gebären. Die Aufzucht und Pflege der Kälbchen ist teuer und macht sie damit zu einem störenden „Nebenprodukt“ für die Landwirte. Besonders hart trifft es Bullenkälbchen wie Prinz. Ihr Weg führt sie in die Mast, und schlussendlich zum Schlachter.

Lautes Muhen begrüßte Tina Tulpe bei ihrem Ausflug durch die Eifel (Deutschland). Bei einem Milchviehbetrieb parkte sie, und wollte auch die Kälbchen in den Iglus streicheln. Nur eines wagte sich ins Freie und fing sofort an, an Tina Tulpes Hand zu nuckeln.  Frau Tulpe verliebte sich sofort in das Kälbchen, von dem sie annahm einen kleinen Bullen vor sich zu haben. Sie hatte schon viel über Bullenkälbchen in Milchviehbetrieben gelesen und auch davon, dass männliche Tiere in der konsumgetriebenen Milchwirtschaft keinen Platz haben.

Früher lieferten landwirtschaftliche Betriebe Milch und Fleisch. Viele Betriebe haben sich heutzutage spezialisiert, und halten statt der alten Rassen Hochleistungskühe, die durch einseitige Zucht ein Vielfaches der Milchmenge von vor einigen Jahrzehnten geben. In den 1950er Jahren produzierte eine Kuh etwa 2000 bis 3000 Liter Milch pro Jahr, heute sind bei Hochleistungskühen, insbesondere der Rasse Holstein Friesian, mehr als 10.000 Liter Milch pro Jahr keine Seltenheit mehr. Während des Höhepunktes der Laktation bedeutet das bis zu 60 Liter Milch pro Tag.  Was wirtschaftlich rentabel ist, führt jedoch zu einem großen Problem: Damit die Kühe weiterhin Milch geben, müssen sie immer wieder gebären. Doch wohin mit den Kälbchen?

(Foto: © Tina Tulpe)

Wohin mit den Kälbchen?

Nach der Geburt werden die kleinen Kälbchen meist sofort von der Mutter getrennt. Ihre ersten Lebenstage verbringen sie alleine in Kälberiglus. Viele weibliche Kälbchen wie Heidi, werden im Betrieb aufgezogen, um das Leben ihrer Mütter fortzuführen. Die hohe Milchleistung, die ihnen genetisch abverlangt wird, zollt ihren Tribut. Auf Kraftfutter angewiesen verbringen sie die meiste Zeit ihres Lebens im Stall, nach wenigen Jahren sind ihre Körper ausgelaugt. Oft werden sie dann – abgemagert und wertlos – zur Schlachtung verkauft. Hochleistende Milchkühe werden im Schnitt nur 4,5 Jahre alt während ihre natürliche Lebenserwartung bei gut und gerne 25 bis 30 Jahren liegt.

Bullenkälbchen aus Milchkuhbetrieben, wie Prinz, sind für die Landwirte jedoch meist ein großes Übel, denn ihre Aufzucht kostet und bringt wenig Ertrag. Die einseitige Züchtung auf hohe Milchleistung führt dazu, dass sie nur sehr wenig Fleisch ansetzen.  Bullenkälbchen werden so zu einem teuren „Nebenprodukt“ für die Milchwirtschaft. Ihr Weg führt sie über tagelange, qualvolle Transportwege in einen auf Kälbermast spezialisierten Betrieb, meist in den Niederlanden oder Spanien wo sie, auf engstem Raum gehalten, unnatürlich lange mit Milch ernährt werden damit ihr Fleisch weiß bleibt. Nach nur sechs bis acht Monaten endet Ihr Leben im Schlachthof.

(Foto: © RTL)

Prinz hatte einen Schutzengel

Dieser Weg wäre auch für Bullenkälbchen Prinz vorgesehen gewesen. Doch er hatte einen Schutzengel. Tina Tulpe engagierte sich für ihn. Über den langjährigen Paten Thorsten Sleegers wurde Verbindung zu Gut Aiderbichl aufgenommen, und sofort eine Zusage gegeben: Auf Gut Aiderbichl Iffeldorf ist Platz für das süße Kälbchen! Nach mehreren Telefonaten willigte der Landwirt ein, Frau Tulpe das Bullenkalb zu verkaufen, doch zu ihrer Überraschung handelte es sich dabei nicht um das kleine Kälbchen aus dem Iglu. Wie sie später erfuhr, war dieses Kalb ein weibliches Baby, und sollte eine leistungsfähige Milchkuh werden. Dieses Schicksal wollte Frau Tulpe für das kleine Tier nicht hinnehmen.  Nach zähen Verhandlungen konnte Sie auch dem zweiten Kälbchen auf Gut Aiderbichl ein sorgenfreies Leben schenken. „Zunächst wollte der Landwirt die Milchkuh unter keinen Umständen abgeben,“ so Tina Tulpe. „Die Mutter ist genetisch eine besonders leistungsfähige Milchkuh und Heidi war, anders als Prinz, wertvoll für den Betrieb. Doch der Landwirt bewies Herz und nach zähen Verhandlungen konnte ich auch Heidi freikaufen, und vor der Ausbeutung der Milchindustrie schützen.“
Rettungsaktionen wie die von Prinz und Heidi sind zum Schutz der Tiere unabdingbar, aber machen auch auf die Leidensgeschichte von Millionen Kälbchen aufmerksam. Solche Geschichten können nur beendet werden, wenn ein Umdenken in der Bevölkerung stattfindet,“ so Dieter Ehrengruber, Geschäftsführer und Stiftungsvorstand von Gut Aiderbichl.

(Foto: © RTL)

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