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Zum Weltpferdetag am 20.8.2023

Pferde haben eine Seele, die uns trägt

Aus der Sicht einer Aiderbichlerin

(geschrieben von Gisela Pschenitschnig)

Jeden Tag, wenn ich durch die Pferdestallgasse gehe, wird mir bewusst, welch kleiner Mensch ich vor diesen großen Pferden bin, die mir in der Früh neugierig entgegenschauen. Ich fühle mich unbedeutend und klein und bis vor einigen Jahren war da auch die Angst.

Irgendwann sollte ich lernen, dass diese Angst vor den großen, muskulösen Pferden mit den riesigen Hufen und ihrer Kraft durch Unwissenheit und falsches Verhalten entsteht. Michael Aufhauser meinte: „Ich denke, du möchtest, aber du traust dich nicht, ein Pferd zu streicheln. Hier, in dieser Stallgasse gibt es ein tolles Pferd, das dir die Angst nehmen kann, wenn du es zulässt!“. Larry wurde mein „Professor“.

Larry

Eleganz in Pferdegestalt

Larry, ein Oldenburger, kommt aus einem großen Dressur-Turnierstall. Dort galt er als talentiert, aber wenig ehrgeizig. Als es mit seiner Karriere vorbei war, durfte Larry bleiben. Er verstand jedoch nicht, dass die Bereiter an ihm meist vorbeigingen, um ein anderes Pferd aus der Box zu holen. Es wurde beschlossen, Larry ein glückliches Leben auf Gut Aiderbichl zu ermöglichen, und wird seit damals von seinen ehemaligen Besitzern nach wie vor tatkräftig unterstützt. Am Tag seiner Ankunft war alles sehr aufregend für ihn. Da wandte er sich dem großen Kaltblüter Krümmel zu. Die beiden wurden unzertrennliche Freunde, bis Krümmel, ein riesiger Brabanter mit der Seele eines Kätzchens, verstarb. Larry trauerte wochenlang, und nahm sich Hedy, ein deutsches Reitpony, mit in seinen Stall. Die beiden leben unzertrennlich seit vielen Jahren in unserem A-Stall, dem Altenstall.

Bimbo

Ein Friese aus dem Zirkus

Bimbo kam mit weiteren drei Friesen aus einem Zirkus. Dort zeigten sie einige Jahre ihre angelernten Kunststücke, bis der Zirkus aufgeben musste.  
Im Zirkus arbeiten Hengste. Noch vor der Ankunft auf Gut Aiderbichl wurden die Friesen in der Tierklinik kastriert. Bimbo zeigte einige Zeit sehr deutlich, dass er absolute Ruhe will. Er wollte auch keine Pferde um sich herumhaben, bis er sich eines Tages in die Ponys Amelie und Mariechen verliebte. Beide Ponys leben nun im B-Stall. Wie es im Leben so ist – Bimbo suchte sich eine neue Freundin, ihr Name ist Prinzessin.

Paula war erst 6 Monate alt

Der Schlachter in Italien wartete schon

Wussten Sie, dass Schlachtpferde an die 60 Stunden von Polen bis Frankreich im Transporter verbringen? Viele Pferde halten die lange Fahrt gar nicht durch, werden von den anderen niedergetrampelt und sterben. Unter ihnen sind junge, gesunde Pferde.

Das Schicksal wollte es, dass sich der Weg des jungen Fohlens mit dem Gründer von Gut Aiderbichl, Michael Aufhauser, kreuzte. Der Schlachter in Italien hatte schon auf Paula gewartet. Michael Aufhauser meinte immer: „Versucht die Menschen aufzuklären. Versucht zu fühlen, was ein Pferd leidet, wenn es auf den Schlachttransporter muss. Wenn ihr bei diesem Versuch Gänsehaut und Kälte spürt, dann ist das erst ganz wenig davon, wie sich ein Pferd fühlt. Wenn ihr dieses entsetzliche Empfinden den Menschen weitergeben könnt, dann wird vielleicht der letzte Weg des Pferdes zum Schlachter um einen halben Meter kürzer. Die Menschen müssen umdenken …“. Diese Worte begleiten mich seit vielen Jahren. Paula verstarb leider mit 24 Jahren.

Der Stress im Transporter zum Schlachthof

Fohlen werden geboren, um zu sterben, wenn die Zuchtnormen nicht stimmig sind. Wenn das Fohlen nicht dem Ideal entspricht, ist es Ausschussware. Nächster Schritt ist die Auktion. Hier werden die Fohlen von der Mutter getrennt, das Fohlen gehört ab nun dem Viehhändler und dann dem Pferde-Schlachthof.   

Wie fühlen sich Pferde, die den langen, qualvollen Weg vor sich haben? Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass das Eingesperrt-Sein, die räumliche Beengtheit, Geräusche oder Vibrationen die Pferde extrem stressen. In Folge wird das Immunsystem negativ beeinflusst, zu den physischen kommen noch psychische Probleme, große Erschöpfung und im Extremfall der Tod. Kann da die gesetzliche Vorschrift von 8 Stunden Fahrzeit am Viehtransport helfen?

Es ist die Anonymität der Tieropfer, die uns taub macht für ihre Schreie.

~ Luise Rinser

Lassen Sie sich von der Seele eines Pferdes tragen.

Ihre Gisela

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