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Samurai

Man ist niemals zu alt, um neue Situationen anzunehmen

Wie so oft, musste ein Tier ein neues Zuhause finden, weil es dem Besitzer finanziell oder gesundheitlich nicht gut ging. Im Fall von Samurai trifft leider beides zu: die gesundheitliche und finanzielle Situation seiner Besitzerin wurden immer mehr zur Katastrophe für Mensch und Tier. 

Freunde der Pferdebesitzerin machten sich große Sorgen um Samurai, der sehr dünn im Stall stand. Seit Monaten konnte seine Besitzerin die Einstellgebühr nicht mehr bezahlen. Dieter Ehrengruber horchte auf, als er von dieser Situation informiert wurde, und trotzdem, dass die Aiderbichler Pferdestallungen voll sind mit tierischen Bewohnern, wurde Samurai aufgenommen.  

Chapeau lieber Samurai - Ein neues Zuhause im Alter von 29 Jahren

Samurais Besitzerin liebt ihn über alles. Viele Jahre hat er ihr Freude bereitet und sie waren ein tolles Team. Im Leben vieler Menschen gibt es leider immer wieder Ereignisse, die aussichtslos sind. Situationen, die die Menschen am Leben verzweifeln lassen. Sorgen und Ängste machen auf Dauer krank und irgendwann befindet man sich im dunklen Tunnel. Obwohl man weiß, dass es Menschen und – wie in diesem Fall – auch ein Tier gibt, das uns braucht, für die wir die Verantwortung übernommen haben, ist zwar der Wille, aber keine Kraft mehr vorhanden, um alles um sich herum physisch und psychisch zu schaffen. Nun ist die ehemalige Besitzerin wenigstens eine Sorge los. Sie kann ihren Samurai besuchen, wann immer sie möchte.  

Samurai selbst hat sich mittlerweile gut eingelebt. Die ersten Wochen stand er am liebsten etwas abseits von der neuen Pferdegruppe. Woran denkt er? Er verrät uns seine Geheimnisse nicht. Wir müssen ihn beobachten.
Am äußeren Erscheinungsbild erkennt man, dass Samurai im fortgeschrittenen Alter ist. Seine Augen übersehen nichts, seine Eleganz und seine Zurückhaltung lassen Samurai noch immer schön wirken. Samurai ist 29 Jahre alt, was in Menschenjahren 91 Jahre bedeutet.
Wir Menschen färben gerne unsere ersten grauen Haare, Pferde wie Samurai stört ihr graues Fell im Gesicht und am Körper nicht – sie tragen es mit Stolz. Besonders an den Ohren, Augen, ums Maul und auf der Stirn sind die ersten grauen Haare erkennbar. Im Alter verändert sich auch der Stoffwechsel des Pferdes und die jugendlichen Fettpolster werden abgebaut. Auch die Muskeln werden schwächer und verlieren ihre junge Erscheinung. Der gesamte Pferdekörper wirkt etwas schlaffer und schmaler. Das alles scheint Samurai nicht zu stören. Sein Bewegungsablauf ist nicht mehr der eines jungen Pferdes, sondern stumpfer und vielleicht braucht er auch längere Zeit, als ein junges Pferd, um in der Früh in die Gänge zu kommen.  

Alterssturheit gibt es auch bei Pferden

Samurai weiß, was er in der Vergangenheit geschafft und genossen hat, da darf er auch stolz und stur sein. Samurais Alterssturheit hat auch eine positive Seite, denn sie ist ein idealer Weg, um stressigen Situationen aus dem Weg zu gehen, und das kann Samurai perfekt. 

Pferde wie Samurai gewöhnen sich langsamer an neue Gegebenheiten, da sie körperlich und mental nicht mehr so flexibel und vielleicht nicht mehr so voller Elan sind, wie in jungen Jahren. Unsere Pferdewirte beobachten Samurai immer wieder in der Gruppe und behutsam wird er an die neue Lebenssituation herangeführt.  

Soziale Fellpflege – Kuscheln ist unverzichtbar

Der knapp 3-jährige Noriker David hat Samurai eigentlich als erstes Pferd signalisiert „Willkommen auf Gut Aiderbichl. Hier haben wir Pferde so ziemlich alles, was uns gefällt!“. Vielleicht erinnert Samurai der junge David an seine eigenen jungen, ungestümen Jahre? Jedenfalls ist David jenes Pferd, dass sich Samurai problemlos nähern darf.
Hat gegenseitige Fellpflege auch einen tieferen Sinn? Pferde betreiben die gegenseitige Fellpflege nicht mit jedem Artgenossen. Entscheidend ist das Vertrauensverhältnis. Kennen die Tiere sich nicht, halten sie eher höflichen Abstand zueinander. Das gilt auch für Pferde, die innerhalb der Herde unterschiedliche Ränge haben. Das Abknabbern des ganzen Körpers, vom Hals bis zum Schweif, über Bauch und Widerrist – das ist das kleine, zaghafte Vertrauen, das man langsam aus den Begegnungen von Samurai und David lesen kann. Auch ein gegenseitiges Kraulen der Mähne ist hier und da zu beobachten.  

Während Samurai beginnt sein neues Für-Immer-Zuhause zu mögen, denken die Pferdewirtinnen darüber nach, den betagten Samurai in den A-Stall zu überstellen. A-Stall bedeutet Altenstall, und hier leben unsere Pferde, die in die Jahre gekommen sind. Auch blinde Pferde leben in diesem besonderen Stall, wie beispielsweise Koby, die von Geburt an blind ist, und auch unsere Heustauballergiker verbringen ihr Leben im A-Stall. Alles läuft ruhiger und noch umsichtiger für die Pferde ab. Es soll ihnen gut gehen, und so wird alles unternommen, dass es den Tieren an nichts mangelt. Mal sehen, wie Samurai sich im Seniorenstall einfügt. Wir sind da sehr zuversichtlich, dass es ihm gefallen wird, und wir werden Ihnen darüber berichten.  

Pferde lügen nie und haben auch niemals ein materielles Denken. Sie leben in der Gegenwart, haben aus der Vergangenheit gelernt und interessieren sich nie für die Zukunft. - Jean-Claude Dysil

Wünschen wir Samurai noch eine gute Zeit auf Gut Aiderbichl und möge David in dieser Zeit sein bester Freund werden.  

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