Katze Lucy lebt in ihrer eigenen Welt
und wartet auf viele Streicheleinheiten
Seit vielen Jahren engagiert sich eine tierliebe Dame im Tierschutz. In ihrem privaten Bereich wohnen zahlreiche Pflegekatzen, die bis zur Vermittlung bei ihr leben. Die eigenen acht Katzen verstehen sich immer wieder gut mit allen Neuankömmlingen.
Seit einiger Zeit hatte sie eine ungefähr siebzehn Monate alte Katze bei sich, die eine ganz eigene, traurige Geschichte mitbringt.
Die kleine Lucy wollte man nicht mehr, weil sie blind und taub geworden war
Die menschliche Pflegemama hatte Lucy und ihr Geschwisterchen vermitteln können, und freute sich, dass die beiden Kätzchen eine sichere Zukunft vor sich hatten.
Nach einigen Monaten kam die kleine Lucy verstört und traurig wieder zu ihrer menschlichen Pflegemama zurück. Sie hätte eingeschläfert werden sollen, weil sie mit sechs Monaten plötzliche blind und taub geworden war. Lucy war natürlich desorientiert, weil sie aufgrund ihrer Blindheit keine visuelle Orientierung entwickeln konnte. Ihre kleinen Katzenohren reagierten auf keinerlei akustische Reize. Ein Leben in Taubheit und Blindheit – das ist für ein Tier ebenso eine Herausforderung wie für einen Menschen.
Was nun, kleine Lucy?
Lucy brauchte einen gesicherten Auslauf, viel Liebe, Geduld, Aufmerksamkeit und Zeit von Menschen, die sie streicheln und streicheln und streicheln …
Die Tierpfleger von Gut Aiderbichl haben jahrelange Erfahrung mit blinden Katzen, Hunden, Pferden usw. Lucy wurde im Heimathof Gut Aiderbichl Traisen aufgenommen, und wir haben den Eindruck, dass sie sich hier sehr wohl fühlt.
Lucys Handicaps spielen für unsere Mitarbeiterinnen und all die anderen Katzen, die in Traisen leben, keine Rolle. Sie hat einen sicheren Auslauf, liebt die Sonne auf ihrem kleinen Näschen, riecht gerne am Gras und an den Sträuchern. Sobald sie eine Pflegerin „wittert“, gibt sie zu verstehen, was sie gerne hätte: streicheln, streicheln, streicheln …. bis zum Umfallen streicheln. Zart streichelnde Menschenhände sind das Schönste für unsere kleine blinde, taube Lucy. Dann schließt sie ihre Augen und schnurrt das schönste Katzen-Schnurrelied, das man je gehört hat.
Euthanasie soll von Schmerzen erlösen, nicht vom Leben
Nichts im Leben ist perfekt. Vieles im Leben kann sich blitzschnell verändern, und zwar manchmal innerhalb kürzester Zeit.
Auf Gut Aiderbichl werden Tiere erlöst, wenn es keine medizinische Hilfe mehr geben kann, oder alte Tiere signalisieren „ich möchte nicht mehr essen, ich möchte keine Medizin mehr …. Ich möchte, dass du mich zur Regenbogenbrücke bringst…“.
Lucy ist – ausser, dass sie blind und taub ist – ein kerngesundes, liebenswertes und dankbares Mitgeschöpf. Wir würden uns über Menschen freuen, die sich Zeit nehmen können, um Lucy hin und wieder zu besuchen, und sie streicheln und mit ihr knuddeln. Vielleicht hat Lucy ja Glück, und es meldet sich der eine oder andere, der Zeit hat, unsere Lucy zu besuchen.
Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.
~ M. Gandhi